Baubewilligung für Zürcher NeubauHerzog & de Meuron dürfen Unigebäude für 600 Millionen bauen
Der Stadtrat hat den Neubau für die Universität Zürich der Basler Stararchitekten bewilligt. Die Bauarbeiten sollen in diesem Herbst beginnen – sofern keine Rekurse eingehen.
Es gilt als Herzstück und Wahrzeichen des neuen Hochschulquartiers in Zürich: das Bildungs- und Forschungszentrum Forum UZH an der Einmündung der Gloriastrasse in die Rämistrasse. Heute steht an der Stelle noch eine alte Turnhalle. Vor ziemlich genau einem Jahr hat das Zürcher Kantonsparlament 600 Millionen Franken für das neue Universitätsgebäude gutgeheissen.
Der Neubau wird unter anderem fünf Hörsäle, eine grosse Bibliothek, Seminarräume, ein Forum als Treffpunkt und vier Sporthallen umfassen und 6000 Studierenden Platz bieten. Vor dem Gebäude entsteht ein öffentlicher Park.
Jetzt ist das Leuchtturmprojekt einen entscheidenden Schritt weiter. Die Bausektion des Zürcher Stadtrats mit André Odermatt, Simone Brander und Filippo Leutenegger hat den Neubau bewilligt, wie aus dem 34-seitigen Bauentscheid vom 26. März hervorgeht.
«Eigener zeitgenössischer Ausdruck»
«Das Gebäude überzeugt mit einem eigenen zeitgenössischen Ausdruck, der Bezüge schafft und sich im Umfeld der historisierenden Architektur der bestehenden Institutionsgebäude besonders gut einfügen kann», heisst es im Entscheid. Die erhöhten Gestaltungsanforderungen wie auch die besondere Rücksichtnahme zu den potenziellen Schutzobjekten würden erfüllt.
Im Beschluss der Bausektion schwingt viel Wohlwollen für das Projekt der Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron mit. Diese zählen zu den bekanntesten Schweizer Architekten und haben mit Bauten wie der Elbphilharmonie in Hamburg, der Allianz-Arena in München, dem Roche-Turm in Basel oder Museumsbauten in London und San Francisco internationale Bekanntheit erlangt.
Lob für «grosszügigen Stadtplatz»
Nach Ansicht des Stadtrats überwindet das Forum-UZH-Gebäude geschickt die unterschiedlichen Terrainhöhen und bildet mit einer repräsentativen Fassade einen «stimmigen Auftakt an der Rämistrasse».
Wie die bereits bestehenden Institutsgebäude sei das kompakte, solitär stehende Hauptgebäude von der Strasse zurückversetzt angeordnet. Auf dem vorgelagerten Sockel entstehe ein erhöhter, grosszügiger Stadtplatz, welcher als Ergänzung zum zukünftigen Gloriapark «städtebaulich sehr überzeugend ist und für das ganze Hochschulgebiet einen ortsbaulichen Gewinn darstellt».
Politisch war das Bauvorhaben trotz der hohen Kosten im Grundsatz wenig umstritten. Im Kantonsrat kamen allerdings von bürgerlicher Seite auch einige kritische Töne. So sprach ein FDP-Vertreter von einem «gigantischen Projekt, das an Masslosigkeit grenzt». Für die GLP handelt es sich um einen Bau mit «Vorzeige- und im besten Fall Vorbildcharakter für den Städtebau», dennoch bleibe es «ein Prunkbau».
Auf der linken Ratsseite überwog die Freude über einen Kanton, der so viel Geld für die universitäre Bildung ausgibt.
Bezug im Spätsommer 2030
Sofern keine Rekurse eingehen, wird mit den Bauarbeiten in diesem Herbst begonnen, wie es bei der kantonalen Baudirektion heisst. Zuerst ist eine Schadstoffsanierung und anschliessend der Rückbau der Turnhalle geplant. Im Frühling 2025 sollen dann die eigentlichen Neubauarbeiten starten. Läuft alles nach Plan, kann das Forum UZH im Spätsommer 2030 eröffnet werden.
Herzog & de Meuron bauen derzeit in Zürich noch ein weiteres prestigeträchtiges Gebäude: den Kinderspital-Neubau in der Lengg, der im Herbst bezogen werden soll. Dieses Projekt ist vergangene Woche in die Schlagzeilen geraten, weil sich das Kinderspital in finanzieller Schieflage befindet und der Kanton es mit einer 135-Millionen-Franken-Spritze vor der Zahlungsunfähigkeit retten muss. Einer der Hauptgründe für das Finanzloch ist der Neubau. Er sollte zu Beginn 600 Millionen Franken kosten. Inzwischen sind es 761 Millionen.
Das sorgt für Kritik. Den Auftrag für den Neubau an zwei Stararchitekten zu vergeben, die damit ein Denkmal setzen, sei ein unverantwortlicher Entscheid der Leitungsgremien, sagte der bekannte Herzchirurg Thierry Carrel in der «SonntagsZeitung». Auch Kantonspolitiker setzen Fragezeichen. «Wir brauchen Funktionsbauten, nicht zukünftige Denkmalschutzobjekte», sagte SVP-Kantonsrat Pierre Dalcher in der NZZ.
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