Rauchen wird illegalNeuseeland will rauchfrei werden
Ziel des Landes ist es, eine komplett rauchfreie Generation zu erziehen. Allerdings gibt es noch einige ungelöste Probleme.
Angesichts der Tatsache, dass eine Pandemie seit fast zwei Jahren die Gesundheit von ziemlich vielen Menschen bedroht, ist manch anderes Thema ein wenig aus dem Fokus geraten. Zumindest waren es nicht Initiativen gegen das Rauchen, über die zuletzt geredet wurde. Am Donnerstag entschied dann der Europäische Gerichtshof, dass Zigarettenautomaten künftig mit Schockbildern versehen werden sollen. Neuseeland geht noch weiter und hat angekündigt, Rauchen gleich ganz illegal zu machen.
Es sei ein «mutiger» Vorschlag, den man da präsentiere, twitterte Ayesha Verrall, die für das Thema zuständige Gesundheitsministerin in Neuseeland, stolz. Und in der Tat: Neuseelands Illegalisierung von Tabakprodukten geht ziemlich weit, Ziel des Landes ist es, mit dem sogenannten «Smokefree 2025 Action Plan» eine komplett rauchfreie Generation zu erziehen.
Alle, die aktuell 14 Jahre alt oder jünger sind, werden in Neuseeland nie legal Tabak kaufen können, weil das Alter, ab dem Rauchen erlaubt ist, Jahr für Jahr angepasst wird. Zudem soll der Nikotingehalt pro Zigarette so niedrig werden, dass es einen entwöhnenden Effekt hat; nur noch ausgewählte Läden dürfen künftig Zigaretten verkaufen, und Suchtberatungsstellen bekommen mehr Geld.
Profitiert die organisierte Kriminalität?
«Wir wollen sicherstellen, dass junge Menschen niemals mit dem Rauchen anfangen», sagte Verrall, die als Ärztin selbst mit dem Thema zu tun hatte. «An all die Patienten, um die ich mich gekümmert habe, die von Tabak umgebracht wurden oder Schaden genommen haben – das ist für euch», schrieb sie auf Twitter. Um Handel und Industrie nicht zu stark zu belasten, ist eine Übergangsfrist von vier Jahren vorgesehen. Die Altersgrenzen sollen aber bereits von 2022 an gelten.
Ausgenommen von den Beschränkungen sind lediglich E-Zigaretten mit deutlich reduziertem Nikotingehalt. Besonders viel Gegenwind dürfte der «Smokefree Plan» aber sowieso nicht bekommen, er war einer der wichtigsten Punkte der neuseeländischen Labour-Partei im Wahlprogramm, auch die Legalisierung von Cannabis lehnte die nicht gerade rauchfreundliche Bevölkerung in einem Referendum ab.
Mit 11,6 Prozent (Zahlen von 2018) hat Neuseeland schon heute eine recht niedrige Raucherquote – in der Schweiz waren es 2017 27,1 Prozent. Dennoch sei Rauchen die häufigste vermeidbare Todesursache im Land, erklärte die Gesundheitspolitikerin. In Neuseeland qualmen viele Maori (29 Prozent), zudem sind die durch das Rauchen verursachten Schäden besonders in Gemeinden mit niedrigem Einkommen spürbar.
Die freiheitliche Partei «Act» kritisierte deshalb, durch die Reduzierung des Nikotingehalts müssten vor allem arme Leute in Zukunft mehr Zigaretten kaufen, um ihre Sucht zu stillen. Profitieren könnte womöglich auch die organisierte Kriminalität, zum Handel mit Drogen könnten in den kommenden Jahren Zigaretten als lukrativer Geschäftszweig hinzukommen. Ein Problem, das die Regierung erkannt hat – eine Lösung gibt es allerdings noch nicht.
Die Gesundheitsministerin jedenfalls wollte sich davon nicht die Grösse des Moments kaputt machen lassen. «Es ist ein historischer Tag für die Gesundheit unserer Bevölkerung», sagte sie. Und vielleicht ja auch einer, der den Rest der Welt dazu inspiriert, wieder über andere Gesundheitsthemen zu diskutieren.
Auch Massnahmen für die Schweiz?
In der Schweiz macht man sich ebenfalls Gedanken, wie man vor allem junge Menschen vom Rauchen abhalten könnte. Deshalb sollen die Zigaretten hierzulande drastisch teurer werden, wie die NZZ am Sonntag berichtete. Dabei fordert die Antitabak-Lobby die Verdoppelung des Preises für ein Päckli.
So soll die günstigste im Handel erhältliche Zigaretten-Box 10.20 statt 5.50 Franken kosten. Im Schnitt soll der Preis von acht auf rund 14 Franken angehoben werden.
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