Tipps fürs SchneidebrettDas am meisten unterschätzte Küchengerät
Der Autor hat eine innige Beziehung zu seinem Schneidebrett aus edlem Akazienholz. Er erzählt, wie es dazu kam – und liefert Ratschläge, wie man mit seinem Holzbrettli umgehen sollte.
Ich schätze mein japanisches Messer sehr, ich mag meine schwere Bratpfanne. Doch die tiefste Beziehung, die man zu einem Gegenstand aus der Küche haben kann – ich habe sie mit meinem Schneidebrett.
Vor einigen Jahren haben mir meine Nachbarn – sie lieben es, asiatisch zu kochen – den dunkelbraunen Klotz an meinem Geburtstag mitgebracht. Das Utensil aus edlem Akazienholz hat, so darf ich behaupten, meinen Kochstil verändert. Seit ich darauf Zwiebeln und Kräuter zerkleinere, Filets und Tomaten tranchiere, kann ich nachvollziehen, wieso man in der japanischen Küche von «kasshu hoju» spricht: «Schneiden ist die Haupt-, Kochen die Nebensache.»
Physisch näher dran an den Zutaten
Mit der richtigen Unterlage kommt es einer Meditation gleich, Sellerie und Rüebli in Millimeter grosse Würfelchen zu zerkleinern – bei ausgebildeten Köchen auch als Brunoise bekannt. Und sogar wenn ich auf dem Brett Kalbsschnitzel plattiere, geschieht dies mit Achtsamkeit und Hingabe.
Was mir dabei entgegenkommt, und dies in fast schon wortwörtlichem Sinne: Das Brett ist nicht dünn wie so viele Küchenbretter. Es ist stolze sieben Zentimeter dick, und so bin ich nur schon physisch näher dran an den Zutaten, die ich verarbeite. Auch Länge und Breite des Akazienblocks sind grosszügig, also wesentlich grösser als A4, sodass nichts Geschnittenes danebenlandet. Er ist so massiv, dass ich ihn nie und nimmer in den Geschirrspüler stellen würde. Erstens, weil dies dem Holz schaden würde, zweitens weil die Schneidunterlage dort gar nicht hineinpasst.
Mir käme es auch niemals in den Sinn, mein Schneidebrett wegzuräumen. Es ist ein herzeigenswerter Teil der Kücheneinrichtung so wie die schmucke beige Kaffeemaschine oder die handgewebten Geschirrtücher. Und so steht es also tagaus, tagein auf einem Küchenlappen, damit es nicht wegrutscht beim Arbeiten. Mit Liebe habe ich den in die richtige Grösse geschnitten. Alles in allem ist es ein Statement: Hier wird nicht hobbymässig gekocht, sondern mit Anspruch!
Olivenöl? Was für den Salat gut ist, ist für mein Küchenbrett gerade gut genug.
Übrigens haben Sie vorhin richtig gelesen: Ich verwende für praktisch alle Zutaten dasselbe Brett. Unhygienisch, finden Sie? Keinesfalls, inzwischen haben diverse Untersuchungen gezeigt, dass die Gerbstoffe, die in edlen Hölzern gespeichert sind, antibakteriell wirken. Und darum nehme ich – ungern – nur dann ein Plastikbrett hervor, wenn rohes Geflügel oder roher Fisch geschnitten werden müssen.
Zugegeben, das Holzbrett und ich – wir hatten schon schwierige Tage. Damals als meine Gattin, kurz nachdem ich es geschenkt bekommen hatte, versehentlich einen heissen Kochtopf darauf stellte. Ich konnte wochenlang nicht auf den schwarzen Fleck sehen, ohne aufbrausend zu werden. Doch inzwischen schmunzle ich über den Brandabdruck. Dank ihm ist das Brett noch individueller, unser Bund fürs Leben noch inniger geworden … Ja, ich freue mich darüber, vor allem dann, wenn ich das Brett wieder mal mit Olivenöl einreibe. Und dies so zärtlich tue, als würde ich eine Kinderwange streicheln.
Olivenöl? Was für einen Salat gut ist, ist für ein Küchenbrett gerade gut genug. Wussten Sie, dass es im Internet Diskussionsforen gibt, wo ernsthaft darüber debattiert wird, ob man dafür besser Lein-, Kokos- oder Rapsöl verwendet? Ich kann das gut nachvollziehen, denn so ein Küchenbrett ist einem Koch nicht einfach egal.
Sie werden verstehen, was ich meine – sobald das richtige Brett den Weg in Ihre heimische Küche gefunden hat.
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