Mamablog: Serie 5913 MilesHalloween braucht ein Redesign!
In der Nachbarschaft unserer Autorin wurde das «Fest des schlechten Geschmacks» mit Enthusiasmus gefeiert. Ob es dennoch gelang, die hartnäckige Skeptikerin zu überzeugen?
Hier in unserer Nachbarschaft fühlt es sich an, als ob heute ungefähr der 157. Tag dieses Fests des schlechten Geschmacks wäre. Täglich hält der Amazon-Truck vor einem Nachbarshaus und bringt einen neuen aufblasbaren Plastikkürbis. Immer noch. Abgesehen davon, wie weh das alles tut in Sachen Nachhaltigkeit, ist es auch ästhetisch gesehen eine Katastrophe. Orange, Giftgrün und Lila? Können wir da nicht etwas tun? Halloween braucht dringend ein Redesign! Ich kenne ein paar gute «Art Directors», die dem nationalen Halloween-Beauftragten mal eine neue «Corporate Identity» pitchen könnten.
Verrottende Kürbisse und ein silbernes Skelett
Nun gut, jetzt habe ich ein vierjähriges Kind, das natürlich begeistert ist von so viel «Glow-in-the-dark»-Plastik. Und ich habe einen Mann, der Amerikaner ist und in solchen Momenten nicht verheimlichen kann, wie froh er ist, in der Heimat zu sein. Er hat zu meinem Horror mit Hingabe ein riesiges, silbernes Skelett dekoriert und mit höchster Präzision Kürbisse ausgehöhlt. Immerhin, wir hatten nichts Aufblasbares. Aber wir hatten die Kürbisse viel zu früh geschnitzt, es ist immer noch Sommer in L.A. und sie sind innerhalb eines Tages in der Hitze verrottet. (Amateure!!)
Was blieb mir also anderes, als mich auf Halloween einzulassen? Ich tat das, was alle tun: kaufte Süssigkeiten, Kinderschminke und machte mir Gedanken zu meinem eigenen Kostüm.
Gruselig und herzerwärmend
Am 31. fing es schon sehr früh an, in der Schule unserer Tochter startete um neun Uhr die Halloween-Parade. Ich weiss nicht, wann die anderen Eltern aufgestanden sind, aber ich habe richtige Kunstwerke auf geschminkten Kindergesichtern gesehen. Dann kamen mir auch schon die ersten Tränen: mit wie viel Liebe die Lehrerinnen und Lehrer alles vorbereitet hatten! Sie waren alle als Dalmatiner verkleidet und die Direktorin war ihre Cruella De Vil.
Hollywood ist um die Ecke, das merkt man. Und man merkt auch, dass Amerikanerinnen und Amerikaner – in absolut jedem Alter – solche Feste lieben. Ich bewundere sie für die kindliche Gabe, freudig ganz im Moment aufgehen zu können. Da habe auch ich meine innere Zynikerin kurzzeitig fortgejagt.
Am Abend luden uns die Nachbarn zu einer «Trick-or-Treat-Party» ein, wo wir viele nette neue Leute aus der Nachbarschaft kennenlernten. Ich weiss allerdings nicht, wie die alle in echt aussehen, weil das mit dem Verkleiden hier sehr ernst genommen wird. Ich traf eine Maus, die im Management bei Apple ist, einen Dinosaurier, der für Elon Musk arbeitet, und einen Vampir, der Stuntman in Hollywood ist. Habe ich erwähnt, dass ich als Taylor Swiss ging? Das Kostüm kam sehr gut an, aber ob alle den Gag mit Swiss statt Swift verstanden haben? Ich bin nicht sicher.
Als wir so durch die Nachbarschaft liefen, die Kinder sangen, die älteren Leute freudig Süssigkeiten verteilten, die Erwachsenen heimlich Wein in ihre Wasserflaschen füllten, meine Tochter lachend «trick or treat, smell my feet, give me something, good to eat» rief und aus meiner Boombox Taylor Swift Songs dröhnten, hätte ich schon wieder weinen können. Weil ich so stolz auf die Kleine bin, wie sie sich hier so schnell und mutig integriert hat. Weil ich dankbar bin, dass wir als «die Neuen» immer eingeladen werden. Und weil man in Amerika die Feste von Herzen feiert – auch wenn wir am Look noch arbeiten können.
Dieser Artikel erschien erstmals am 3. November 2023. Anlässlich des diesjährigen Halloween haben wir ihn für Sie aktualisiert.
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