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Krieg in Nahost
Kann Israel die iranische Atombombe verhindern?

A handout picture released by the official website of the Iranian President Hassan Rouhani, shows him (R) and Iran's Atomic Energy Organisation chief Ali Akbar Salehi (2nd from R) listening to a technician in the control room of the Bushehr nuclear power plant in the Gulf port city of Bushehr on January 13, 2015. Rouhani implicitly warned US lawmakers against adopting any new sanctions linked to Iran's controversial nuclear programme, saying they would fail as his country was beginning to exit the sanctions-era. AFP PHOTO / IRANIAN PRESIDENCY WEBSITE / MOHAMMAD BERNO 
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Wie gross ist das iranische Atomprogramm?

Das iranische Atomprogramm ist seit Jahren im Fokus der israelischen Sicherheitspolitik. Regierungschef Benjamin Netanyahu hat die jahrelangen Genfer Verhandlungen zwischen den USA und dem Iran, begleitet von China, Russland und den sogenannten G-3-Staaten Deutschland, Frankreich und Grossbritannien, stets bekämpft. Ziel der 2015 geschlossenen Wiener Nuklearvereinbarung war, Teheran am Bau von Atomwaffen zu hindern. Der Iran verpflichtete sich, sein Nuklearprogramm zu begrenzen und Kontrollen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) zuzulassen. Im Gegenzug wurden die Sanktionen reduziert.

Die iranische Führung hat das Atomprogramm wieder ausgeweitet, nachdem US-Präsident Donald Trump im Mai 2018 einseitig aus dem Abkommen ausgestiegen war. Dazu gehören neue Anlagen, mehr Zentrifugen und ein Überschreiten der festgesetzten Limite bei der Urananreicherung. Nach dem IAEA-Bericht vom August 2024 besitzt der Iran 164,7 Kilo an 60 Prozent angereichertem Uran, was für den Bau von vier Atombomben reichen würde, wenn Teheran kurzfristig die Anreicherung auf 90 Prozent hochfährt. 

IAEA-Generaldirektor Mariano Grossi kann nicht mit Sicherheit sagen, ob iranische Spezialisten einen Teil der Zentrifugen versteckt haben und die eigene Urananreicherung heimlich vorantreiben. Iranische Offizielle haben mehrfach betont, dass Teheran die Kenntnisse besitze, eine Waffe zu bauen. US-Geheimdienste gehen davon aus, dass dies innerhalb von zwei Monaten möglich ist.

Über welche Atomanlagen verfügt der Iran?

Der Iran verfügt über fünf wichtige Atomfabriken. Die älteste Anlage ist das Kernkraftwerk Bushehr am Persischen Golf. Zudem besitzen die Mullahs ein Technologiezentrum in Isfahan, die Atomfabrik Natanz, die zwei Anreicherungsanlagen mit 14’000 Zentrifugen betreibt, die hochmoderne unterirdische Anlage Fordow, die über 1000 der modernsten Zentrifugen vom Typ IR-6 verfügt, und der sich im Bau befindende Schwerwasser-Forschungsreaktor Arak, der mittlerweile in Khondab umgetauft wurde und 2026 in Betrieb gehen soll. In Teheran steht noch das nukleare Forschungszentrum TNRC, in dem Plutoniumtrennverfahren, Uranumwandlung, Laseranreicherung und Plutoniumproduktion stattfinden.

Was kann Israel gegen die iranische Infrastruktur ausrichten?

Israelische Luftangriffe im Iran sind logistisch möglich, aber schwierig. Wegen der Entfernung von mehr als 1500 Kilometern, wobei die Flugzeuge den Luftraum Saudiarabiens, Jordaniens, des Irak und eventuell der Türkei zu durchqueren haben. Kampfjets und Bomber schaffen die Distanz, müssen jedoch je nach Auftrag und Umfang spätestens beim Rückflug in der Luft aufgetankt werden. Das dürfte die Kapazitäten an Tankflugzeugen ans Limit bringen. Und die Hilfe der USA erfordern. Zudem muss die Luftflotte – Experten rechnen bei einem Grossangriff mit rund 100 Maschinen – mit erheblichem Widerstand rechnen. Die Atomanlagen des Iran sind besonders gesichert. Die Anlage Fordow 160 Kilometer südöstlich von Teheran verfügt über ein weitverzweigtes Tunnelsystem, es wurden Stollen tief in den Berg hineingetrieben. Die Anlage Natanz liegt tief unter der Erde.

Um die Befestigung zu knacken, müssten israelische Flugzeuge bunkerbrechende Waffen wie die GBU-31-Bombe mitführen, die kürzlich im Libanon eingesetzt wurde, um Hizbollah-Chef Hassan Nasrallah zu töten. Ob dieser Sprengsatz bei den Atomanlagen wirklich funktionieren würde, ist offen. Laut Experten würde lediglich die präzisionsgelenkte bunkerbrechende GBU-57A/B den Job erledigen, weil sie vor der Explosion 60 Meter Fels oder Beton durchschlagen kann. Doch die Superwaffe ist 6 Meter lang und wiegt 15 Tonnen, zu schwer für die F-15-, F-16- und F-35-Kampfjets der Israelis. Nur ein B2-Bomber der USA wäre dazu in der Lage.

Welche Alternativen hat die israelische Führung?

Israel kennt die Anlagen genau, der Geheimdienst Mossad hat iranische Sicherheitsbehörden infiltriert. Ein israelischer Luftangriff auf Fordow unweit von Teheran und Natanz hätte symbolische Bedeutung, um zu zeigen, dass die israelische Führung hart zuschlägt. Doch ein solcher Schritt wäre hochgefährlich, weil eine Beschädigung der aktiv betriebenen Urananreicherungsanlagen die Gefahr eines radioaktiven Fallouts beinhaltet. Mit allen Folgen. Zudem ist keinesfalls gewährleistet, dass die Einrichtungen komplett zerstört werden. Alternativ könnte wichtige Infrastruktur für den Unterhalt der Zentrifugen bombardiert werden, um das Atomprogramm auszubremsen.

Auch Sabotage ist eine Option. Bereits 2008 hatten amerikanische und israelische Spezialisten im Rahmen der Geheimoperation «Olympische Spiele» einen Cyberangriff auf Natanz per Stuxnet-Computerwurm lanciert, der damals 2000 von 8700 Zentrifugen beschädigte oder zerstörte. Der «erste Cyberangriff als Massenvernichtungswaffe», wie es damals hiess. Doch das Schadprogramm entkam, verbreitete sich weltweit und infizierte Zehntausende IT-Systeme in rund 100 Ländern. Auch Cyberangriffe haben ungewollte Konsequenzen. Israels Cyberexperten sind herausragend, doch eines können sie nicht: das nukleare Wissen zerstören, das iranische Wissenschaftler über Jahre erworben haben.