Massaker an Technofestival«Steigt in eure Autos und fahrt los»
Bei einem Technofestival im Süden Israels sind Hunderte Menschen einem Massaker der Hamas zum Opfer gefallen. Augenzeugen berichten, die Aussagen sind verstörend. Ein Schweizer DJ entkam dem Grauen knapp.
Sie kamen, um das Leben zu feiern, und fanden den Tod. Teilnehmer eines Technofestivals namens Supernova Sukkot Gathering nahe der Grenze zum Gazastreifen wurden am Samstag von Hamas-Kämpfern attackiert. Die Rede ist von 260 Toten. Weil die Angaben von einem bestimmten Rettungsdienst stammen, aber noch andere Trupps im Einsatz waren, muss von deutlich mehr Opfern ausgegangen werden. Das Festival wurde von Tausenden Menschen besucht.
In sozialen Medien und von Nachrichtenmedien veröffentlichte Videos zeigen Festivalbesucher, die über eine freie Fläche rennen, während Schüsse zu hören sind. Viele versteckten sich offenbar in nahe gelegenen Obstplantagen oder wurden auf der Flucht niedergestreckt.
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Augenzeugen berichten nun, wie sie mit Autos flüchten wollten und unter Beschuss gerieten. Auf Bildern nach dem unvorstellbaren Überfall sind in der Nähe des Festivalgeländes Dutzende abgebrannte Autos zu sehen. Andere Besucher versteckten sich in Büschen und Bäumen. «Sie gingen von Baum zu Baum und schossen. Ich sah, dass überall Menschen starben», sagte eine Überlebende der BBC: «Dann hörte ich, wie die Terroristen einen grossen Lieferwagen öffneten [...] und weitere Waffen aus diesem Auto holten. Sie waren drei Stunden lang in der Gegend. Keiner war da, um zu helfen, keiner.» Danach gelang ihr die Flucht mithilfe israelischer Soldaten, wie sie berichtet.
Auch Raz Gaster ist dem Massaker knapp entkommen. Der Israeli ist Künstlermanager und war für einige der DJs zuständig. «Gegen 6.30 Uhr am Samstagmorgen hörten wir Explosionen», sagte Gaster gegenüber dem Magazin «Billboard». «Wir gingen aus dem Backstage-Bereich heraus und sahen, dass heftiger Beschuss stattfand. Hunderte von Raketen und Mörsern flogen von überall her.»
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Gaster gab an, dass die Sicherheitskräfte des Festivals zu diesem Zeitpunkt das Publikum aufgefordert hätten, sich auf den Boden zu legen und die Hände zum Schutz über den Kopf zu halten. Aber nach zehn Minuten hätten die Polizisten angesichts der einmarschierenden Hamas in die Mikrofone gerufen: «Steigt in eure Autos und fahrt los!»
Gaster weiter: «Auf dem Festival war bereits eine Polizeieinheit, wie auf jeder genehmigten Party. Sie waren die Ersten, die versuchten, Hilfe zu leisten, indem sie kämpften. Wir sind Israelis, also haben die meisten von uns militärische Erfahrung, und ein paar aus der Produktion schafften es, einige Terroristen mit ihren blossen Händen und ihren Waffen zu töten.»
Das israelische Onlinemagazin «Tabletmag» zitierte derweil Besucher, die sich entlang einer Strasse in Sicherheit bringen konnten. Andere Augenzeugen berichteten gegenüber dem Magazin, dass auf dem Gelände des Raves Frauen vergewaltigt wurden, neben den Leichen ihrer Freunde.
«Ich weiss nicht, ob meine Tochter irgendwo blutend liegt»
Nach dem Blutbad suchen Angehörige immer noch verzweifelt nach Vermissten. «Ich weiss nicht, ob meine Tochter irgendwo blutend liegt, ich weiss nicht, ob man sie nach Gaza verschleppt hat, ich weiss nicht, ob sie leidet», sagt Ahuwa Maizel am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das letzte Mal, als sie mit ihrer Tochter gesprochen habe, sei am Samstagmorgen um kurz nach 7 Uhr gewesen. Ihre Tochter Adi habe angerufen und gesagt: «Hier ist ein Massaker, sie richten ein Massaker an, Hunderte Terroristen schiessen um sich.» Dann sei die Verbindung abgebrochen.
«Falls sie jemand gefangen hält, bitte, bitte, bleibt menschlich! Wir haben alle die gleiche DNA, wir sind alles nur Menschen», sagt Maizel unter Tränen. Die Ungewissheit sei nicht auszuhalten.
Auch der Schweizer DJ Jumpstreet legte am Festival auf. Auf Anfrage dieser Redaktion schrieb er, dass sein Auftritt vor dem Massaker stattgefunden habe und er um fünf Uhr morgens kurz vor den Ereignissen nach Tel Aviv zurückgekehrt sei. Raffael Willi, wie Jumpstreet mit bürgerlichem Namen heisst, ist inzwischen wieder in der Schweiz.
(mit Material der Nachrichtenagentur SDA)
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