Debakel der Credit SuisseMaurer kritisiert Bonus-Kultur bei den Grossbanken
Der Finanzminister äussert sich erstmals zur Pleiteserie der CS. Er sieht eine Ursache in der Bezahlung der Banker. Auch Finanzexperten fordern Konsequenzen.
Finanzminister Ueli Maurer hat sich auf einer Medienkonferenz zum Thema Härtefallhilfen zum jüngsten Skandal der Credit Suisse geäussert. Die Grossbank dürfte einen Milliardenverlust aus Geschäften mit dem Hedgefonds Archegos erleiden.
Auf die Frage, ob er in dem Fall mit der Aufsicht in Kontakt steht, antwortete der Finanzminister: «Die Finma orientiert uns». Er verfüge derzeit aber nicht über mehr Informationen, als sich in den Medien finden, aber Maurer betonte: «Die Finma ist dran.»
Die Finma selbst erklärte auf Anfrage: «Wir haben Kenntnis von diesem internationalen Hedgefonds-Fall, in den verschiedene Banken und Finanzzentren international involviert sind. Die Finma wurde von der Bank informiert und steht mit der Bank wie üblich in solchen Sachen in Kontakt». Die Schweizerischen Nationalbank wollte keine Stellung nehmen. Auch sie ist für die Finanzstabilität zuständig.
Schrammen am Image
Maurer sieht in der Bonus-Kultur der Banken eine Ursache für die Skandale: Die Gefahr sei, dass die «Boni von gewissen Leuten relativ hoch seien», sagte der Bundesrat. «Und dann geht man Risiken ein», so Maurer weiter. Dies sei aber seine persönliche Meinung.
Sprich, der Finanzminister fürchtet, dass Banker weiterhin zu grosse Risiken eingehen, um die Einnahmen der Bank und damit ihre eigenen Boni hochzutreiben. Dies müsse man sich anschauen, so Maurer.
Was schief lief
Im Fall von Archegos hatte die Credit Suisse dem Hedgefonds Archegos Milliarden an Dollar für die Finanzierung von hochriskanten Spekulationen zur Verfügung gestellt. Als Sicherheiten für die Kredite dienten Aktienpakete unter anderem von Medienunternehmen wie ViacomCBS. Deren Aktien verloren aber stark an Wert, weil das Unternehmen sich frisches Geld besorgt hatte, um in Streaming-Inhalte zu investieren.
Damit verlor aber die Absicherung für die Kredite an Wert und die Credit Suisse, sowie die anderen Kredit gebenden Banken haben deshalb neue Sicherheiten von Archegos verlangt. Diese konnte der Hedgefund angesichts seiner knappen Eigenmittel aber nicht liefern. Zu Beginn hatten laut «Financial Times» die Banken noch versucht, sich bei der Verwertung der Aktienpakete abzustimmen, doch das schlug fehl. Am Ende gab es einen Wettlauf, wer seine Aktienpakete, die als Sicherheit dienten, als erstes auf den Markt wirft. Diese Notverkäufe verstärkten die Kursverluste dieser Titel noch zusätzlich.
US-Häuser können Verluste besser verkraften
Laut Medienberichten konnte Goldman Sachs seine Positionen an Aktien bereits vergangene Woche komplett verkaufen. Unklar ist, wie viele Aktien Credit Suisse bereits verkauft hat und wie gross der so realisierte Verlust daraus am Ende sein wird. Hat die Bank noch ein Aktienpaket, dann ist dieses jetzt weniger wert. Auch dieser Buchverlust belastet den Quartalsgewinn. In Grossbank will zeitnah über weitere Details informieren.
Bank-Experten fordern Konsequenzen: «Die Credit Suisse muss nicht nur das Risikomanagement, sondern auch Strategie, Kapitalallokation und Anreizstrukturen im Investmentbanking überprüfen», sagt Andreas Venditti, Bank-Analyst bei der Privatbank Vontobel. «Es kann nicht sein, dass ein einziger Fall einen Verlust in Milliardenhöhe verursacht.»
Zwar haben laut Berichten auch die US-Wettbewerber wie Morgan Stanley und Goldman Sachs durch die Notverkäufe Milliarden verloren. Aber gemäss bisherigen Schätzungen sollen deren Verluste nicht nur geringer ausfallen als bei der Credit Suisse, die US-Häuser verfügen zudem über erheblich dickere Eigenkapitalpolster.
Morgan Stanley zum Beispiel verfügt über 90 Milliarden Dollar Eigenkapital, das ist mehr als doppelt so viel wie die Credit Suisse. Während sich das riskogewichtete Kapitalpolster bei der Credit Suisse Ende 2020 auf 12.9 Prozent des Gesamtengagements belief, lag es sich bei den grössten fünf US-Banken bei durchschnittlich 13,9 Prozent.
Mitarbeit: Kevin Brühlmann
Fehler gefunden?Jetzt melden.