Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Psychologie von Entscheidungen
Wie Babys Spielsachen auswählen

Welches Klötzchen soll es denn sein? Die Wahl mag zufällig sein, die Interpretation aber nicht.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Wurst oder Käse aufs Brot? Grüner oder blauer Pullover? Film A oder B im Kino? Jeden Tag treffen wir Tausende Entscheidungen, ohne lange darüber nachzudenken. Dabei gehen wir davon aus, dass wir Dinge wählen, die uns gefallen. Studien haben bereits nahegelegt, dass dies mitunter auch umgekehrt funktioniert: Menschen mögen Dinge, nachdem sie sich einmal dafür entschieden haben – auch wenn diese Wahl nur zufällig erfolgt ist.

Die Wissenschaftler der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore wollten nun herausfinden, wann sich dieses Verhalten entwickelt. Wie sie im Fachblatt «Psychological Science» berichten, prüften sie das mit Versuchen an Babys im Alter zwischen 10 und 20 Monaten. Im Labor boten sie den Kindern zwei Objekte zum Spielen an, wobei es sich um gleich helle und farbenfrohe Stoffklötze handelte. Beide lagen gleich weit von einem Baby entfernt, das entweder zu dem einen oder aber zu dem anderen krabbeln musste: eine zufällige Wahl also.

Babys entscheiden sich gegen ein vorher verschmähtes Spielzeug

Nachdem sich die Babys eines der Spielzeuge ausgesucht hatten, nahmen es die Forscher weg und kamen mit einer neuen Option zurück. Die Babys konnten nun wählen zwischen jenem Objekt, das sie beim ersten Mal verschmäht hatten, und einem neuen Spielzeug. «Die Babys entschieden sich zuverlässig dafür, mit dem neuen Gegenstand zu spielen und nicht mit dem, den sie vorher nicht ausgewählt hatten», sagt Co-Autorin und Kognitionswissenschaftlerin Lisa Feigenson, die die Entwicklung von Kindern erforscht. «Als ob sie sagen würden: ‹Hmm, ich habe diesen Gegenstand beim letzten Mal nicht ausgewählt, ich glaube, er gefiel mir nicht besonders›.»

In weiteren Versuchen entschieden die Forscher selbst, mit welchem der Objekte die Babys spielen mussten. Dann war keine Vorliebe mehr beobachtbar: Entfalle die eigene Entscheidung, verschwinde das Phänomen, erläutert Feigenson. Und Erstautor Alex Silver ergänzt: «Sie wählen wirklich nicht aufgrund von Neuheit oder tatsächlicher Vorliebe.» Das sei überraschend: «Wir würden nicht erwarten, dass Babys schon solche methodischen Entscheidungen treffen.»

«Wir rechtfertigen unsere Wahl im Nachhinein.»

Lisa Feigenson, Johns Hopkins University

Für die Wissenschaftler gibt ihre Studie Einblick in den Ursprung des Verhaltens, das Feigenson wie folgt auf den Punkt bringt: «Ich habe das gewählt, also muss es mir gefallen. Ich habe dieses andere Ding nicht gewählt, also muss es nicht so gut sein.» Auch Erwachsene würden derartige Schlussfolgerungen unbewusst ziehen: «Wir rechtfertigen unsere Wahl im Nachhinein.» Gerade in der heutigen Konsumkultur habe das Sinn, da Menschen jeden Tag willkürliche Entscheidungen treffen müssten – von Zahnpastasorten über Automarken bis hin zu Jeansmodellen.

Die Baby-Studie lege nun nahe, dass die Entwicklung einer Vorliebe aufgrund einer getroffenen Auswahl intuitiv sei – und fundamental für menschliches Verhalten. «Unsere Ergebnisse tragen zu unserem Verständnis der Rolle von Entscheidungen im Säuglingsalter bei und zeigen, dass Babys ihre Präferenzen durch ihre eigenen Entscheidungen beeinflussen», schreiben die Autoren abschliessend. «Diese Arbeit eröffnet die Möglichkeit, zu fragen, ob auch andere Aspekte der Entscheidungsfindung ihre Wurzeln sehr früh im Leben haben.»