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Meinung

Analyse zu Vision Pro und Hollywood
Wie Apples Brille das TV-Erlebnis verändern kann

Die Vision Pro wird ab 2024 im Handel sein und fast 3500 Dollar kosten. 
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Die Zukunft sah aus wie die Vergangenheit. Als Apple die Hightech-Brille Vision Pro vorstellte, mit der man im virtuellen Raum E-Mails schreiben oder eine Folge von «Ted Lasso» gucken kann, sah man Videos von jungen Menschen, die es sich auf dem Sofa gemütlich machen.

Es erinnerte an die Pandemie, als wir alle eingeschlossen waren in die eigene Unterhaltungswelt. Bloss, dass wir es künftig mit einer superteuren Skibrille tun werden. Und uns dadurch noch mehr abkapseln.

Aber werden wir das überhaupt tun? Bislang hat lediglich Disney angekündigt, dass der Streamingdienst Disney+ auf der 3500 Dollar teuren Vision Pro ab Verkaufsstart im Frühjahr 2024 erhältlich sein wird. Dann werden also ein paar Star-Wars-Serien und alte Indiana-Jones-Filme auf der virtuellen Leinwand von Vision Pro verfügbar sein. Diese soll sich anfühlen, «als sei sie 30 Meter breit» (Apple). In Wahrheit sind es zwei briefmarkengrosse Displays, die vor unseren Augen die Illusion erzeugen, dass wir vor einem riesigen Screen sitzen.

Netflix oder HBO haben noch nicht bekannt gegeben, wie sie die Vision Pro nutzen wollen. Logischweise wird Apple TV+ Teil des Angebots sein, aber die Entertainment-Sparte spielte bei der Präsentation nicht die grösste Rolle. Es ging um Websites, durch die man scrollen, und Präsentationen, die man im Hotelzimmer üben kann. Einfach nicht mehr auf dem Laptop, sondern auf einer simulierten Benutzeroberfläche in der realen Umgebung. Verräumlichte Büroarbeit – maximal mobil (jedenfalls während zweier Stunden, so lange hält der Akku).

Bis die Brille etwa ein iPad ersetzt, wird es dauern. Und es hängt davon ab, ob es uns schlecht wird.

Was Bob Iger, Chef von Disney, über die Möglichkeiten für seinen Konzern erzählte, wirkte nicht gerade vertrauenserweckend. Da löste sich Micky Maus in 3-D aus einem Bilderrahmen oder wuchs auf dem Sofatisch ein Schloss aus Disneyland. Wer will dafür 3500 Dollar zahlen? Nach einer «tiefgreifenden Immersion» sah das nicht aus. 

Imax-Leinwand vor dem Kopf

So lautete ja stets das unheilvolle Versprechen von Virtual Reality: Wir verlieren uns in einer anderen Welt. Die Verwegenen träumten sogar davon, dass unsere Wohnungen künftig ein leeres Zimmer haben werden, in dem wir virtuell herumtoben können. Nur schon angesichts der Wohnungsknappheit ist das, was Apple zeigte, also gar nicht verkehrt: Wir können mit der Brille auch einfach ein paar Mails beantworten oder «Grey’s Anatomy» nachholen, während wir die Spülmaschine ausräumen.  

Bis die Brille etwa ein iPad ersetzt, wird es dauern. Und es hängt davon ab, ob es uns schlecht wird, wenn wir uns Actionfilme auf Displays anschauen, die wir direkt vor unsere Augen schnallen. «In der Ankündigung sah es aus, als würde man sich eine Imax-Leinwand vors Gesicht binden», schrieb «Variety» über Vision Pro. 

Apple verspricht einen «persönlichen Kinosaal», doch mit einer echten Kinoleinwand hat der simulierte Flachfernseher von Vision Pro nichts zu tun. Interessant wird eher sein, welche neuen visuellen Erzählformen nun entwickelt werden, die den Rahmen des Screens sprengen.

Etwa ein Format, das unser Sehfeld anders nutzt als bisher. Oder eine Serie, deren Ausstattung wir per Fingerschnipp in unsere eigene Wohnung ziehen und gleich bestellen können, wenn sie uns gefällt. So etwas kommt – hundertpro.