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Krise bei Schweizer Solarkonzern
Meyer Burger droht die Pleite

Meyer Burger an der Schorenstrasse in Gwatt-Thun
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Für das kriselnde Solarunternehmen Meyer Burger sieht es nach einem weiteren Tiefschlag sehr düster aus. Mitten in Verhandlungen über eine dringend benötigte Finanzspritze von gegen 100 Millionen Franken storniert der grösste Kunde seine Aufträge.

Der amerikanische Solarkraftwerkentwickler Desri kündigt per sofort den Rahmenvertrag zur Lieferung von Solarmodulen, wie Meyer Burger am Freitag mitteilte. Dabei hatte sich Desri an der letzten Kapitalerhöhung im April noch mit 20 Millionen Dollar beteiligt und sich so Produktionskapazitäten für mehrere Jahre gesichert. Doch Desri glaubt offenbar nicht mehr daran, dass Meyer Burger die Module wird liefern können, die in der neuen Fabrik im US-Bundesstaat Arizona hätten gefertigt werden sollen.

Auf Beihilfen gehofft

Meyer Burger schreibt seit elf Jahren durchgehend Verluste und suchte zuletzt einen Ausweg mit der Verlagerung der Produktion von Ostdeutschland in die USA. Der mögliche Todesstoss hat nun auch mit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zu tun.

Denn das Solarunternehmen rechnete in den USA mit Steuergutschriften, welche die Regierung von Joe Biden für die Förderung von erneuerbaren Energien beschlossen hatte. Doch Trump will wieder verstärkt auf fossile Energien setzen. Auch ist fraglich, in welchem Umfang die Zölle bestehen bleiben, welche die USA gegen die Dumpingpreise chinesischer Solarmodulhersteller verhängt haben. Angesichts der Unsicherheiten platzte im Sommer bereits die Finanzierung einer in Colorado Springs geplanten Solarzellenfabrik.

Im Überlebenskampf

Meyer Burger analysiere nun das Schreiben von Desri und die Situation, schreibt das von Franz Richter als Verwaltungsratspräsident und CEO geführte Unternehmen. Zuerst wird abgeklärt, ob die Kündigung von Desri überhaupt rechtens ist.

Unabhängig davon geht das Solarunternehmen aber davon aus, dass die Bemühungen um eine finanzielle Restrukturierung «wahrscheinlich beeinträchtigt werden». Sollten sie gar scheitern, könnte Meyer Burger «nicht mehr in der Lage sein, seine Unternehmensfortführung zu gewährleisten».

Der Überlebenskampf geht somit in die entscheidende Phase. Ende Oktober hatte das Solarunternehmen einen dramatisch schlechten Semesterbericht vorgelegt: Bei einem im Vergleich zum Vorjahr halbierten Umsatz von 49 Millionen Franken resultierte ein Verlust von 317 Millionen Franken. Die flüssigen Mittel halbierten sich praktisch – auf noch 83 Millionen Franken per Ende September. Und für die geplante Verlagerung der Produktion von Ostdeutschland in die USA trat eine Finanzierungslücke in hoher zweistelliger Millionenhöhe zutage.

Nach vier Kapitalerhöhungen in elf Jahren schloss auch VR-Präsident Franz Richter  eine weitere aus. Denn erst im April hatten die Aktionäre 207 Millionen Franken eingeschossen. Meyer Burger verhandelt daher notgedrungen mit einer Gruppe von Anleihengläubigern über eine Umschuldung und frisches Kapital. Diese Verhandlungen seien zwar «weit fortgeschritten», heisst es. Aber einen Durchbruch konnte Meyer Burger am Freitag nicht vermelden.

Aktienkurs stürzt ab

Ohne eine baldige Einigung würde es nicht überraschen, wenn das Unternehmen die Bilanz deponieren und Konkurs anmelden müsste. Das befürchten auch Anleger. Der ohnehin schon tief gefallene Aktienkurs von Meyer Burger stürzte weiter ab und sank am Freitag um 62 Prozent auf 44 Rappen pro Aktie. Der Börsenwert des Unternehmens beläuft sich damit nur noch auf 14 Millionen Franken.

Die Aktionärinnen und Aktionäre haben damit schon fast alles verloren, allen voran der russisch-österreichische Investor Petr Kondraschew. Er hat mit seiner Firma Sentis bei den letzten drei Kapitalerhöhungen einen dreistelligen Millionenbetrag investiert und ist mit einem Anteil von 15 Prozent grösster Aktionär. Daneben gibt es Hunderte Kleinaktionäre, die zum Teil schon viele Jahre an Meyer Burger beteiligt sind.

Bangen um ihren Job müssen zudem etwa tausend Beschäftigte. Im September kündigte das Unternehmen bereits einen Abbau von rund 1050 auf 850 Mitarbeitende bis Ende 2025 an. Am Sitz in Thun beschäftigt Meyer Burger noch etwa 80 Mitarbeitende in der Verwaltung, in der Entwicklung von Solarmodulen, im Service und im Verkauf.