«Italiens Robinson Crusoe»Einsiedler nach drei Jahrzehnten auf Insel Budelli gestorben
32 Jahre lang lebte Mauro Morandi allein auf einer kleinen Insel im Norden Sardiniens. Sein Kampf gegen die Behörden machte ihn weltberühmt.
- Mauro Morandi, der 32 Jahre lang als Einsiedler auf der Insel Budelli lebte, ist im Alter von 85 Jahren verstorben.
- Nach langem Hin und Her mit Behörden verliess der ehemalige Sportlehrer 2021 die Insel.
- Medien weltweit berichteten über Morandis Einsatz für sein Paradies und machten ihn bekannt.
- Als er die Insel verliess, fand er eine neue Heimat mit Meersicht.
Er bezeichnete Budelli als «sein Polynesien» – verstand sich der einzige Bewohner doch als Wächter der Insel im Norden Sardiniens. Nun ist Mauro Morandi 85-jährig verstorben.
Im vergangenen Sommer kam der Einsiedler nach einem Sturz in ein Pflegeheim in Sassari auf Sardinien. Vergangenes Wochenende starb er Berichten zufolge in seiner Heimatstadt Modena. Auf seinen Benutzerprofilen auf Facebook und Instagram sprachen zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer ihr Beileid aus.
Morandi lebte 32 Jahre lang auf der 1,6 Quadratkilometer grossen Insel Budelli – bis er sie 2021 verliess. Dies tat er einerseits aus gesundheitlichen Gründen, wie die sardische Zeitung «L’Unione Sarda» schreibt. Morandi litt an Diabetes. Hauptgrund war aber ein langes Seilziehen mit den Behörden.
Einst gehörte die Insel einer Privatfirma. Als diese vor einigen Jahren bankrott ging, übernahm der italienische Staat die Insel, um sie vor Immobilienspekulanten zu schützen. Doch die Naturparkbehörde des Archipels hatte auch Morandi auf dem Schirm: Sie wollte ihn loswerden und schickte Räumungsbefehle wegen illegalen Bauens. Dagegen wehrte sich der Einsiedler und sein Kampf machte ihn berühmt. Medien weltweit berichteten über ihn, so auch diese Redaktion. Selbst CNN war zu Besuch auf der Insel.
Morandi, den sie in Italien «unseren Robinson Crusoe» nannten, kritisierte die Konsumgesellschaft und auch die Politik. Das Hin und Her mit den Behörden erschöpfte ihn. 2021 sagte der Mann von rebellischer Natur, er sei zu alt für den Kampf.
Morandi kam 1989 auf die Insel. Zusammen mit einigen Freunden trat der ehemalige Sportlehrer mit einem Katamaran eine Reise an, Polynesien soll das eigentliche Ziel gewesen sein. Doch vor Budelli gerieten sie in eine Havarie.
Touristen willkommen geheissen und weggeschickt
Für die unberührte Natur auf der Insel dürfte der unfreiwillige Stopp ein Glücksfall gewesen sein. Denn Morandi, der ursprünglich aus der Universitätsstadt Modena stammte, machte sich einen Namen als Aufpasser. Kamen Touristen nach Budelli, zeigte er ihnen das Paradies mit dem feinen rosafarbenen Sand. Danach schickte er sie aber wieder weg.
Das einzige Haus auf dem Eiland stammt aus dem Zweiten Weltkrieg. Morandi hatte es ein bisschen ausgebaut. Als die Renovation und die Wiederherstellung beschlossen wurden und Morandi endgültig gehen musste, zog er auf die Hauptinsel des Archipels. Dort nahm er sich eine Mietwohnung mit Sicht aufs Meer – am Rand des Orts gelegen, damit er nicht allzu viel Kontakt mit Menschen haben musste.
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