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Happy Birthday
Weshalb der 1. Januar das häufigste Geburtsdatum ist

Der neu gewaehlte Bundesrat Beat Jans trifft sich auf dem Bundesplatz mit seinen Anhaengerinnen und Anhaengern, nach den Gesamterneuerungswahlen des Bundesrates durch die Vereinigten Bundesversammlung, am Mittwoch, 13. Dezember 2023 in Bern. (KEYSTONE/Jean-Christophe Bott)
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In Kürze:
  • Der 1. Januar ist der häufigste Geburtstag in der Schweiz.
  • Das Migrationsamt trägt für Geflüchtete oft den 1. Januar als Geburtsdatum ein.
  • AHV-Beitragspflichtige profitieren von einem fiktiven Januar-Geburtsdatum.

Der mit Abstand häufigste Geburtstag in der Schweiz ist der 1. Januar. 58’260 Einwohnerinnen und Einwohner der Schweizer Bevölkerung haben laut dem Bundesamt für Statistik an diesem Tag das Licht der Welt erblickt. An anderen Tagen sind es durchschnittlich 24’000 Personen.

Wie ist dieser auffällige Unterschied zu deuten? Der Liebesgott Amor hat seine Pfeile jedenfalls nicht im Spiel. Die Erklärung könnte unromantischer gar nicht sein: In den meisten Fällen hilft das Staatssekretariat für Migration nach. Geflüchtete, die den Tag ihrer Geburt nicht genau kennen oder nicht angeben, erhalten jeweils den 1. Januar als Geburtsdatum; amtlich angeordnet, gewissermassen.

Die Gründe für diese Unkenntnis sind unterschiedlich. In bestimmten Kulturkreisen ist der Geburtstag schlicht nicht so wichtig. Zum Beispiel in Somalia, wo man vor allem den Todestag einer Person feiert – ihr Geburtstag ist oftmals unbekannt.

In einigen Herkunftsländern sind Hausgeburten noch üblich, vor allem in ländlichen Regionen oder in benachteiligten sozialen Schichten. In diesen Fällen haben die betroffenen Personen oft keine legalen Dokumente, um den Tag ihrer Geburt zu belegen. In manchen Ländern wie zum Beispiel Marokko registrierten die Behörden früher jeweils nur das Geburtsjahr, aber nicht das Geburtsdatum.

Einige Gesuchsteller machen absichtlich keine Angaben, um ihre Identität zu verschleiern oder um mögliche Rückschiebungen zu erschweren. Problematischer wird die Sache, wenn das Migrationsamt minderjährige Asylsuchende als Erwachsene registriert, wie eine «Blick»-Recherche einst zeigte. Der Vorwurf stand im Raum, dass das Migrationsamt Kinderflüchtlinge zu Volljährigen mache, um sie einfacher abschieben zu können.

Aber auch Herausforderungen mit unterschiedlichen Kalenderrechnungen führen dazu, dass viele Geflüchtete ihr Geburtsdatum nicht genau angeben können. Ein Beispiel: Der nach gregorianischem Kalender 8.6.1990 ist im iranischen Staatskalender äquivalent mit dem 18.3.1369, im vorislamischen Kalender mit dem 14.12.1359. Die Umrechnung ist mitunter kompliziert und umständlich. Manch einem Beamten reisst dabei der Geduldsfaden, und er schreibt kurzerhand den 1. Januar hin.

Vor einigen Jahren schrieben die Schweizer Behörden noch das Datum 00.00 hin, was den Betroffenen aber viel Ärger einbrachte. Etwa am Zoll oder in einer Bank. Auf Anregung des damaligen FDP-Nationalrats Kurt Fluri änderte der Bundesrat die Rechtsgrundlagen 2018, sodass die betroffenen Personen «ein vollständig erstelltes Geburtsdatum» erhalten.

So kommt es, dass das Migrationsamt gelegentlich in die Rolle des administrativen Geburtshelfers schlüpft. Immerhin haben die Geburtstagskinder noch die Möglichkeit, im Privaten ihren Geburtstag zu feiern, wann immer sie wollen; eine amtliche Anordnung zum Feiern des Geburtstags gibt es zum Glück nicht.

Und für die AHV ist der 1. Januar ebenfalls von Vorteil: Wer im Januar statt im Dezember auf die Welt gekommen ist, muss elf Monate weniger in das Sozialwerk einzahlen. Der Grund ist, dass die Beitragspflicht am Anfang und am Ende des Berufslebens gewissen Regeln folgt. Für die AHV beginnt die Rentenberechnung jeweils am 1.1. des Kalenderjahres, welches auf die Vollendung des 20. Altersjahrs folgt.

Wer sich also mit dem leicht zu merkenden Datum des 1. Januar angefreundet hat, dem sei ein amtliches Happy Birthday gewünscht.