Proteste des BauernverbandesSRF muss Szene aus Doku schneiden – wegen Marlen Reussers Falschaussage
Radprofi Reusser kritisierte in einer Reportage die Schweinehaltung nach IP-Suisse. Allerdings lag sie mit ihrer Aussage falsch.
Marlen Reusser ist eine, die Klartext redet. Auch wenn es um unangenehme Themen geht. Auch wenn sie damit Irritationen oder heftige Debatten auslöst. So wie an den Rad-Weltmeisterschaften 2023 in Glasgow, wo sie mitten im Zeitfahren überraschend vom Rad stieg und sich an den Streckenrand setzte. Sie habe «keinen Bock» gehabt, sich weiter zu quälen, sagte sie anschliessend im SRF-Interview, das ihr viel Kritik, aber wegen der offenherzigen Aussagen auch viel Lob einbrachte.
Oder in der emotionalen SRF-Doku «Über Gold, Pech und Leidenschaft – die Geschichte von Marlen Reusser», in der sie Mitte September über ihre Post-Covid-Erkrankung gesprochen hat. Auch diese Reportage sorgte im Anschluss für einen gehörigen Wirbel. Aber nicht, weil die 33-Jährige unter anderem erzählte, sie sei «wohl ein bisschen arrogant» gewesen, weil sie geglaubt habe, die Erkrankung könne ihr nichts anhaben. Sondern wegen einer Aussage über die frühere Schweinehaltung auf dem Bauernhof ihrer Eltern in Hindelbank BE.
«Es ist eine Tragödie. Da waren 280 Schweine drin!», sagt Vegetarierin Reusser bei der Begehung des mittlerweile leeren Stalls. Die Tiere hätten nur zweimal in ihrem Leben das Tageslicht gesehen: als Ferkel und auf dem Weg zum Schlachthof. «Das war sogar ein IP-zertifizierter Betrieb. Das wird dann mit Marienkäferli im Coop und in der Migros als tierwohles Fleisch verkauft. Das da ist die Realität – es ist einfach traurig.»
SRF hat dem Druck der Bauern nachgegeben
Mit dieser Aussage erzürnte sie nicht nur den Bauernverband, sondern auch IP-Suisse. Denn IP-Suisse-konform ist eine Haltung laut Website nur, wenn die Tiere einen grosszügigen Auslauf haben, auch in der frischen Luft. Wie stark die Wogen hochgegangen sein mussten, lässt ihre öffentliche Entschuldigung mitsamt Korrigendum Anfang Oktober vermuten. «Unser Schweinefleisch wurde nicht unter dem Label IP-Suisse verkauft, wie irrtümlich von mir angenommen», schreibt Reusser in einem längeren Post auf Instagram. «Ich möchte mich bei IP-Suisse und den unter dem Label produzierenden Bauern für den entstandenen Rufschaden entschuldigen.»
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Zu spät, fand der Bauernverband, und zudem zu ungenügend. Die Zuschauerinnen und Zuschauer hätten ein negatives Bild über die IP-Suisse-Tierhaltung im Kopf, sagte eine Sprecherin bei Nau.ch und forderte von SRF, die Szene aus dem Dokfilm zu schneiden. Die IP-Suisse war derselben Meinung.
Laut dem Onlinemedium hat SRF dem Druck der Bauern nun nachgegeben. Voraussichtlich bis Ende dieser Woche werde eine überarbeitete Version der Doku aufgeschaltet, die zurzeit noch im Original zu sehen sei (die umstrittene Szene startet etwa bei Minute 45). «Digitale Videoangebote, die gröbere Fehler enthalten und damit die Meinungsbildung verfälschen, korrigieren wir nachträglich, sofern dies zeitnah möglich ist, und laden diese erneut hoch», erklärte eine SRF-Sprecherin.
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