Geldberater: Anleihe der Hiag Immobilien AGMehr als 3 Prozent Zins gibt es nicht gratis
Die Immobilienfirma Hiag hat fünf Frankenanleihen mit teils hohem Zins ausstehend. Martin Spieler ordnet die Risiken ein.
Die 3,13 Prozent Anleihe der Hiag Immobilien AG mit Fälligkeit im 2029 weist eine verhältnismässig hohe Rendite aus. Bekanntlich bedeuten höhere Renditen immer auch höhere Risiken. Besteht bei der Hiag Immobilien AG ein erhöhtes Ausfallrisiko? Ist das der Grund für die vergleichsmässig hohe Rendite? Leserfrage von C.L.
Hinter dem Kürzel Hiag steht eine an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotierte Immobiliengesellschaft mit einem Immobilienportfolio im Gesamtwert von 1,93 Milliarden Franken. Laut eigenen Angaben verfügt das Unternehmen über eine starke Entwicklungspipeline mit derzeit 58 Projekten und einem erwarteten Investitionsvolumen von 3,1 Milliarden Franken. Das Portfolio umfasst 44 Areale mit Büro-, Gewerbe- und Logistikimmobilien sowie ausgewählten Wohnobjekten in der Deutsch- und Westschweiz. Über die Immobilienbewirtschaftung erzielt Hiag mit Sitz in Basel stabile Mieterträge und versucht, mit einem aktiven Portfoliomanagement und der Entwicklung attraktiver Destinationen langfristiges Wertsteigerungspotenzial zu nutzen. Dank der Kotierung an der Schweizer Börse hat Hiag Zugang zum Kapitalmarkt. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen mit der Familie Grisard über einen Ankeraktionär.
Neben den Aktien hat Hiag an der Schweizer Börse fünf Anleihen ausstehend. Das Volumen der von Ihnen angesprochenen 3,13-Prozent-Anleihe mit Valor 124'393'356, welche im Februar dieses Jahres herausgegeben wurde, beträgt 100 Millionen Franken und hat eine Laufzeit bis zum 16. Februar 2029. Der Coupon ist in der Tat deutlich höher als bei den anderen Anleihen des gleichen Unternehmens. Hier lagen die Coupons zwischen 0,75 Prozent und 1,77 Prozent. Dass der Coupon der neusten Anleihe deutlich attraktiver ist, hat mit den stark gestiegenen Kapitalmarktzinsen zu tun. Entsprechend müssen Unternehmen bei ihren Anleihen eine wesentlich bessere Verzinsung bieten, damit sie eine Anleihe erfolgreich platzieren und zum gewünschten Kapital kommen können. Je nach Kreditwürdigkeit muss eine Firma mehr oder weniger Zins bieten.
Eine Anlage in Anleihen des Unternehmens kann zwar gerade noch durchschnittlich gut, aber nicht als besonders sicher eingestuft werden.
Die Ratingagentur Fedafin stuft HIAG mit Baa, Stable ein, die CS mit Low BBB, Stable und die Zürcher Kantonalbank mit BBB-, Stable. Dies bedeutet, dass eine Anlage in Anleihen des Unternehmens zwar gerade noch durchschnittlich gut, aber nicht als besonders sicher eingestuft werden kann. Deutlich verschlechterte Rahmenbedingungen oder ein vollständiger Mietausfall bei einem wichtigen Mieter, wie dies in der Vergangenheit bei Hiag schon einmal passierte, könnten für das Unternehmen problematisch sein und die Aussichten verschlechtern.
Laut Holger Frisch, Leiter Bondresearch der Zürcher Kantonalbank, reflektiert das Rating das nach Nutzungsarten diversifizierte Immobilienportfolio sowie die umfangreichen Landreserven. «Die Stabilität bei den Top-5-Mietern sowie die sehr lange Laufzeit der Mietverträge mit einem Weighted Average Unexpired Lease Term (WAULT) von 8,1 Jahren werten wir positiv.» Bezüglich Eigenkapitalquote stuft er Hiag bei den besser kapitalisierten Immobiliengesellschaften ein. Als Risiko wertet er die eher kurze Restlaufzeit des Fremdkapitals. «Der stabile Outlook reflektiert unsere Annahme, dass Hiag in der Lage sein wird, ihr Portfolio sukzessive und ohne überproportionalen Verschuldungsanstieg auszubauen.» Mit den geplanten Verkäufen von Stockwerkeigentumsprojekten und angedachten Devestitionen werde sich Hiag weitere Mittel beschaffen können, um die Projekte für das Bestandsportfolio mitzufinanzieren.
Fehler gefunden?Jetzt melden.