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Skifahren für Zweijährige?

Auch der Stemmbogen hat seine Tücken.
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«Fährt er schon Ski?» ist eine Frage, die mir in letzter Zeit mit Blick auf den Zweieinhalbjährigen an meiner Hand öfters gestellt wird. Klar, es ist wieder Saison. Dennoch erwischt mich die Frage jedes Mal – na ja – ein bisschen kalt, halt.

Doch wie geht dieses Lied: «Alles fahrt Schii, alles fahrt Schii, Schii fahrt die ganzi Nation!» In einem Land, in dem so ein Song zum Klassiker wurde, ist es eigentlich kein Wunder, dass Kinder frühestmöglich trainiert werden in Sachen Wintersport. Auf dass «d Mamme, de Bappe, de Sohn» (und bestimmt auch die Tochter) noch mit Schnuller in den Schnee können, die Ski zwar an, aber die Windeln noch nicht aus.

Nun, wir hatten es mit unserer ersten Tochter versucht. Ein Windelkind war sie zwar nicht mehr. So lange hatten wir unserem elterlichen Ski-Enthusiasmus immerhin die Stirn geboten. Doch mit etwa vier Jahren stand sie zum ersten Mal auf Brettern am Hang. Oder vielleicht sollte ich eher sagen: «am Berg».

Nicht im Reinen mit den Rossignols

Man kennt sie, die Szenen von verzweifelten Eltern und ihren ebenso verzweifelten Kindern beim Skifahren: Schon mehrmals hatten wir mitfühlend bis schmunzelnd beobachtet, wie von unten her Tipps gerufen wurden und irgendwann die Drohung: «Jetzt steh endlich auf, sonst fahr ich weiter!» Das Kind derweil brüllend im Schnee liegend, ein einziges Tohuwabohu von Armen, Beinen, Brettern und Stöcken. Und nun hörten wir uns plötzlich selbst schreien: «Talski belasten, Talski belasten!» Das Kind war vier, wie gesagt, und – gelinde gesagt – nicht im Reinen mit seinen Rossignols. Also ziemlich überfordert und schon rein altersmässig kaum in der Lage, zu wissen, wo ihm der Kopf steht, geschweige denn, wo oben und unten ist. Die Steigung der Piste war geschätzte fünf Prozent, doch das ganze Unterfangen fühlte sich für uns Eltern bald an wie ein pädagogischer Steilhang. Kurz gesagt: Es war ein Desaster. Dabei wollten wir doch bloss unsere eigene Freude am Skifahren weitergeben.

Die Lösung? Ab in die Skischule! Dachten wir. Die meisten Skischulen nehmen Kinder ja bereits ab drei Jahren auf, mancherorts gibt es gar «Windelskischulen» für Kinder ab zwei. Doch unsere Tochter sträubte sich standhaft. Hätten wir Druck aufgesetzt, wäre sie wahrscheinlich eines dieser unglücklich dreinschauenden Kleinen geworden, die auch kein plüschiger Snowli-Schneehase mit Wackelohren dazu bringen kann, auf dem Zauberteppich nicht zu zaudern. Also gaben wir es auf.

Wehe der Schneewehe

Bestimmt gibt es Kinder, denen ein Skihelm bereits in die Wiege gelegt wurde. Sie rasen wahrscheinlich die schwarze Piste hinunter, bevor sie gehen und «Schnee» sagen können, und haben Spass dran. Ja, bestimmt gibt es sie. Doch unsere gehören nicht zu ihnen. Auch die zweite Tochter nicht: Aus Versehen ein verirrtes Flöckchen im Kleinkind-Gesicht, schon war die Lust auf die weisse Pracht buchstäblich von der Schneewehe verweht. Ähnlich jetzt der Junior: Bei ihm arbeiten wir daran, nicht nur im Stillstand auf dem Schlitten zu sitzen, sondern auch in Zeitlupe zu fahren.

Allerdings sind wir gelassen geworden. Auch dank einem späteren Aha-Erlebnis mit der ersten Tochter: Nur zwei Jahre später, als sie sechs war, reichten wenige (freiwillig und enthusiastisch besuchte) Stunden Skischule aus, um aus dem vormals im Schnee verknäuelten Etwas einen wendigen Pisten-Schreck zu formen. Unser Erstaunen war gross. Jenes des Skilehrers hielt sich in Grenzen. Eigentlich, so erklärte er, mache Ski fahren lernen unter sechs Jahren gar nicht viel Sinn. Die Kinder seien weder kognitiv so richtig in der Lage, die Anweisungen zu verstehen, noch motorisch so weit, sie umzusetzen. Nun, wenn sie Spass dran haben: Warum nicht? Ansonsten könnte man sich also den Stress auch ersparen, bis sie etwas älter sind und den Hügel bald ohne emotionale Hals- und Beinbrüche schaffen. Das nahmen wir uns bei unserer zweiten Tochter gern zu Herzen. Mit Erfolg.

Mittlerweile fahren beide so gern Ski, dass ich wieder geneigt bin zu denken: «Es get halt nüt Schöners, juhe, juhe, als Sunneschiin, Bärge und Schnee.» Gelegentlich lassen sie sich gar kleine Tipps von uns Eltern geben. Wir unsererseits wundern uns, warum vor Wintersport mit Kleinkindern eigentlich keine amtlichen Warnungen ausgesprochen werden.

Heute kommt es mir nicht mehr in den Sinn, unser Kleinkind auf die Bretter zu stellen. Die eingangs geschilderte Frage nach seinen Stemmbogen-Kompetenzen kommt daher meist unerwartet. Nach einer Antwort muss ich allerdings nicht mehr lange suchen: klar «Nein»!

Welches sind Ihre Erfahrungen mit Ski fahrenden Kleinkindern, liebe Leserinnen und Leser?

Dieser Artikel wurde erstmals am 14. Februar 2017 publiziert und am 11. Mai 2023 in dieses Redaktionssystem übertragen.