Kommentar zur Bio-StrategieWarum die Migros beim Biolabel zurückkrebst
Nach der Abschaffung des Nutri-Score ändert die Migros auch ihre Bio-Strategie. Nur noch Schweizer Produkte sollen die Knospe erhalten, ausländische nicht – aus Kostengründen.
«Migros setzt den Fokus auf Schweizer Bio-Landwirtschaft», so der Titel einer Medienmitteilung des Detailhändlers vom Donnerstag. Viel Schönes ist darin zu lesen, von der guten Partnerschaft zwischen der Migros und Bio Suisse und dem Bekenntnis zur Schweizer Bio-Landwirtschaft und der Förderung einheimischer Produktion. So viel Schönes, dass man fast übersehen könnte, was am Ende der Mitteilung steht.
Nämlich Folgendes: «Importierte sowie im Ausland produzierte Produkte (…) werden weiterhin mindestens EU-Bio-Standard haben. Sie werden aber nicht auf die Knospe von Bio Suisse umgestellt (…).»
2022 hatte die Migros angekündigt, auch bei ihren importierten Bio-Produkten, die mit dem eigenen Migros-Bio-Label ausgezeichnet sind, auf die strengeren Richtlinien von Bio Suisse setzen zu wollen. Im Gegensatz zum EU-Bio-Standard müsste dann beispielsweise der ganze Betrieb biologisch geführt werden. Auch sind beispielsweise die Anforderungen bezüglich der Tiernahrung schärfer.
Geld sparen für den Preiskampf
Dass die Migros nun bei den Bio-Suisse-Produkten zurückkrebst, hat sich in den letzten Monaten schon abgezeichnet. Denn die neue Führungscrew unter Peter Diethelm und Mario Irminger will wieder auf kostengünstigere Produkte für die breite Bevölkerung setzen. Die Zertifizierung durch Bio Suisse verschlingt Millionen an Lizenz- und Markennutzungsgebühren. Wegen der anspruchsvolleren Richtlinien wären zudem in der Lieferkette höhere Rohstoffpreise angefallen.
Diese Kosten will sich die Migros wohl sparen, wie dies auch Lidl und Aldi tun, von denen sich die Migros in Zukunft keine Marktanteile mehr abjagen lassen will. Coop bleibt bei der Nutzung des Knospelabels auch für Produkte aus dem Ausland alleine auf weiter Flur. «Wo die Knospe abgebildet ist, ist unser Bekenntnis zur Schweizer Bio-Landwirtschaft drin», wird Peter Diethelm, CEO der neuen Migros Supermarkt AG, zitiert. Das stimmt. Umso wichtiger wird es für anspruchsvolle Kundinnen und Kunden zukünftig sein, auf das Symbol zu achten.
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