Brisante Tamedia-UmfrageAlkohol in der Migros? Mehr als die Hälfte der Schweizer sagt Nein
Vor der Abstimmung der Genossenschaften zeigt eine exklusive Umfrage, was die Kundinnen und Kunden zum Thema Alkohol meinen. Die Resultate überraschen.
Die Abstimmung, ob künftig Alkohol in den Migros-Filialen verkauft werden soll, erhitzt die Gemüter. Am 4. Juni befinden die Genossenschafterinnen und Genossenschafter darüber. Suchtexperten warnen, dass bei einem Ja Alkoholikern der letzte sichere Hafen genommen würde. Doch was denken eigentlich die Konsumenten?
Im Rahmen einer repräsentativen Umfrage im Auftrag von «20 Minuten» und Tamedia wurde bei Schweizerinnen und Schweizern nachgefragt, wie sie zur Alkoholfrage stehen.
Mehr als die Hälfte der befragten Personen lehnt sie ab. 46 Prozent sind klar dagegen, 12 Prozent der Befragten sind eher dagegen. Klar Ja sagt nur etwa jeder vierte Befragte (27 Prozent) und 11 Prozent geben an, eher dafür zu sein, dass Bier, Wein und Co. in die Regale der Migros kommen.
Während bei den Männern 43 Prozent der Befragten Ja oder eher Ja sagen, ist bei den Frauen die Unterstützung tiefer (33%). Der Nein-Anteil beträgt bei den Männern 52 Prozent. Bei den Frauen ist der Anteil mit 61 Prozent noch etwas höher.
Altersmässig zeichnet sich bei den Jungen das deutlichste Ja-Lager ab. Wobei bei den 18- bis 34-Jährigen das Nein-Lager (45%) fast genau so stark ist, wie das Ja-Lager (48%). Je älter die Befragten, desto stärker nimmt der Ja-Anteil ab. Bei Personen über 65 Jahren wird der Alkoholverkauf nur noch von 29 Prozent unterstützt. Zwei von drei Befragten dieser Altersgruppe (55%) lehnen ihn ab.
Röstigraben auch bei der Alkoholfrage
In der Deutschschweiz ist die Unterstützung des Vorhabens deutlich geringer als in der Westschweiz. Während es 60 Prozent der Deutschschweizer ablehnen, sind es bei den Westschweizern nur 45 und bei den Tessinern 38 Prozent.
Einen Stadt-Land-Graben lässt sich bei der Migros-Alkoholfrage aber nicht ausmachen. Der Nein-Anteil ist in der Agglomeration leicht höher (59%) als in den Städten (58%) und auf dem Land (55%).
Als Hauptargument, warum sie gegen den Alkoholverkauf sind, nannten 68 Prozent der Gegner, dass sie es als Verrat am Erbe von Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler empfinden. Und dieser gemäss Statuten vorgesehen habe, die Menschen vor dem Suchtmittel Alkohol zu schützen.
Die Befürworter sehen dies anders: 60 Prozent finden, es sei unlogisch in den Migros-Läden auf den Alkoholverkauf zu verzichten, wenn die Migros bereits über Denner, Migros Online und Migrolino Alkohol verkauft. Ein Viertel der Befürworter sagte, dass die Migros im Konkurrenzkampf mit anderen Detailhändlern gleich lange Spiesse haben sollte.
Das Kriterium, dass sie sich dann den Weg zu anderen Läden, die Alkohol im Sortiment haben, sparen können, haben nur 12 Prozent genannt. 15 Prozent der Gegner gaben an, dass sie befürchten, dass Migros die eigenen Marken Denner, Voi und Migrolino konkurrenzieren und dann besonders Denner-Filialen in Migros-Nähe verschwinden könnten. Zudem sorgen sich bei den Gegnern 7 Prozent, dass mit einer Aufnahme von Alkohol im Sortiment andere Artikel aus dem Verkauf genommen werden könnten.
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