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Robbie Williams am Zürich Openair
«Danke, Schweiz, dass du mir einen Zufluchtsort bietest»

Ein begnadeter Live-Entertainer: Der britische Pop-Star Robbie Williams scheint mit sich selbst im Reinen zu sein.
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Ein dezenter Aufgalopp ist nicht Robbie Williams’ Ding, natürlich nicht. Noch bevor das Publikum des Zürich Openairs den britischen Superstar am Dienstagabend richtig zu Gesicht bekam, dröhnte der Hit «Let Me Entertain You» in die Menschenmenge herein. Dann stand er da, in goldenen Glitzerkleidern. «Scream, Zurich – I am Robbie fucking Williams!»

In Williams' Eröffnungssong geht es eigentlich nicht um einen Entertainer. Sondern um einen Mann, der verzweifelt versucht, jemanden ins Bett zu kriegen. Diese Zeiten scheinen bei Williams vorbei zu sein. Jedenfalls betonte er in einer seiner zahlreichen Ansagen, dass ein guter Entertainer sein Publikum liebe – er das aber in den 90ern ein wenig zu wörtlich verstanden habe.

«Heute Abend wird eine Therapie für mich sein», kündigte der 49-Jährige an, der während seines anderthalbstündigen Auftritts immer wieder auf sein fortschreitendes Alter hinwies, dieses beklagte und gleichzeitig darüber witzelte. Auf seine Vergangenheit als Mitglied der Boyband Take That blickte er auch zurück: «1990 gegründet, zur gleichen Zeit wie ein Junge in Basel den Tennisschläger entdeckte. Sein Name war…Roger Federer.» Ein No-brainer – und trotzdem ohrenbetäubender Jubel (ob Federer, der letzthin verschiedene Grosskonzerte besucht hat, sich im Publikum befand, war bis Redaktionsschluss nicht bekannt). 

Robbie und Take That

Williams ist ein Bühnentier und der geborene Unterhalter. Wenn er sich wohlfühlt – und das tut er sofort, wenn das Publikum jubelt – baut er das Musikprogramm gerne zu einem Gespräch mit den Fans aus. In Zürich gar mit einzelnen Zuschauerinnen und Zuschauern, etwa mit einem Rafael oder einer Céline, die zu seinen unfreiwilligen, aber überglücklichen Sparring-Partnern wurden. Ob sie Kinder hätten? Er selber habe vier, obwohl er als junger Mann nie welche wollte.

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Es folgten Erzählungen von dunklen Tagen und Ängsten und von seiner Geschichte als Überlebender. Kokain, Zerwürfnis mit Take That, Ausflug zum Glastonbury-Festival, der sein Leben für immer verändert habe. Zur Versöhnung mit seinen ehemaligen Kumpels stimmte er «Back for Good» an, perfekt gesungen, auch die hohen Passagen, die früher seine Band-Nemesis Gary Barlow übernommen hatte. 

Bisschen pathetisch? Natürlich, aber wenn jemand so viel Charme besitzt wie Williams, spielts keine Rolle. Dann hat man selbst in einer gigantischen Menge das Gefühl, man höre einem guten Freund zu. Ausserdem hat der Mann tatsächlich ein Leben voller Höhen und Tiefen hinter sich. Bewunderung und Spott, Sucht und Genesung – kaum ein anderer Superstar war immer wieder Idol und Aussenseiter zugleich. Und wenn so einer dann eine melancholische Hymne wie «Feel» anstimmt, kann man sich der Gänsehaut nicht erwehren. Bei der Ballade «Angels» verwandelte sich das Openair gar in einen gigantischen Karaoke-Event. 

Superpositive Ausstrahlung

Auch ein Oasis-Cover hatte Williams mit «Don't Look Back In Anger» im Programm, obwohl er mit der Band zwischenzeitlich verfeindet war. Aber auch hier: Vergessen und vergeben. Er lehnte sich sogar in bester Liam-Gallagher-Pose nach vorne und wölbte seinen Kopf zum Mikrofonständer. 

Robbie Williams scheint nach einem Vierteljahrhundert im Showbusiness mit sich selbst im Reinen zu sein, bei bester Gesundheit und mit einer superpositiven Ausstrahlung – was in Zürich in einen fröhlichen und bewegenden Abend mündete. «Danke, Schweiz, dass du mir und meiner Familie einen Zufluchtsort bietest», sagte Williams, der in Genf einen Wohnsitz hat, als Letztes. Das Publikum, auffällig heterogen, fast wie an einem Volksfest, feierte ihn umso mehr.

Let me entertain you? Sofort und immer wieder, Mr. Williams.