Harte ArbeitsbedingungenMigros Online lässt Mitarbeitende zu schwere Boxen heben
Die körperliche Belastung beim Online-Lebensmittelhandel der Migros soll derart hoch sein, dass Angestellte krank werden. Danach erhalten sie die Kündigung.

Die Arbeit bei Migros Online macht krank. So lautet das Urteil von Arbeitsmedizinern in einem Beitrag der SRF-Sendung «Kassensturz». Demnach sind Angestellte des Online-Lebensmittelhändlers derart hohen Belastungen ausgesetzt, dass sie ihrem Körper schaden.
Wie hart die Arbeit im Warenlager ist, zeigt der Beitrag am Beispiel von Lida Nachreiner. Die 43-Jährige war bis letzten Sommer bei Migros online in Pratteln angestellt und stellte dort bestellte Lebensmittel in Boxen zusammen.
Um die Produkte zusammenzusuchen, musste sie grosse Distanzen zurücklegen – im Schnitt fast 19 Kilometer pro Tag. Zu schaffen machte ihr aber vor allem das Heben der bis zu 30 Kilogramm schweren Boxen. Laut Arbeitsgesetz dürfte eine Frau in ihrem Alter maximal 13 Kilogramm heben und das auch nur gelegentlich. Trotzdem musste Nachreiner rund 15-mal pro Stunde die schweren Kisten auf ein Förderband heben.
Krankgeschrieben und dann gekündigt
Nach anderthalb Jahren machte ihr Körper diese Strapazen nicht mehr mit. Nachreiner wurde mit einer Schleimbeutelentzündung und Gelenkschmerzen krankgeschrieben. Vier Monate später erhielt sie dann die Kündigung von Migros online.
Kein Einzelfall, sagt Roman Künzler von der Gewerkschaft Unia gegenüber SRF. Demnach habe man Kenntnis von einem Dutzend Angestellten, die wegen des Hebens von zu schweren Gewichten krankgeschrieben und nach Ablauf der gesetzlichen Sperrfrist entlassen wurden.
Migros Online betont, dass man die gesetzlichen Rahmenbedingungen und Sperrfristen bei Kündigungen immer einhalte und der Entscheid nie leichtfertig getroffen werde. Zu der hohen Belastung meint der Onlinehändler: «Wir nehmen die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeitenden sehr ernst und sind uns unserer Verantwortung bewusst.»
Arbeitsinspektorat stellt Mängel fest
Nach ihrer Kündigung im Sommer 2024 informierte Lida Nachreiner das Arbeitsinspektorat Baselland und die Suva. Letzten Herbst kontrollierte ein Arbeitsinspektor das Verteilzentrum in Pratteln und stellte tatsächlich mehrere Mängel fest. Im Fokus stand das Heben von zu schweren Gewichten über die Schulter.
Angestellte sagen, seither habe Migros online sie angewiesen, schwere Gewichte zu zweit zu heben. Laut dem Unternehmen evaluiere man weitere Verbesserungen wie Schulungen zur sicheren Handhabung von Lasten.
Fehler gefunden?Jetzt melden.