Verzicht auf BundesratskandidaturAuch er will nicht: Christophe Darbellay bringt die Mitte in Not
Der Walliser Staatsrat Christophe Darbellay will nicht zurück nach Bern. Läuft es jetzt auf eine wilde Kandidatur hinaus?
Lange hatte er zugewartet. Sehr lange. Einen Tag vor Ablauf der Frist bestellte der Walliser Bildungs- und Wirtschaftsminister die Medien aus dem ganzen Land in eine Turnhalle in Charrat bei Martigny. Um 17.30 Uhr begann Darbellay zu reden – und er redete und redete. Acht Minuten brauchte er, bis er der Kandidatur für das mächtigste Amt in der Schweizer Politik eine Absage erteilte. Dann war klar: Auch Christophe Darbellay kandidiert nicht als Bundesrat. (Lesen Sie hier: Nach Darbellay-Absage – Das ist die Liste der möglichen Amherd-Nachfolger)
Zeitweise wirkte es fast so, als würde dies kaum jemand mehr bedauern als Darbellay selbst. Er habe sehr viel Zuspruch erhalten «von Freunden und Feinden» in den letzten Tagen, aus der Partei und der Bevölkerung, und das Amt hätte er sich zugetraut, so Darbellay. Aber: «Es wäre in dieser Situation nicht möglich gewesen, meine ganze Energie in eine Bundesratskandidatur zu legen.» Sein Herz habe entschieden. Und das Herz sei im Wallis.
Sein Interesse war auf Kritik gestossen
Tatsächlich hatte sein Liebäugeln mit dem Bundesrat im Wallis für Kritik gesorgt. Am 2. März sind dort kantonale Wahlen – zehn Tage vor der Bundesratswahl. Eine Doppelkandidatur hätte Herausforderungen mit sich gebracht. Darbellay hatte deshalb schon vor seiner Entscheidung von einem «schlechten Timing» gesprochen. Wieso dann dieses lange Zögern? Nutzte Darbellay eine mögliche Bundesratskandidatur für den Wahlkampf im Wallis? «Mumpitz. Ich habe es wirklich von A bis Z geprüft», sagt Darbellay dazu.
Damit bleiben mit Nationalrat Markus Ritter und dem Zuger Regierungsrat Martin Pfister zwei Mitte-Kandidaten. Am letzten Freitag hatte die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür abgesagt, gleichentags auch der Bündner Regierungspräsident Marcus Caduff. Damit ist die Liste der Absagen auf eine beeindruckende Länge angewachsen: Gerhard Pfister, Philipp Bregy, Martin Candinas, Isabelle Chassot. Am Montag haben auch die Nationalrätinnen Elisabeth Schneider-Schneiter und Nicole Barandun ihren Verzicht erklärt, um nur einige zu nennen.
Die Mitte versandte ein verzweifeltes Schreiben
In ihrer Verzweiflung hat die Findungskommission der Mitte in den letzten Tagen sogar ein Schreiben an alle 41 Regierungsrätinnen und Regierungsräte weitergeleitet, in dem der Ablauf des Nominationsverfahrens erklärt wird – dies bestätigte der Zuger Gesundheitsdirektor Martin Pfister gegenüber der «SonntagsZeitung».
Es gab zwischenzeitlich aber auch Fürsprecher für ein Mitte-Einerticket. «Ich würde es begrüssen, wenn Markus Ritter als alleiniger Kandidat vorgeschlagen wird», sagte Alt-Mitte-Nationalrat Alois Gmür. Besser nicht, sagte der SP-Nationalrat Roger Nordmann in der «Schweiz am Wochenende»: «Eine Einerkandidatur ist für uns nicht akzeptabel. Das würde für uns bedeuten: Wir sind frei, zu tun, was wir wollen. Dann käme für uns sogar ein Bundesratsmitglied der Grünliberalen infrage.»
Als mögliche Kandidatin wird die Zürcher Ständerätin Tiana Angelina Moser genannt. Doch Jürg Grossen, Parteipräsident der Grünliberalen, winkte ab, der Sitz gehöre der Mitte.
Kandidat Markus Ritter ist ein Risiko
Klar ist jedoch: Markus Ritter als einziger Kandidat wäre für die Mitte mit politischen Risiken verbunden. Das sah auch Christophe Darbellay in der Turnhalle von Charrat so: «Eine Einerkandidatur wäre riskant. Mehrere Kandidaten wären besser.» Auch wenn er sich auf keinen Fall einmischen wollte.
Offiziell von der Fraktion aufgestellt werden die Kandidaten am 22. Februar, die Wahl findet am 12. März statt.
Dann ist auch klar, wie sich die Beinahe-Kandidatur von Christophe Darbellay für ihn politisch ausgewirkt hat. Raum zur Verbesserung hat der Walliser Staatsrat. Vor vier Jahren wurde er im zweiten Wahlgang mit dem schlechtesten Ergebnis gewählt.
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