Mitt Romney zieht sich zurückEr war der letzte aufrechte Republikaner
Ex-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney kandidiert nicht mehr für den Senat. Damit verlieren die Republikaner einen Politiker, dem sein moralischer Kompass meist wichtiger war als Linientreue.
Mitt Romney ist vielleicht der einzige republikanische Politiker, der keine Angst vor Donald Trump hat. In beiden Impeachment-Verfahren gegen den ehemaligen Präsidenten hat er für eine Verurteilung gestimmt. Das hat sich sonst niemand aus der Grand Old Party getraut. Soeben hat Romney angekündigt, im kommenden Jahr nicht zur Wiederwahl als Senator des Bundesstaates Utah anzutreten. Die Republikaner verlieren damit einen Politiker, dem sein moralischer Kompass meist wichtiger war als Linientreue.
Romney macht keinen Hehl daraus, was er von Trump hält, er nennt ihn «Betrüger» und «Schwindler».
Bis zum Ende der Legislaturperiode im Januar 2025 bleibt er im Senat, was bedeutet, dass es noch einige Gefechte zwischen ihm und Trump geben wird. Romney macht keinen Hehl daraus, was er von Trump hält, er nennt ihn «Betrüger» und «Schwindler». Trump revanchiert sich, indem er oft daran erinnert, dass Romney in der Präsidentschaftswahl von 2012 scheiterte, und zwar «wie ein Hund». Zudem nennt er ihn einen «Wichtigtuer».
Auch andere republikanische Politiker haben Trump in der Vergangenheit kritisiert. Doch früher oder später reihten sie sich hinter Trump ins Glied ein, verabschiedeten sich aus der Politik oder halten sich im Hintergrund.
Legendenstatus unter den Wendehälsen hat sich der Senator Lindsey Graham aus South Carolina erarbeitet, der Trump einst als Rassisten und Heuchler bezeichnete und sich nach der Wahl von 2016 an dessen Rockzipfel hängte.
Bald soll ein Trump-Buch erscheinen
In den vergangenen Monaten hat Romney mit einem Journalisten an einem Buch über seine Karriere gearbeitet. Es soll im kommenden Monat erscheinen, und wie zu hören ist, will er darin unter anderem enthüllen, was führende Republikaner im Privaten zu ihm über Trump sagten. Das wird ihn in der so weit nach rechts gerückten Partei nicht beliebter machen.
Romney wurde in Michigan geboren, später liess er sich in Boston, Massachusetts, nieder und häufte als Investor einigen Wohlstand an. Er ging in die Politik, wurde Gouverneur. 2008 wollte er republikanischer Präsidentschaftskandidat werden und unterlag John McCain. 2012 obsiegte er in der republikanischen Vorwahl, verlor aber die Präsidentschaftswahl gegen Barack Obama. Dass er sich 2018 erfolgreich als Senator in Utah bewarb, lag vor allem daran, dass er Mormone ist. Utah ist der Heimatstaat der Mormonen in den USA.
Ein «durchgeknallter Marxist»
An keinem anderen Politiker lässt sich so genau ablesen, wie sehr die Republikanische Partei sich in den vergangenen Jahren verändert hat. Romney glaubt an niedrige Steuern und den kleinen Staat, darin ist er ein typischer Republikaner. Aber er glaubt auch, dass die Politik den Ärmsten helfen und entschiedener gegen den Klimawandel vorgehen muss. Deshalb wurde er 2012 Präsidentschaftskandidat der Republikaner.
Heute würde er mit diesem Programm als «Rino» beschimpft, als «Republican in Name Only». In weiten Teilen seiner Partei gilt er als durchgeknallter Marxist.
Eine opportunistische Wende
Der vielleicht interessanteste und womöglich fragwürdigste Moment in Romneys Karriere ereignete sich kurz nach Trumps Wahl im Jahr 2016. Es hiess damals, Romney könne sich Hoffnungen machen, Aussenminister zu werden. Auf einmal verstummte seine Kritik an Trump. Er pries ihn als den «Mann, der uns führen kann». Erst nachdem das Amt anderweitig vergeben war, kehrte Romney zurück zu seiner kritischen Haltung.
Seinen Rückzug aus der Politik begründet er nun unter anderem mit seinem Alter. Er ist 76 Jahre alt, und er sagt, dass jetzt die nächste Generation übernehmen müsse. Damit verbindet er ausdrücklich die sicherlich vergebliche Hoffnung, dass der 77 Jahre alte Trump und der 80 Jahre alte Biden seinem Beispiel folgen.
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