Rochaden im Wochentakt Mit diesen Männern will die Migros die Preise senken
Der oberste Chef Mario Irminger drückt aufs Gas. Er fusioniert Abteilungen und holt verschiedene neue Topmanager, die beim Sparen helfen sollen.
Die Migros treibt ihren Umbau rasch voran. Vor zwei Wochen kündigte sie den Verkauf einiger M-Electronics-Filialen an Media-Markt an, nächste Woche soll entschieden werden, wie es mit SportX weitergeht. Der Umbau zielt darauf ab, die Effizienz der Migros-Gruppe zu steigern und günstigere Preise an den Supermarktkassen anzubieten.
Migros-Chef Mario Irminger macht in hohem Tempo vorwärts. Mindestens wöchentlich, zum Teil im täglichen Takt, vermeldet die Migros, welche neuen Manager die neue Strategie umsetzen sollen.
Top-Einkäufer aus Deutschland geholt
Grosse Hoffnung setzt Irminger auf Florian Decker. Der 42-Jährige ist Top-Einkäufer bei Edeka. Für den 70-Milliarden-Konzern mit Sitz in Hamburg verantwortete er mehrere Jahre den Einkauf von Getränken, Drogerieartikeln, Tiefkühlkost, Frischprodukten, Brot- und Backwaren. Später wurde er Geschäftsführer des Bereichs Eigenmarken.
Bei der Migros wird Decker einen neu geschaffenen Bereich leiten, in dem die Migros viel Einsparpotenzial sieht: die gemeinsame Beschaffung für Migros, Denner, Migrolino und Migros Online. Diese vier Firmen werden ihren Einkauf zentralisieren und gleichzeitig enger mit der niederländischen Einkaufsorganisation Everest Fresh zusammenarbeiten.
Durch mehr Volumen will die Migros günstigere Preise erreichen – etwa beim Einkauf von ausländischen Früchten und Gemüsen. Wie die «Handelszeitung» berichtete, werden Denner und Migros auch bei der Ausschreibung und Beschaffung für Eigenmarken enger zusammenarbeiten.
Mit Decker als neuem Beschaffungschef könne die Migros «die internationale Partnerschaft mit Edeka ausbauen», liess Mario Irminger verlauten. Die Migros liefert etwa Kaugummi der Eigenmarke Skai an Edeka, zudem vertreibt Edeka die Coffee-B-Produkte der Migros.
Chief Transformation Officer kommt von Valora
Sparen will die Migros auch durch Zusammenlegungen. Die Abteilung Nachhaltigkeit ist künftig keine eigenständige Direktion mehr, sondern wird mit der Direktion Wirtschaftspolitik zusammengelegt. Neuer Chef wird Christopher Rohrer. Der frühere Denner-Mann ist seit Anfang Jahr bei der Migros als Nachhaltigkeitschef im Amt.
Ausserdem will die Migros ihre gesamte Wertschöpfungskette optimieren. Dazu holt sie Thomas Eisele an Bord. Er soll die verschiedenen Schritte von der Entwicklung der Produkte bis zur Kundenzufriedenheit analysieren und aus jedem Bereich möglichst viel herausholen. Als neuer Chief Transformation Officer wird der 49-Jährige den zurzeit laufenden Umbau der gesamten Gruppe steuern und gemeinsam mit den jeweils betroffenen Geschäftsbereichen umsetzen. Eisele kommt von Valora, wo er als Chef der Sparte Food Service seit zehn Jahren der Geschäftsleitung angehört.
Seit dieser Woche ist ausserdem die verschlankte Organisation der Supermarkt AG in Kraft – und deren Chef Peter Diethelm hat sogleich einen Neuzugang bekannt gegeben: Stefan Zuercher tritt per Januar in die Geschäftsleitung ein, ausserdem übernimmt er den Bereich Near/Non-Food anstelle von Ruth Vögtlin, die die Migros aufgrund ihrer Pensionierung verlässt. Als Chef von Near/Non-Food wird sich der 43-Jährige etwa um Abwaschmittel, Papeterie oder Pfannen kümmern. Ziel dabei: Besonders die Eigenmarken will die Migros möglichst preisgünstig anbieten.
Geringer Frauenanteil im Top-Management
Damit besteht die Leitung der Supermarkt AG künftig fast nur noch aus Männern. Neben sieben Kollegen sitzt einzig Miriam Richter in diesem Gremium. Sie leitet die Direktionen Food und Frische, die ebenfalls zusammengelegt werden, mit dem Ziel, die Abläufe zu vereinfachen. Sandra Stöckli hat die Leitung der Direktion Frische Ende Juni aus persönlichen Gründen abgegeben, wie die Migros bekannt gab. Sie wird das Unternehmen nach den Sommerferien verlassen.
Auch auf der obersten Managementstufe, in der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bunds, ist der Frauenanteil mit zwei von sechs Mitgliedern bescheiden – insbesondere für einen Konzern, der sich laut eigenen Angaben «aktiv für die Förderung von Chancengleichheit einsetzt» und dafür mit externen Organisationen wie Advance, Equal Voice United und Swiss Diversity zusammenarbeitet.
Über das ganze Personal gesehen beschäftigt die Migros fast 60 Prozent Frauen.
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