Mamablog: Erste Skiferien mit Kind Es ist noch kein Gigi vom Aroser Himmel gefallen
Unsere Bloggerin liebt die Berge und wollte ihrem Sohn die Pisten zeigen. Dabei wurden ihre Nerven allerdings ganz schön auf die Probe gestellt.
Wer in der Schweiz aufwächst, kommt nicht darum herum – die Rede ist vom Skifahren. Ich weiss nicht, wie oft ich auf Auslandreisen gefragt wurde, ob ich denn auch Ski fahre. Wenn man schon in einem Land voller Berge lebt und vier Sprachen beherrscht – der andere Klassiker unter den Klischees –, dann muss man doch einfach Skifahren. Oder etwa nicht?
Respekt vor Skipisten
Vor 20 Jahren hätte ich diese Frage mit einem «doch, natürlich» beantwortet. Ich konnte es ehrlich gesagt kaum glauben, wenn jemand den Wintersport nicht mochte. Mittlerweile habe ich meine Meinung etwas revidiert. Insbesondere weil ich mir vor sechs Jahren beim Snowboarden einen Sitzbeinbruch zuzog. Seither tut nicht nur mein Allerwertester immer wieder weh, sondern ich habe vor allem auch gewaltigen Respekt vor den Skipisten gekriegt. Und selbstverständlich wurde die Angst auch nicht kleiner, seit ich Mami geworden bin. Im Gegenteil: Einerseits wäre der Job als Mutter mit Krücken nicht zu bewältigen und andererseits möchte ich nicht, dass meinem Sohn etwas Ähnliches zustösst.
In Anbetracht der Packerei hätten wir mindestens drei Monate bleiben müssen.
Nichtsdestotrotz, die Bergliebe blieb. Und diese wollte ich auch meinem Sohn nicht vorenthalten. Vergangene Woche rief der Berg endlich mal wieder. Die Vorfreude war gross; sie wurde allerdings einige Tage vor Abreise brutal auf die Probe gestellt. Grund hierfür: das Packen. Kein Vergleich zu den Sommerferien. Wer in den Schnee möchte, braucht Ausdauer und Nerven und vor allem ein Arsenal an Kleidung – für drunter und drüber in Mehrfachausführung. Hinzu kommen Schuhe für auf und neben dem Berg, Spielsachen, Verpflegung und die üblichen mindestens 50 Kilogramm Toilettenartikel, also Windeln und so. Aber damit nicht genug: Schliesslich hat Mami extra noch einen Bob, «Rutscherlis» und einen Helm organisiert. Und auch der Buggy durfte nicht fehlen. Alles rein ins Auto. Vorbei war es mit der Sicht nach hinten. Aber für etwas gibt es ja Seitenspiegel.
Planänderung
Mit gefühlten fünf Tonnen Ladegewicht meisterten wir die Fahrt mit ihren rund 360 Kurven ohne Zwischenfälle und kamen heil in Arosa an. In Anbetracht der Packerei hätten wir mindestens drei Monate bleiben müssen. Aber zuerst kam einmal der erste Morgen und mit ihm die erste Zeitverzögerung inklusive Planänderung. Skihose, Skijacke und Stiefel flogen zuerst einmal eine Runde durch die Luft, bevor sie am Kind haften blieben. Irgendwann zwischen Schal und Sonnenbrille war es dann vorbei mit meiner Geduld, sodass ich die Accessoires einfach einpackte. Zum Glück waren uns die Temperaturen gnädig gestimmt. Weiter ging es mit dem Bob. Ziel war der «Zmittag» auf der Hütte. Aber nix da. Mein Sohn weigerte sich, im Gefährt Platz zu nehmen und bevorzugte das Ziehen, sodass er nach etwa einer halben Stunde zu müde war, um auch nur noch einen weiteren Schritt zu machen. Mami trug ihn dann ins Dorf runter.
Mein Sohn verhalf mir zur dringend benötigten Entschleunigung. Das geht also auch in den «Sportferien».
Fortan nahmen wir Tag für Tag. Dabei genügte es, einmal hoch- und runterzufahren mit der Bahn oder um den See zu laufen und sich gegenseitig einzubuddeln. Auch das Thema «Rutscherlis» war nach ein paar Minuten vom Tisch. Und damit erübrigte sich auch der Helm, den ich mitten in der Samstagshektik noch besorgt hatte.
Auch wenn uns Kleinkinder manchmal weismachen wollen, dass sie schon gross sind und vieles selbst können – sie sind halt doch noch sehr klein. Ich hatte unterschätzt, wie anstrengend es für einen Dreikäsehoch sein muss, sich an eine neue, höher gelegene Umgebung im Schnee zu gewöhnen. Und dann blendet es auch noch dauernd. Aber es ist ja nichts Neues, dass Kinder unsere Pläne durchkreuzen. Und das ist gut so. In unserem Fall verhalf mir mein Sohn zur dringend benötigten Entschleunigung. Das geht also auch in den «Sportferien», denen man auch einfach Winterferien sagen darf. Den sportlichen Ehrgeiz nehmen wir dann in ein paar Jahren mit.
Wie waren Ihre ersten Winterferien mit Kind, liebe Leserinnen und Leser? Oder gibt es gar Tipps, die sie teilen möchten? Diskutieren Sie mit.
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