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Neuer Premier in Bulgarien
Mit Kiril Petkow kann der Wandel kommen

Wuchs in Kanada auf und machte seinen Master in Harvard: Kiril Petkow, Bulgariens neuer Premier.
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Nach einer Reihe gescheiterter Anläufe bekommt Bulgarien nun wohl eine neue Regierung – und zwar eine, die mit gewaltigen Ansprüchen antritt. Stimmt das Parlament wie geplant zu, dann wird Kiril Petkow der neue Ministerpräsident des südosteuropäischen EU-Landes. Wofür seine Regierung stehen soll, das fasste er am Wochenende so zusammen: «Null Toleranz für Korruption und völlige Transparenz.»

Bei der Parlamentswahl Mitte November – es war bereits die dritte in diesem Jahr – hatte Petkows Partei mit dem programmatischen Namen «Wir setzen den Wandel fort» (PP) mit 25,67 Prozent die meisten Stimmen erzielt, vor der langjährigen, als korrupt geltenden Regierungspartei Gerb, die auf 22,7 Prozent kam. Es galt als durchaus wahrscheinliches Szenario, dass eine Koalitionsbildung abermals scheitern würde.

Die neue Regierung müsse ein teuflisches Machtgefüge abbauen und es mit Korruption und Gesetzlosigkeit aufnehmen, sagt Präsident Radew.

Dass nun doch ein Bündnis unter der Führung der PP zustande kam, ist auch eine Genugtuung für Staatspräsident Rumen Radew, der kürzlich im Amt bestätigt wurde. Er hatte sich auf die Seite der Protestierenden gestellt, die im vergangenen Jahr zu Zehntausenden gegen die endemische Korruption und die systematische Begünstigung von Oligarchen unter der Gerb-Regierung des Langzeitpremiers Bojko Borisow auf die Strasse gegangen waren.

Stellt sich auf die Seite der Reformer: Der unlängst im Amt bestätigte Staatspräsident Rumen Radew. 

Als die erste Parlamentswahl dieses Jahres, im April, kein funktionierendes Regierungsbündnis hervorgebracht hatte, setzte Radew eine Expertenregierung ein. Kiril Petkow wurde kommissarischer Wirtschaftsminister. Der 41-Jährige verbrachte seine Jugend in Kanada, studierte dort zunächst Biologie und Chemie, sattelte auf Betriebswirtschaft um und machte seinen Master in Harvard. In Bulgarien gründete er mehrere Unternehmen.

Während er kommissarisch das Wirtschaftsministerium führte, übernahm sein früherer Hochschulkollege Assen Wassilew das Finanzministerium. Zusammen gründeten sie im Sommer die neue Partei «Wir setzen den Wandel fort», mit der sie nun die Mehrheit erzielt haben – und den Auftrag zur Regierungsbildung durch ihren Förderer, Präsident Radew. Der gab ihnen am Samstag grosse Worte mit auf den Weg: Sie und ihre Koalitionspartner stünden in der Verantwortung, «ein teuflisches Machtgefüge abzubauen und es mit Korruption und Gesetzlosigkeit aufzunehmen, mit Ungleichheit, Ungerechtigkeit und der Unterwanderung des Staats».

Bevölkerung schrumpft rasant

Die Koalitionspartner, das sind: die aus der früheren Kommunistischen Partei hervorgegangenen Sozialisten, die 2014 einmal selbst von Anti-Korruptions-Protesten aus der Regierung getrieben worden waren und diesmal gut 10 Prozent der Stimmen erzielten. Hinzu kommen die Protestpartei «Es gibt so ein Volk» des Entertainers Slawi Trifonow und das Bündnis Demokratisches Bulgarien.

Petkow zeigte sich für bulgarische Verhältnisse optimistisch, dass das Bündnis halten wird: «Es ist unser Ziel, das Land für die Dauer von vier Jahren zu regieren», sagte er. Zu tun gibt es genug: Das Land hat seiner jungen Generation wenig Perspektiven zu bieten; wer kann, wandert aus. Die Bevölkerung schrumpft rasant. Obendrein wütet das Coronavirus so ungebremst wie kaum anderswo in Europa; die Impfquote ist die niedrigste in der ganzen EU.

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Ein aus Brüsseler Sicht gewichtiges Problem dürfte allerdings auch unter der neuen Regierung so schnell nicht verschwinden: Bulgarien blockiert die Beitrittsgespräche der EU mit dem Nachbarland Nordmazedonien – verbunden etwa mit der Forderung, die dortige Regierung müsse zunächst offiziell anerkennen, dass die Landessprache lediglich ein Dialekt des Bulgarischen sei. Die bulgarische Position «bleibt, wie sie ist», stellte Petkow am Wochenende klar, wenngleich man durchaus «Fortschritte machen» und an «guter Nachbarschaft» arbeiten wolle. Seine Regierung werde aber, das fügte er abschliessend hinzu, grundsätzlich für bulgarische Interessen eintreten.