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Interview mit dem obersten Migros-Chef
«Das Momentum für tiefgehende Einschnitte ist nun gegeben»

Mario Irminger, Praesident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes waehrend einer Medienkonferenz am Freitag, 2. Februar 2024 in Zuerich. Der Detailhandelskonzern sucht neue Besitzer für die Reisetochter Hotelplan, die Kosmetik- und Hygienetochter Mibelle sowie für Melectronics und SportX. Das fuehrt zu einem grossen Stellenabbau. Die aktuelle Fokussierung werde bei der Migros Gruppe zu einem Abbau von bis zu 1500 Vollzeitstellen fuehren, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag.  (KEYSTONE/Michael Buholzer)
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Herr Irminger, an der Medienkonferenz haben Sie ein paarmal geschmunzelt bei Journalistenfragen. Ist dies kein trauriger Tag für Sie – oder ist er wenigstens historisch bedeutend?

Ich musste schmunzeln, weil ich diese Fragen erwartet habe, und nicht deshalb, weil dies ein unbedeutender Tag ist. Es ist für eine Firma viel einfacher, wenn sie wachsen kann, als wenn sie Stellenstreichungen bekannt geben muss. Mir ist vollkommen klar, dass dieser Abbau das Schicksal vieler Migros-Angestellter massgeblich verändern wird. Klar löst dieser Schritt viel Verunsicherung aus.

Sie haben mitgeteilt, dass 1500 Stellen wegfallen werden. Es sind darüber hinaus über 6500 Angestellte, bei denen unklar ist, wie es weitergehen wird.

Die Zahl 6500 bezieht sich auf alle Mitarbeitenden, die bei allen Fachmärkten, bei der Mibelle Group und der Hotelplan Group angestellt sind. Wir rechnen damit, dass wir Hotelplan und Mibelle als Ganzes verkaufen können. So würden die Angestellten vom neuen Arbeitgeber übernommen.

Was passiert, wenn Sie diese Firmen nicht verkaufen können?

Wir sind überzeugt, dass sich diese Firmen gut verkaufen lassen.

Befürchten Sie nicht, dass Sie durch die offensive Bekanntgabe der Verkaufsabsicht tiefere Preise für Hotelplan, Mibelle und die anderen Firmen hinnehmen müssen?

Die Verkaufspreismaximierung steht bei uns nicht im Vordergrund. Wir wollen eine nachhaltig gute Lösung für diese Firmen. Wir sind weder zeitlich noch beim Verkaufspreis unter Druck.

Ein Grossteil des Gewinns der Migros-Gruppe kommt von der Migros-Bank. Müssen wir uns die künftige Migros als Bank mit Supermarkt-Geschäft vorstellen?

Unsere Zukunft ist eine andere. Das Supermarktgeschäft wird weiterhin klar im Vordergrund stehen. Wir fokussieren uns deshalb auf den Kern des Kerns. Daneben sind drei weitere Geschäftsfelder strategisch wichtig für uns: Gesundheit, wo wir einen Beitrag leisten wollen gegen die stetig steigenden Kosten, Finanzdienstleistungen mit der gut etablierten Migros-Bank und Non-Food mit Digitec Galaxus, der Nummer eins im Schweizer Onlinehandel.

Was passiert mit den Verkaufsflächen, die durch den Verkauf von M-Electronics oder SportX frei werden?

Wir gehen davon aus, dass diese von den künftigen Eigentümern übernommen werden.

Seit Sie im Mai 2023 an die Spitze des MGB geholt wurden, scheint es, dass Sie tatsächlich durchgreifen – etwas, das lange als fast unmöglich galt bei der Migros. Was machen Sie anders als Ihre Vorgänger?

Heute ist das Momentum ein anderes. Bei meiner Wahl vor einem Jahr spürte ich die Veränderungsbereitschaft in der ganzen Migros-Gruppe. Bei der Migros mit ihrer föderalen Struktur gibt es nicht den einen Chef, der eigenmächtig durchgreifen kann, also müssen Veränderungen auf einer Konsensbasis durchgezogen werden. Das Momentum für tiefgehende Einschnitte ist nun gegeben.

8 Milliarden Franken wollen Sie in den kommenden fünf Jahren in Modernisierungen investieren und auch in tiefere Preise. Wie werden dies die Kunden spüren?

Das Supermarktgeschäft ist unser Kerngeschäft, dieses wollen wir effizient und zukunftsgerichtet aufstellen. Effizienz führt zu Kosteneinsparungen, die wir schliesslich als tiefere Preise an die Kunden weitergeben wollen.

Wie werden die Kostenreduktionen an der Ladenkassen spürbar sein?

Wir haben bereits im Januar die Preise von 450 Produkten gesenkt und werden auch im Laufe des Jahres weitere Produkte vergünstigen.