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Masernausbruch in Texas
US-Gesundheits­minister gibt merkwürdige Empfehlungen ab

Ein Kind mit Masern im Gesicht vor neutralem Hintergrund.
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In Kürze:
  • Masern sind eine der ansteckendsten Infektions­krankheiten überhaupt.
  • 160 Menschen sind von einem Masernausbruch in Texas betroffen.
  • US-Gesundheits­minister Kennedy spielte die Ansteckungen zunächst herunter.
  • Texanische Ärzte zweifeln an seinen Aussagen zur Behandlung von Masern.

Im US-Bundesstaat Texas sind die Gesundheitsvertreter gerade dabei, einen grossen Masernausbruch zu bekämpfen. Seit Ende Januar haben sich etwa 160 Personen mit dem Masernvirus angesteckt, 22 davon mussten im Spital behandelt werden, ein Schulkind starb an der Infektion. Jetzt sollen Vertreter der staatlichen Seuchenschutzbehörde Centers for Disease Control and Prevention mit sogenannten Krankheitsdetektiven helfen, die Ansteckungen einzudämmen, wie die «New York Times» schreibt.

Zuerst hatte der im Februar eingesetzte Gesundheitsminister Robert F. Kennedy den Masernausbruch heruntergespielt und den Tod des Kindes als «nicht ungewöhnlich» bezeichnet. Dabei ist erstmals seit zehn Jahren in den USA wieder ein Mensch an Masern gestorben.

Zwar liefere jetzt die Regierung 2000 Impfstoffdosen mit dem MMR-Dreifachimpfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln nach Texas, schreibt die «New York Times» weiter, eine Aufforderung zur Impfung habe Kennedy jedoch nicht gegeben. Im Gegenteil, in einem Fernsehinterview behauptete der Gesundheitsminister kürzlich, dass texanische Ärzte «sehr, sehr gute Ergebnisse» bei der Behandlung von Masernfällen gesehen hätten, weil sie beispielsweise Fischöl, das reich an Vitamin A und D sei, verabreicht hätten, sowie ein Steroid oder ein Antibiotikum. Eine Aussage, die von Ärzten angezweifelt wird.

Behörden empfehlen zweifache Schutzimpfung

Die beste Art, eine Masernerkrankung zu verhindern, sei eine zweifache Impfung gegen Masern, informiert derweil die zuständige texanische Behörde auf ihrer Website. Dadurch sollen akut auch ungeimpfte Personen geschützt werden, die Kontakt zu einer infizierten Person haben – zumindest, um den Krankheitsverlauf zu mildern.

Das ist auch hierzulande so. Bei einem Masernausbruch empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit (BAG), dass sich Kontaktpersonen von Erkrankten mit ihrem Hausarzt in Verbindung setzen. Wer nicht geimpft ist, könne die Impfung innerhalb von 72 Stunden nach dem Kontakt mit einer infizierten Person nachholen. Oft sei es dann aber schon zu spät, schreibt das BAG.

An Masern erkrankte Personen sind bereits vier Tage vor dem Auftreten des charakteristischen Hautausschlags ansteckend – und noch vier Tage danach. Für besonders gefährdete Menschen wie Säuglinge, Schwangere oder Personen mit einer Immunschwäche gibt es einen Passivimpfstoff. Das heisst, diese Personen können zum Schutz sogenannte Immunglobuline erhalten.

Kennedy verbreitete Falschaussagen über Impfungen

Robert F. Kennedy ist in der Vergangenheit als Impfkritiker aufgefallen. So hatte er beispielsweise die seit Jahren widerlegte Behauptung verbreitet, wonach Impfstoffe Autismus auslösen. Als Gesundheitsminister räumte er jetzt gemäss «New York Times» ein, dass Impfstoffe Infektionen verhindern können, und empfahl den ungeimpften Einwohnern in den betroffenen Regionen von Texas, sich impfen zu lassen, dies sei jedoch eine persönliche Entscheidung.

Masern sind eine der ansteckendsten Infektionskrankheiten. Die Viren übertragen sich über die Luft, wo sie in kleinsten Tröpfchen weitergetragen werden. Wer noch nie Masern hatte und ungeimpft ist, steckt sich innerhalb kürzester Zeit über die Atemwege an. Nach den ersten Symptomen wie Schnupfen, Husten und Augenentzündungen tritt Fieber auf und schliesslich der charakteristische Hautausschlag. In seltenen Fällen gibt es Komplikationen, gefürchtet sind Lungen- oder Gehirnentzündungen, die zu bleibenden Schäden führen können.

In Europa kommt es im Durchschnitt zu einem Todesfall pro 3000 gemeldeten Masernerkrankungen – auch heute noch. Laut dem Schweizer Expertennetzwerk Infovac verhindern Masernimpfungen in der Schweiz jedes Jahr 40 bis 70 Gehirnentzündungen und 15 bis 40 Todesfälle.

Das angestrebte Ziel ist, dass mindestens 95 Prozent der Bevölkerung zweifach geimpft sind. Erst dann sind auch Menschen geschützt, die nicht geimpft sind – gewollt oder weil das wegen einer Krankheit nicht möglich ist. Das Virus kann sich dann nicht mehr unkontrolliert verbreiten. Hierzulande sind zwar Kinder und Jugendliche fast zu 95 Prozent geimpft, aber in älteren Bevölkerungsgruppen ist die Impfquote niedriger. Dort gebe es «Impflücken», sagte kürzlich der Infektiologe Jan Fehr von der Universität Zürich gegenüber dieser Zeitung.

Auch in der Schweiz gibt es immer wieder Masernausbrüche

Dennoch gehört die Schweiz – wie auch die USA – zu den Ländern, wo Masern als «eliminiert» gelten. Das heisst, dass das Masernvirus nicht mehr beständig in der Bevölkerung zirkuliert. Einzelne Masernausbrüche können dennoch vorkommen – meist stammen sie von Infektionen aus dem Ausland. Diese Ausbrüche müssen überwacht und binnen eines Jahres eingedämmt werden, um von einer Eliminierung zu sprechen.

Während der Pandemie gab es hierzulande keine Masernausbrüche. Nun steigen die Zahlen wieder an. Das BAG erfasste in den ersten acht Wochen im letzten Jahr 46 Masernfälle und in diesem Jahr im gleichen Zeitraum 21 Fälle.

In Texas verzichteten immer mehr Eltern und Erziehungsberechtigte auf die routinemässigen Kinderimpfungen gegen Masern und andere Infektionskrankheiten, schreibt die Zeitung «Houston Chronicle». Die texanische Behörde, die die rund 160 aktuellen Fälle erfasst hat, hält fest, dass davon 80 Infizierte nicht geimpft sind, bei 74 der Impfstatus unklar ist und 5 Menschen trotz Impfung erkrankt sind. Darunter könnten auch Personen sein, die nach dem Kontakt mit Infizierten geimpft wurden.

Wie schnell der Ausbruch eingedämmt werden kann, wird sich zeigen. Die Direktorin für öffentliche Gesundheit aus der Stadt Lubbock in Texas, Katherine Wells, sagte der «New York Times»: Sie vermute, dass nicht alle Masernfälle erfasst seien und es Hunderte von Infizierten geben könne. Der Ausbruch zirkuliere in einer Mennonitengemeinde. Die Freikirchler seien generell wenig geimpft und mieden das öffentliche Gesundheitssystem.

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