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Meinung

Mamablog: Skiferien mit Familie
«Zersch lärnsch richtig Skifahre!»

Warum muss ein Kind eigentlich zuerst richtig Skifahren lernen, bevor es aufs Snowboard steigt? – Alles Schnee von gestern, findet unsere Autorin.
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Ich gehöre der Generation an, die es kaum erwarten konnte, sich ein Snowboard anschnallen zu dürfen. Schweizer Elternherzen bluteten, wenn der Nachwuchs sich für diesen abtrünnigen Weg entschied. Wenigstens richtig Skifahren zu können war auch bei mir die Voraussetzung. Plötzlich waren die Pisten voll mit Baggyhosen tragenden Snowboardenden und Hände verwerfenden Skifahrenden, die sich darüber beklagten, dass «Boarder nur auf dem Füdli hocken» würden und immer im Weg seien. Ich dachte, das wäre Schnee von gestern. Snowboards gehören doch unterdessen zum Wintersport wie das Ketchup zu den Berghüttenpommes. Oder?

«Chum heb di!»

Bei unserem letzten Skiausflug hat mir an einer Stelle, an der ich nicht genug Schwung hatte, ein Skifahrer im Vorbeirasen den Stock hingehalten und gerufen: «Chum heb di! Immer die arme Snowboarder!» War natürlich nett von ihm. Aber ich fand mich gar nicht arm. Ich hatte sogar richtig viel Spass. Am gleichen Tag erklärte hinter uns ein Grossvater seiner Enkelin, dass es zum Glück wieder viel mehr Skifahrer gäbe, und erkundigte sich, wie lange sie denn noch snowboarden wolle. Eine Kollegin fand ausserdem, es sei doch ätzend, wenn man aus dem Skilift nicht direkt weiterfahren könne und 30 Sekunden fürs Anschnallen verliere. Ich versteh nicht ganz. Eine, die gerne schwimmt, geht auch nicht joggen, nur weil sie schneller umgezogen ist.

Wir sind kurzzeitig auf Ski umgestiegen, um den Kindern besser helfen zu können. Für mich war dieser Abstecher keineswegs bekehrend. Ich bin definitiv eine Ein-Brett-Person und fahre viel zu mittelmässig Ski, als dass es mir ähnlich viel Freude bereiten würde. Viele Eltern, mit denen wir uns früher durch den Tiefschnee gekämpft und bis zum Sonnenuntergang Kicker gebaut haben, sind jetzt jedoch seelig mit ihren Carvingskiern. Wenn ich mit ihnen unterwegs bin und mich kurz hinsetze, um die Bindung anzuziehen, heisst es: «Woa, zum Glück mues ich das nüme!»

Teurer Luxus mit unbezahlbarem Spass

Also müssen tut hier sowieso niemand was. Wir können uns glücklich schätzen, wenn wir Wintersport überhaupt vermögen. Mit einer Tageskarte für die ganze Familie kann man ein Kinderzimmer neu einrichten. Die karge Reka-Wohnung im sogenannt schneesicheren Skigebiet kostet uns so viel wie eine Monatsmiete. In dieser Preiskategorie schlafen die Kinder aber auf dem Ausziehsofa. Privat vermietete Wohnungen und Chalets sind auf zehn Jahre hinaus der Stammkundschaft versprochen und die Jugendherbergen ausgebucht, sobald das Booking offen ist. Wintersport ist ein Luxussport. Streiten wir uns doch lieber darüber, was diese kranken Preise rechtfertig und überlegen uns, warum es wohl immer weniger Schnee gibt, statt darüber zu debattieren, ob mensch besser mit einem oder zwei Brettern den Berg runterrutscht. Herrgott, es geht hier um einen Plausch, den die meisten von uns ein paar wenige Tage im Jahr geniessen können.

Jetzt, da ich selbst Mutter von Pistenrowdys bin, fällt mir auf, dass trotz Umdenken und Individualitätsförderung in alle Richtungen viele Schweizer Eltern immer noch stur der Meinung sind, dass ein Kind erst auf einem bestimmten Niveau Ski fahren sollte, bevor man über Alternativen sprechen kann. Ich sehe den Vorteil schon, vor allem bei Kleineren. Aber dass Snowboardende in vielen Augen immer auf Abwege gekommene Skifahrende sind, finde ich seltsam. Als ob in der Schweiz alle als das eine zur Welt kommen würden. Da sind wir in anderen Themen schon wesentlich weiter. Lassen wir einander und unseren Kindern doch den Spass mit was auch immer uns motiviert und begeistert und freuen uns darüber.