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Gisin und die Superheldinnen

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Wendy Holdener ahnte es wohl. Im Ziel leuchtete es grün, sie verdrängte Michelle Gisin in Lienz von der Spitze, der Jubel aber, er blieb verhalten. Auch als Holdener auf dem Leaderthron sass – neben ihr stand Gisin – schien sie nicht sicher. Die TV-Bilder lieferten die Auflösung. Holdener fädelte kaum sichtbar und kurz vor dem Zielhang ein und wurde disqualifiziert. Ein kurzes Fluchwort der Schwyzerin, Gisin schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Zum zweiten Mal in Folge beendete Holdener einen Slalom ohne Punkte, Anfang Dezember war sie in Killington im zweiten Lauf gescheitert.

Und nun musste sie also Platz machen, immerhin blieb der Stuhl in Schweizer Besetzung, Gisin übernahm. Sie war unmittelbar vor Holdener gestartet und hatte die zwischenzeitliche Bestzeit aufgestellt. Ihre Gefühlslage im Ziel war merklich anders als jene von Holdener, sie jubelte, die Erlösung war sicht- und vor allem hörbar – weil sie da schon wusste, wie gut ihre Zeit sein könnte, sie würde sicher für Platz 8 reichen.

Der Einfädler von Wendy Holdener im zweiten Lauf (Video: SRF)

Gisin jubelte aber auch, weil sie die vergangene Saison auslaugt hatte und sie der brutale Sturz ihres Bruders Marc in Gröden psychisch hatte leiden lassen. Und weil sie nach der Ankündigung, um den Gesamtweltcup fahren zu wollen, ein sportliches Tief erlebte, das den ganzen Dezember andauerte. Nur einmal fuhr sie in den letzten sieben Rennen in die Top 10.

Plötzlich auf dem Podest

Der Trubel um den Wechsel auf dem Thron der Führenden liess das Geschehen auf der Piste etwas in den Hintergrund rücken. Und so bekam der Zuschauer kaum mit, dass Lena Dürr wie Laurence St-Germain scheiterte, dann auch noch Katharina Liensberger. Und plötzlich nur noch drei im Starthaus standen, das Podest immer näher rückte. Nina Haver-Loeseth unterlief dann ein grober Schnitzer, so überliess die Norwegerin Gisin den Platz auf dem Podest. Die Tränen bei der Engelbergerin flossen schon, da waren Vlhova und Shiffrin noch gar nicht unten.

Denn nun war egal, was kommen würde, wie schnell die Dominatorin und ihre grösste Herausforderin auch sein mochten. Gisin feierte ihr bestes Slalom-Ergebnis, zum ersten Mal stand sie in dieser Disziplin auf dem Podest. Bisher war ihr solches nur in Speedrennen und in der Kombination gelungen. Die beste Klassierung im Slalom: Platz 5, herausgefahren im November 2018 in Killington. Am Ende wurde es Rang 3 für Gisin. Vlhova fuhr in einer eigenen Liga, aber nicht in der besten. Sie nahm Gisin über eine Sekunde ab, doch das war nicht genug, um Shiffrin zu bezwingen, die US-Amerikanerin gewann zum 64. Mal ein Weltcuprennen. Auf den Tag genau acht Jahre, nachdem sie es als 16-Jährige erstmals auf das Podest geschafft hat.

Danioth glänzt ebenfalls

«Slalom-Superheldinnen» seien Shiffrin und Vlhova, fand Gisin nach dem Rennen. Sie habe sich bei der Siegerehrung gefühlt, als habe sie sich verlaufen und sei zufällig neben den beiden gelandet, «absolut überwältigend und crazy». Neben Gisin feierte auch Aline Danioth ein Erfolgserlebnis: Die Urnerin wurde Siebte, noch nie war sie so weit vorne klassiert gewesen. Mélanie Meillard, die erstmals seit bald zwei Jahren wieder ein Rennen bestritt, schied im ersten Lauf aus.

Lienz (AUT). Weltcup-Slalom der Frauen: 1. Mikaela Shiffrin (USA) 1:48,89. 2. Petra Vlhova (SVK) 0,61 zurück. 3. Michelle Gisin (SUI) 1,72. 4. Katharina Liensberger (AUT) 1,88. 5. Christina Ackermann (GER) 1,91. 6. Lena Dürr (GER) 2,15. 7. Aline Danioth (SUI) 2,47. 8. Mina Holtmann (NOR) 2,54. 9. Laurence Saint-Germain (CAN) 2,63. 10. Meta Hrovat (SLO) 2,70. Ferner: 18. Katharina Truppe (AUT) 3,85. 19. Nina Haver-Löseth (NOR) 3,86. - 26 der 30 Finalistinnen klassiert. - Disqualifiziert: Wendy Holdener (SUI/Einfädler).