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Intime Einblicke auf Netflix
Im Bett mit dem traurigen Robbie Williams

Robbie Williams. Robbie William in Robbie Williams. Cr. Courtesy of Netflix © 2023
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Robbie Williams lässt die Hosen runter. Buchstäblich. In der neuen, vierteiligen Netflixserie «Robbie Williams» sitzt der 49-Jährige fast die ganze Zeit auf seinem Bett und trägt dabei nichts als eine schwarze Unterhose und ein Muskelshirt. Fahl und etwas verzottelt wirkt er im spärlich beleuchteten Schlafzimmer, wie jemand, der es nicht schafft, aufzustehen.

Vor ihm ein Laptop, auf dem er sich Videomaterial seines turbulenten Lebens in der Öffentlichkeit anschauen soll. Die ersten zappeligen Choreografietrainings mit Take That, die einen vorlauten, aber innerlich unsicheren 16-Jährigen zeigen.

«Ich werde gleich mit ansehen, wie jemand einen Nervenzusammenbruch hat.»

Robbie Williams

Einer seiner prägendsten Tiefpunkte war, als er mit 32 trotz Panikattacken zwei Konzerte durchstehen musste, die live übertragen wurden. Da gibts auch Videos, an die er sich nicht erinnern kann, weil der Mann, der darauf zu sehen ist, voll ist mit Drogen, Alkohol und Medikamenten.

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Manche Erinnerungen sind so schmerzhaft, dass Williams den Bildschirm zuklappen muss. «Ich werde gleich mit ansehen, wie jemand einen Nervenzusammenbruch hat.» Je länger die Serie dauert, desto passender wirkt das trostlose Setting.

Kontrast zu Goldenboy Beckham

Hier ist nicht mehr viel vom schillernden, rotzigen Popstar von einst zu sehen, der verschiedene Musikrekorde knackte. Dem energetischen Sexsymbol, das Fans in Ekstase versetzte. Hier sitzt der Ehemann und vierfache Vater und wirkt verletzlich, fast schon lethargisch, während er versucht, den Dämonen seiner Vergangenheit ins Auge zu blicken.

Robbie Williams. Robbie William in Robbie Williams. Cr. Courtesy of Netflix © 2023

Was für ein Kontrast zum top gestylten Goldenboy David Beckham, diesem dauerlächelnden, fitten, entspannten Ex-Fussballer, der mit der Netflixserie «Beckham» seit Wochen begeisterte Zuschauerinnen und Zuschauer an den Bildschirm fesselt – auch solche, die sich nicht im Geringsten für Fussball interessieren.

Das ist natürlich auch dem hochkarätigen Ensemble zu verdanken, das den 48-Jährigen in der Serie flankiert und kommentiert – allen voran die reizende Victoria Beckham. Robbie Williams hingegen ist in der Serie fast die ganze Zeit allein. Die Aussensicht von Weggefährten fehlt im Gegensatz zur «Beckham»-Serie komplett, was ein Manko ist.

Einzig sein langjähriger Musikerfreund und Produzent Guy Chambers kommt in der Doku auf alten Aufnahmen zu Wort, dazu platzt gelegentlich seine elfjährige Tochter Teddy ins Schlafzimmer und stellt Fragen wie «Wen hast du am meisten gehasst und warum?» (Williams’ Antwort: Take-That-Kollege Gary Barlow.)

Und in der letzten Folge redet kurz seine Ehefrau, die amerikanische Schauspielerin Ayda Field Williams, über ihr missglücktes erstes Date und darüber, wie sie im drogenabhängigen britischen Popstar ihren Seelenverwandten erkannte.

Die Parallelen

So unterschiedlich die Beckham-Doku von Oscarpreisträger Fisher Stevens («The Cove») und die Williams-Doku von Joe Pearlman («Lewis Capaldi: How I’m Feeling Now») sind, so unterschiedlich, wie die Superstars mit dem Ruhm umgehen konnten: Zwischen den beiden gibt es einige Gemeinsamkeiten.

  • Aus dem Nichts zum Star

Beide sind in britischen Arbeiterfamilien aufgewachsen, beide wurden in jungen Jahren zu Stars, Schritt für Schritt von einem Zirkus aus Boulevardmedien, Paparazzi und obsessiven Fans begleitet.

Robbie Williams. Robbie William in Robbie Williams. Cr. Courtesy of Netflix © 2023

Beckham verstand schnell, dass er diese Aufmerksamkeit in lukrative Werbeverträge ummünzen konnte, und lächelte Kritik einfach weg. Der stets strauchelnde Williams hingegen, der sich nach Normalität im Ruhm sehnte, realisierte schmerzlich: «Ich kann nie niemand sein. Ich bin jemand.»

Leider werden der familiäre Hintergrund von Williams und sein Einstieg bei der erfolgreichsten britischen Boygroup seit den Beatles in der Serie gänzlich ausgespart, ebenso die zwei Jahre zwischen seinem ersten tiefen Fall und dem Riesenerfolg mit «Angel» – ein Manko im Vergleich zur «Beckham»-Serie, die auch dank Beckhams Eltern nahbarer wirkt.

  • Die Ablehnung in der Heimat

Sowohl Robbie Williams als auch David Beckham hatten es zuweilen schwer in ihrem Heimatland. Bei Beckham war es eine Rote Karte im WM-Achtelfinal gegen Argentinien, die ihn ab Sommer 1998 zur meistgehassten Person Grossbritanniens machte – man gab ihm die Schuld am WM-Aus der Nati.

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Williams stand wegen seiner Eskapaden ständig in der Kritik, allen voran bei den Boulevardblättern «Star», «Mirror» und «The Sun». «Egal, was ich tue, singe oder sage: In meiner Heimat hasst mich die Presse. Egal, wie gut es ist», bemerkte er im Video von damals und ergänzt heute: Er habe versucht, selbstbewusst zu sein, weil Selbstbewusstsein essenziell sei für seinen Job. «Aber ich las nur Mist. Ich glaubte meiner Presse.»

Dass dies bei beiden Männern Wunden hinterlassen hat, kommt in den Dokus gut zum Ausdruck.

  • Glücklich mit einem Spice Girl

FRANCE - JANUARY 20:  Victoria Adams and David Beckham in Cannes, France on January 20, 2001.  (Photo by Alain BENAINOUS/Gamma-Rapho via Getty Images)

Posh Spice und der Superstar von Manchester United: Victoria Adams und David Beckham wurden mit Anfang 20 zum Glamourpaar, auf das bis heute alle Augen gerichtet sind. Robbie Williams war ebenfalls mit einem Spice Girl liiert: Geri Halliwell alias Ginger Spice. Er sei das erste Mal glücklich gewesen, kommentiert er die Videoaufnahmen von damals. Bis die Beziehung in die Brüche ging. Williams gibt der Klatschpresse und dem Rampenlicht die Schuld.

  • Die USA als Rettung

Mit 31 Jahren tat David Beckham etwas, das bis heute kaum ein Fussballfan versteht: Er wechselte von Real Madrid zu LA Galaxy in den USA. Für seine Ehe scheint es nach den Fremdgehgerüchten und dem Paparazzi-Albtraum in Spanien die Rettung gewesen zu sein. Für Robbie Williams erwies sich die USA, die Heimat seiner Frau, ebenfalls als positive Wende: «Was ich von den USA brauchte, war nicht der Durchbruch, sondern Heilung.»

  • Die Familie als sicherer Hafen

Vier Kinder und eine Seelenverwandte als wichtige Stütze: Auch diese Gemeinsamkeit teilen die beiden Männer. In «Beckham» ist Victoria mindestens so präsent wie David – und hat sich für viele zum Liebling der Serie gemausert.

Ayda Field Williams taucht erst in Folge 4 von «Robbie Williams» kurz auf: Die riesige Bedeutung, die sie für ihn hat, ist aber schon nach wenigen Minuten deutlich spürbar – ein Lichtblick in der Serie und in seinem Leben. «Ich bin bei allem unsicher ausser bei Ayda.»

Für ihn sei es ein Happy End, resümierte der Popstar zum Schluss, nun fühle er sich befreiter. Es fällt nach dem Abspann schwer, es ihm zu glauben.

Robbie Williams attends the launch of the Robbie Williams pop up in Covent Garden to celebrate his Netflix documentary, “Robbie Williams” at the London Film Museum on November 1, 2023 in London, England. (Photo by StillMoving.Net for Netflix)