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Quest 3 im Test
Meta liefert die erste richtig gute Computerbrille

Noch auf dem Weg zum Flughafen habe ich mir meine Quest 3 bestellt. So beeindruckt hat mich die Vorführung, die ich am Tag zuvor an der Präsentation im Meta-Hauptquartier im Silicon Valley erlebt habe (So hat Meta die neue Brille vorgestellt). 

In den letzten Jahren habe ich allerhand Computerbrillen ausprobiert, keine hat mich überzeugt oder mir gar länger als ein paar Stunden Spass gemacht. Googles Brille hatte einen lausigen Akku und funktionierte nicht zuverlässig. Microsofts Brillen waren zu eingeschränkt. Die HTC-Brillen brauchten einen separaten Computer. Samsungs Oculus-Brille funktionierte nur mit einem Handy. Und schliesslich die neue Quest Pro von Meta, die ich vor rund einem Jahr ausprobierte, hatte Potenzial, wirkte aber völlig unpoliert, und die Bildqualität war mies. 

Ausgerechnet die Quest 3, die mit 500 Franken rund ein Drittel der Quest Pro kostet, hat mich nun überzeugt. Die gezeigten Demos am Event haben Spass gemacht, und es hat alles funktioniert. Keine Selbstverständlichkeit. 

Also hab ich mir eine gekauft und die letzten Wochen fleissig genutzt.

Was spricht denn nun dafür?

1. Einfachheit 

Man braucht keinen Abschluss in Computerwissenschaften, um die Quest 3 zu nutzen. Die Bedienung entweder über die im Preis inbegriffenen Joysticks oder einfach mit den Fingern ist intuitiv und funktioniert sofort. Da die Brille eingebaute Lautsprecher hat, braucht man auch keine Kopfhörer. Sie funktioniert sofort und ohne Zubehör.

Da die Brille mit Kameras die Aussenwelt nach innen projiziert, hat man nie das Gefühl, von der Aussenwelt abgeschnitten zu sein. Man kann damit problemlos durch die Wohnung laufen, mit Menschen interagieren oder sogar eine Whatsapp-Nachricht auf dem Handy tippen. 

Die Bedienung ist so intuitiv, dass man glatt vergisst, dass man einen Computer nutzt.

Wenn wir Besuch haben, wollen alle immer die Brille ausprobieren. Und das funktioniert ohne aufwendige Einführungen oder Einrichtungen. Einfach aufsetzen, und los gehts. Man muss auch nicht aufpassen, dass man über Sofatische stolpert oder gegen Wände läuft. Das macht die Brille vorbildlich.

So gesehen, erinnert die Quest 3 in ihrer Einfachheit frappant an die Nintendo Wii. Die Konsole, die man wild fuchtelnd bedient hat und die selbst in Altersheimen beliebt war. 

Die Bedienung ist so intuitiv, dass man glatt vergisst, dass man einen Computer nutzt. Besonders eindrücklich habe ich das bei einer Runde Virtual-Minigolf mit einem befreundeten Tech-Redaktor aus Norddeutschland erlebt. Wir haben einfach geplaudert und Minigolf gespielt, als stünden wir zusammen auf einem richtigen Platz. Obwohl der Bodensee und fast ganz Deutschland zwischen uns lag.

2. Bildqualität

Die grösste Überraschung ist die Bildqualität. Die ist nun zum ersten Mal in einer Brille ohne angeschlossene Computer (und zu dem Preis) gut genug. Klar ginge es noch besser. Apples Brille dürfte noch mal besser sein. Aber die Quest 3 ist einfach gut genug. 

Gerade in fotorealistischen Spielen wie Red Matter 2 staunt man über Texturen des Raumanzugs oder Reflexionen in Glasscheiben. Die Bildqualität ist zum ersten Mal kein Thema mehr. 

Übrigens funktioniert die Computerbrille auch mit Sehbrillen. Die passen gerade noch zwischen Quest 3 und Augen. 

3. Preis

Braucht man so was? Nutzt man es auch nach der ersten Begeisterung weiter? All die Fragen sind entscheidend, wenn es um grosse Investitionen für neuartige Geräte geht. Mit 500 Franken geht die Quest 3 gerade noch so als Spontan- und Neugierkauf durch. 

Der Preis ist von Meta schlau gewählt worden. Sollen solche Brillen einem breiteren Publikum schmackhaft gemacht werden, müssen sie schon alles dabeihaben und dürfen vor allem nicht zu viel kosten.

Freilich lässt sich das Meta einiges kosten. Ähnlich wie bei Spielkonsolen dürfte Meta mit der Hardware allein kaum Gewinne machen. Wenn, dann mit dem Verkauf von Software und Zubehör. 

Aber es gibt auch gute Gründe gegen einen Kauf der Quest 3.

1. Fast nur Spiele

So lustig die Spiele für die Quest 3 auch sind – First Encounter und Minigolf machen riesig Spass –, viel mehr mache ich mit der Brille nicht. Filme kann man damit zwar auch gut schauen, aber da finde ich den TV oder Beamer doch entspannter. Arbeiten mag ich auch nicht mit so einem Ding auf dem Kopf, zumal die Optionen sehr mager sind und es dann leider schnell zu technisch wird. Hier hat Meta noch einen weiten Weg vor sich, wenn sie wollen, dass ihre Brillen mehr als grossartige Spielkonsolen werden.

2. Fehlende Integration mit Android, iOS oder Windows

Da Meta sein eigenes Süppchen kocht, vermisst man auf der Brille all die Vorzüge, die Google, Apple und Microsoft mit ihren Computer-Ökosystemen geschaffen haben. Da verbindet sich nichts automatisch. All die tollen Programme, Apps und Spiele, die man schon hat, funktionieren nicht – oder nur mit Gebastel. 

Sollte Google eine eigene Brille lancieren, könnte es für Meta schnell eng werden.

Meta hat hier eine schwierige Entscheidung zu treffen. Wollen sie à la Apple ein geschlossenes System bleiben oder sich öffnen, wie es Google mit Android und Microsoft mit Windows gemacht haben? 

Sollte Google dereinst eine eigene Brille oder ein eigenes Betriebssystem für Brillen von Samsung und anderen lancieren, könnte es für Meta schnell eng werden. Denn für das obere Preissegment hat Apple bereits Ansprüche angemeldet. Auch wenn die Vision Pro (vermutlich 4000 Franken) erst im Frühjahr 2024 und erst mal nur in den USA in den Handel kommt. 

3. Immer noch ziemlich asozial

Schon beim Test der Samsung-Brille 2016 musste ich feststellen, dass die virtuelle Realität eine ziemlich asoziale Realität ist. So ist es auch mit der Quest 3. Es macht keinen Spass, sie abends aufzusetzen, wenn die restliche Familie im Raum ist. Auch im Zug oder im Flugzeug kommt man sich schrecklich blöd vor, wenn man so ein Ding aufsetzt. 

So verbindend eine Runde Minigolf mit einem anderen Quest-3-Nutzer ist, so ausschliessend ist die Brille für andere reale Menschen, die mit im Raum sind. Es ist ein bisschen so, wie wenn man früher bei einem Freund mit dem neusten Computerspiel zu Besuch war und der dann vor lauter Begeisterung ganz vergass, dass der Besuch vielleicht auch mal sein Glück versuchen möchte. 

Fazit: Die Quest 3 ist die erste Computerbrille, die ich empfehlen kann. Sie macht grossen Spass, ist einfach zu bedienen und kostet kein Vermögen. Aber die Hauptprobleme solcher Brillen löst sie leider nicht: Sie ist immer noch ziemlich asozial, und wirklich überzeugende Anwendungsbereiche abseits von Games lassen auf sich warten.

Eine Front voller Kameras: Die Quest 3 nutzt die vielen Kameras, um die reale Welt mit der digitalen Welt verschmelzen zu lassen.