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Nach Hamas-Tweet
Dozent fristlos entlassen – Untersuchung gegen Institutsleiterin

Dekan Peter J. Schneemann, Rektor Christian Leumann und Generalsekretär Christoph Pappa (v. l.) informieren zu den Massnahmen, die die Universität Bern ergriffen hat.

Die Uni Bern greift durch. Sie leitet eine Administrativuntersuchung beim Institut für Studien zum Nahen Osten und zu muslimischen Gesellschaften ein. Während dieser Untersuchung wird die Co-Institutsleiterin Serena Tolino von ihren Aufgaben entbunden.

Der Dozent, der «inakzeptable» Tweets veröffentlichte nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, wird fristlos entlassen. «Die Universität verurteilt jegliche Art von Gewalt und deren Unterstützung», sagte Rektor Christian Leumann an einer Medienkonferenz.

«Für uns ist klar geworden, dass wir Anpassungsbedarf haben bei persönlichen Beziehungen, wie sie in diesem Fall gegeben waren: zwischen einer Co-Institutsleiterin und einem Dozenten.» Laut Leumann ist es zu einem «Loyalitätskonflikt» gekommen.

Co-Leiterin übernimmt Aufgaben

Als weitere Massnahme zur Wiederherstellung der Glaubwürdigkeit wird die Administrativuntersuchung eingeleitet. Bis zu deren Abschluss wird die Co-Institutsleitung von ihren Aufgaben entbunden, die Leitung wird von Co-Direktorin Nijmi Edres übernommen.

Die administrative Untersuchung wird Antonio Loprieno leiten. Er war Rektor der Universität Basel und ist damit eine externe Person. Die Wahl soll unterstreichen, dass der Uni Bern eine lückenlose Aufklärung wichtig ist.

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Unklar ist, wie lange der nun fristlos entlassene Dozent schon durch antisemitische Äusserungen aufgefallen war. Studierenden zufolge wurde die Universität bereits vor einigen Jahren darauf aufmerksam gemacht. Rektor Leumann sagt jedoch, die Unileitung sei darüber nicht im Bilde gewesen.

Doch genau solche Fragen würden nun im Rahmen der Administrativuntersuchung geklärt. «Wir möchten aus dieser Aufklärung die entsprechenden Schlüsse ziehen können, um zu wissen, wie die Universitätsleitung in Zukunft mit solchen Situationen umgehen soll.»

Terrorattacke der Hamas gelobt

Der Dozent der Universität Bern verherrlichte in einem Beitrag auf X (ehemals Twitter) die Terroroffensive der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober. Er bezeichnete den Angriff als «bestes Geschenk, das ich vor meinem Geburtstag bekommen habe». Die Uni und insbesondere das betroffene Institut für Studien zum Nahen Osten und zu muslimischen Gesellschaften sahen sich seither mit einem Sturm der Entrüstung konfrontiert. Sogar Drohmails gingen ein.

Schon 2013 fiel der Dozent und wissenschaftliche Mitarbeiter mit einem fragwürdigen Tweet auf, in dem er einen Holocaust-Witz machte. Nach seinem erneuten Tweet stellte ihn die Uni nun am Mittwoch vergangener Woche frei.

Doch das genügte nicht, um die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen. Die Unileitung musste sich die Frage gefallen lassen, weshalb der aus Ägypten stammende Dozent überhaupt angestellt wurde. Anstoss erregte insbesondere, dass das Institut von dessen Ehepartnerin geleitet wird.

Strafrechtliche Untersuchung geplant

Trotz der nun angekündigten Massnahmen ist die Glaubwürdigkeit der Uni Bern angekratzt. Das zeigt auch die Interpellation, die als Reaktion auf die Vorfälle im bernischen Grossen Rat eingereicht wurde. Die zwei SVP-Grossräte Mathias Müller und Barbara Josi sowie der GLP-Grossrat Alain Pichard wollen wissen, wie der Kanton Bern sicherstellt, dass an seinen Bildungsinstituten kein extremistisches und antisemitisches Gedankengut verbreitet wird.

Weitere Untersuchungen sollen zudem zeigen, ob die verbreiteten Posts auch strafrechtlich relevant sind.