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Kollektive Kündigungsdrohung
Mark Zuckerberg droht seinen Mitarbeitenden

Meta-Chef Mark Zuckerberg 
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Mark Zuckerberg hat keinen Ruf als grosser Empathiker, aber was er seinen Angestellten am vergangenen Donnerstag mitteilte, war für diese dann doch ausserordentlich schwer zu verdauen. In einer Mischung aus «Blut, Schweiss und Tränen»-Rede und kollektiver Kündigungsdrohung versuchte der Chef des Meta-Konzerns, seinen Untergebenen klarzumachen: Jetzt ist Krise. Dafür wählte er selten gehörte harsche Worte, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, die eine Aufnahme aus einer Fragerunde mit Angestellten auswerten konnte.

Zuckerberg sprach demnach davon, dass sich derzeit «einer der schlimmsten Abschwünge, die wir in der jüngsten Geschichte gesehen haben», abspiele. Deshalb werde er für die Angestellten «die Hitze aufdrehen»: «Turn up the heat», das kann man auch mit «die Hölle heissmachen» übersetzen.

«Realistisch gesehen, gibt es im Unternehmen eine Gruppe von Leuten, die nicht hier sein sollte.»

Mark Zuckerberg

Das bedeutet wohl noch etwas mehr Darwinismus in den eigenen Reihen: «Ich glaube, manche von euch könnten sich entscheiden, dass das hier nichts für sie ist, und ich finde so eine Selbst-Selektion okay», sagte Zuckerberg der Nachrichtenagentur Reuters zufolge. Und weiter: «Realistisch gesehen, gibt es im Unternehmen eine Gruppe von Leuten, die nicht hier sein sollte.» Heisst im Klartext: Geht doch einfach, ihr Minderleister. Man habe auch die Ziele für Neueinstellungen nach unten korrigiert: Statt 10’000 IT-Entwickler wolle man nur 6000 bis 7000 einstellen.

Es ist ein ausserordentliches, ein patziges Eingeständnis der Schwäche innerhalb des Social-Media-Konzerns, der mit Facebook, Whatsapp und Instagram die wichtigsten digitalen Kommunikationsnetzwerke der Welt besitzt und über ein Jahrzehnt zum Megakonzern angewachsen ist.

Die Weltwirtschaft allein kann Zuckerberg aber nicht für seine miese Laune verantwortlich machen. Facebooks Innovationskraft wirkt geschwächt, besonders der grosse Konkurrent Tiktok wächst stark. Der Apple-Konzern, der mit dem iPhone ein wichtiges Nadelöhr für die mobile Digitalwelt kontrolliert, hat Meta vergangenes Jahr das Leben schwer gemacht. Seitdem ist es für Facebook, Instagram und deren Konkurrenten schwieriger, auf Apple-Geräten Daten über Nutzer abzugreifen.

Dabei sind diese Daten die Grundlage von Metas Milliardenumsätzen, denn sie lassen sich in der Werbeindustrie vermarkten. Hinzu kommt politischer Druck in den USA. Demokraten werfen Meta vor, den Aufstieg der radikalen Trump-Rechten begünstigt zu haben, indem es die Plattformen für deren Lügen bereitstellt. Republikaner klagen über Zensur auf den Plattformen – mit fragwürdigen «Beweisen» – und pro-demokratischen Aktivismus im Konzern.

Keiner weiss, ob Zuckerbergs Metaverse-Plan aufgeht

Sein Unternehmen, das einmal Facebook hiess, in Meta umzubenennen, war nur der erste Schritt von Zuckerbergs Langzeitstrategie. Er versucht auch, es zu einem «Metaverse»-Konzern umzubauen, der die virtuelle Realität beherrscht. Das Metaverse soll ein digitaler Entertainment-Raum der Zukunft sein, von dem aber noch niemand weiss, wie er aussehen wird. Ebenso unklar ist, ob Zuckerbergs Wette aufgehen wird.

Der Konzern hat die sozialen Medien zur weltumspannenden gesellschaftlichen Macht gemacht und mit klugen Zukäufen wie Instagram viel Geld verdient. Aber ob er damit noch einmal eine völlig neue Welt erschliessen und diese wiederum zu Geld machen kann, bleibt ungewiss. Der Konzernchef will das Unternehmen also grundlegend umbauen, während das Geld aus dem traditionellen Social-Media-Geschäft noch fliesst. Ausgerechnet in dieser komplizierten Lage wird Zuckerberg nun weniger in seine Leute investieren.

Radikale Ansagen erscheinen Zuckerberg wohl nötig, nachdem das Unternehmen erstmals in seiner Geschichte zweimal in Folge zurückgehende Gewinne hat bekannt geben müssen. Danach stellte das Unternehmen bereits Mitarbeiteranreize wie Gratiswäschewaschen ein. Nun gelten die Drohungen den Arbeitsplätzen selbst. Ein Facebook-Sprecher verwies auf Anfrage dieser Zeitung darauf, das Unternehmen habe sein Wachstum zwar «angepasst», werde aber weiter wachsen.

Auch Aktionäre zweifeln allerdings am einstigen Börsenliebling Facebook. Im Februar fiel das Unternehmen zum ersten Mal seit langem aus der Liste der zehn wertvollsten der Welt nach Börsenwert. Sah Facebook während der ersten Lockdowns noch wie einer der Pandemiegewinnler aus, hat sich der Aktienkurs nun im Vergleich zum Höhepunkt 2021 halbiert.

Zusätzlich zu Zuckerberg äusserte sich auch Chris Cox, Produktchef des Konzerns und Vertrauter des Konzernchefs, in einem Memo an die Mitarbeiter: «Der Gegenwind ist heftig.»

Spätestens jetzt spüren ihn alle Mitarbeiter.