Papablog: Uninteressierte Väter«Mit Babys kann ich nichts anfangen»
Viele Männer finden Kinder erst interessant, wenn sie sprechen und Fussball spielen können. Sie liegen komplett falsch.
Es gibt Leute, die sagen: «Ich kann mit Babys nicht so viel anfangen.» Das ist völlig okay – wenn die Leute 15 sind, 35 und kinderlos oder 60 mit erwachsenen Kindern. Ich bin nur immer etwas ratlos, wenn jemand diesen Satz auf sein eigenes Baby bezieht.
Ernste medizinische Bindungsstörungen mal ausgenommen, frage ich mich, was dahintersteckt. Oft hört man die Aussage von Vätern, völlig selbstverständlich und in zelebrierter Männlichkeit vorgebracht: «Babys sind einfach uninteressant. Fakt!»
Wenn Vati es gar nicht erst versucht
Hier eine Vermutung: Manche jungen Männer verinnerlichen das schon früh im Leben. Sie nehmen es einfach an, ohne dass sie je länger als fünf Minuten mit einem Baby in Kontakt standen. Kommt ihnen dann ihr erster eigener Breimarder ins Haus, bietet das vermeintliche Naturgesetz gleich die Entschuldigung, sich nicht kümmern zu müssen. Von der Logik her ist das natürlich an den Babylöcklein herbeigezogen. Sich um ein Neugeborenes zu kümmern, bedingt nicht, dass man es spannend findet. Es ist eine Arbeit, die schlicht erledigt sein muss.
Warum sind vor allem Väter von diesem Phänomen betroffen? Weil die Gesellschaft es ihnen durchgehen lässt. Man stelle sich eine Mutter vor, die generös schwafelt, dass sie sich dann schon für ihr Kind interessieren werde, sobald es reden und tschüttelen kann. Puh. Sagen wir mal so: Ich wünsche ihr keine Ohren am Rücken.
Natürlich sind nicht alle Väter so. Vielleicht sogar nur ein kleiner Teil. Aber denen, die es betrifft, möchte ich zurufen: «Lass dich doch einfach mal auf dein Baby ein, Stefan. Regelmässig und auch mal lange Zeit am Stück. Nur du, Mia-Josephine, die Wickeltasche und ein guter Vorrat Milch.»
«Oha, das Baby kommuniziert!»
Babys können nämlich mehr, als man ihnen von weitem zutraut. Mit ihren Bezugspersonen interagieren zum Beispiel. Und witzig sein.
Bevor Sie denken, «blöder Tschannen, hält sich wieder für was Besseres», will ich Ihnen ein düsteres Geheimnis verraten: In meinen 20ern dachte ich genau gleich, und ich habe es bei entsprechenden Gelegenheiten bestimmt auch ausgesprochen: «Mit Babys kann ich nicht viel anfangen.»
Dann ward mir ein Brecht geboren, und meine Güte lag ich falsch. Babys sind grossartig. Sie haben ein angenehmes Abtropfgewicht, lachen über einfachste Witze, und es ist ihnen noch nicht peinlich, von Vati beschmust zu werden. Ein Baby, das gerade die Welt entdeckt, kann weit interessanter sein als das sechsjährige Kind, das dauernd die gleichen Rollenspiele spielen will. Kein Mensch hat mich je so regelmässig zum Lachen gebracht wie meine beiden Kinder im Babyalter.
Hier sprechen die Emotionen
Leider habe ich kein Baby mehr. Beebers ist seit letzter Woche ein einjähriges Kleinkind. Es kommt auch keins mehr nach, obwohl ich langsam verstehe, warum Eltern nach abgeschlossener Familienplanung doch noch mal ... Aber nein, nicht bei uns. Man muss auch abschliessen können.
Aufgewühlt bin ich trotzdem. Nie mehr Babyvater sein. So traurig. Sehe ich andere Väter, die sich um ihre Babys foutieren, möchte ich ihnen aktuell ganz gerne eins mit dem auf eBay ausgeschriebenen Kinderwagen überziehen. (Und ihnen das Baby stehlen, aber so etwas darf man ja höchstens in Klammern schreiben.)
Vielleicht muss ich auch einfach akzeptieren, dass nicht alle Väter die gleiche Einstellung zu Babys haben. Dann lassen Sie es mich folgendermassen sagen: Mit manchen Vätern kann ich nicht so viel anfangen.
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