Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Anleger strafen Facebook-Meta ab
Spektakulärer Börsensturz des Zuckerberg-Konzerns

Dem Mann mit der guten Laune dürfte gestern beim Blick aufs Börsentableau das Lachen für einen Moment vergangen sein: Meta-Chef Mark Zuckerberg.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Einen solchen Knall erleben selbst die US-Börsen selten: Nachdem gestern der Facebook-Mutterkonzern Meta die Zahlen und den Ausblick präsentiert hatte, stürzten die Aktien der Firma im elektronischen Handel nach Börsenschluss in New York um mehr als 22 Prozent ab (siehe Grafik unten).

Für die grossen Finanzportale der Welt ist das ein Grossereignis. «Investoren löschen fast 200 Milliarden Dollar Börsenwert aus», titelt zum Beispiel die «Financial Times». Zum Vergleich: Das entspricht allein ungefähr dem Börsenwert des Basler Pharmagiganten Novartis.

Was ist denn da passiert? Offenbar hat der Meta-Konzern ein Tiktok-Problem: «Die Leute haben jede Menge Auswahl, wie sie ihre Zeit verbringen wollen – und Apps wie Tiktok wachsen sehr schnell», sagte Firmenchef Mark Zuckerberg an einer Telefonkonferenz mit Analysten.

Das Problem zeigt sich in einem Umstand deutlich: Es ist das erste Mal in 18 Jahren, dass die täglich aktiven Facebook-User zurückgegangen sind. Das ist ein bemerkenswerter Fakt, denn die Plattform markiert den Beginn des mittlerweile riesigen Online-Imperiums von Mark Zuckerberg.

Seit der Lancierung 2004 kannte die Zahl der täglich aktiven User nur eine Richtung: Nach oben. In Europa und in Amerika hatte es das Netzwerk zwar schon länger schwer, doch konnte sie es jeweils mit Zuwachs in anderen Märkten wettmachen. 

Über alle Tochterunternehmen von Meta hinweg sieht es allerdings besser aus. Ende 2021 nutzten 2,8 Milliarden Menschen mindestens einmal täglich eine der vier Plattformen Facebook, Instagram, Messenger und Whatsapp, was einem Zuwachs um acht Prozent im Jahresvergleich entsprach. 3,6 Milliarden Menschen nutzten Metas Dienste mindestens einmal im Monat, ein Plus von neun Prozent.

Scheinbar läuft auch das Werbegeschäft nicht wie gewünscht. Das weltgrösste Online-Netzwerk gab an, dass die Nutzer auf der Bilderplattform Instagram beispielsweise mehr Zeit mit «Reels» verbrachten, einem vom Konkurrenten Tiktok inspirierten Format für Kurzvideos, «das niedrigere Vergütungssätze» als die klassischen Instagram-Formate generiert.

Vor allem aber hatte das Unternehmen davor gewarnt, dass die vom iPhone-Hersteller Apple im vergangenen Jahr auferlegten Regeln für zielgerichtete Werbung negative Auswirkungen auf seine Finanzergebnisse haben könnten. Apple verlangt von App-Herausgebern, dass sie um Erlaubnis bitten, Daten zu sammeln – sehr zum Leidwesen von Unternehmen wie Meta, deren Geschäftsmodell auf dem Verkauf von Werbung beruht, die fein auf den Geschmack und die Gewohnheiten der Verbraucher zugeschnitten ist.

Diese Änderung «beeinträchtigt die Fähigkeit von Meta, die Leistung von Werbekampagnen zu bewerten», erklärte Debra Aho Williamson, Analystin bei eMarketer. «Wir schätzen, dass einige Werbetreibende Ende 2021 und Anfang 2022 damit begonnen haben, sich teilweise von Meta zurückzuziehen, um alternative digitale Kanäle zu testen.»

Es sind die ersten Ergebnisse, die der US-Konzern seit seiner Namensänderung Ende Oktober veröffentlicht. Damals hatte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg angekündigt, dass sich sein Unternehmen auf das «Metaversum» konzentrieren wolle, das im Silicon Valley als die Zukunft des Internets gesehen wird. In dieser Vision sollen sich die Nutzer in virtuellen Paralleluniversen treffen, arbeiten und unterhalten.

Bislang schlägt sich diese Vision vor allem in Milliardeninvestitionen in der Sparte Facebook Reality Labs nieder. Adam Mosseri, der Chef von Instagram, kündigte am Mittwoch an, dass die Nutzer nun ihren Avatar erstellen können, der als Identität im Metaversum dienen soll. «Es ist eine virtuelle Darstellung dessen, wer Sie sind», sagte er in einem Video. Der Avatar sei «dynamischer» als ein Profilbild, die Nutzer könnten ihn mit eigener Kleidung und «jeglichem digitalen Besitz» ausstatten.

Misserfolg bei digitaler Währung «Diem»

Das Ziel sei, dass die Menschen «diese Identität und diese Güter mitnehmen können, wohin auch immer sie im Metaversum gehen». Dabei sollte es egal sein, ob die Apps von Meta oder einem anderen Unternehmen entworfen wurden. Analysten wie Williamson bezweifeln allerdings, dass diese Vision in naher Zukunft grosse Gewinne abwerfen wird.

Das Vertrauen der Anleger wird auch durch den grossen Misserfolg von «Diem» beeinträchtigt, dem digitalen Währungsprojekt, das Facebook 2019 mit grossem Pomp gestartet hatte, um eine neue Zahlungsmethode ausserhalb der traditionellen Bankkreisläufe anzubieten. Die unabhängige Einheit, die es von Genf aus betreute, hatte am Montag bekanntgegeben, dass sie ihre wichtigsten Vermögenswerte verkaufen und sich auflösen würde. Das Projekt konnte demnach die Regulierungsbehörden nicht überzeugen.

AFP/cpm/step/phf