Mamablog: Leben mit chronischen SchmerzenWie soll das funktionieren?
Unsere Autorin ringt mit der Doppelbelastung von Mutterschaft und anhaltenden Schmerzen. Ein ungeschönter Einblick in ihren Alltag.
Lange habe ich darüber nachgedacht: Was ist eigentlich das Ziel dieses Beitrags? Soll ich mich als Motivationsguru inszenieren? Beweisen, dass man als Mutter allen Herausforderungen gewachsen ist? Oder möchte ich einfach meinen täglichen Trott darlegen und riskieren, als Negative Nancy verschrien zu werden? Schliesslich habe ich erkannt, dass meine Botschaft einfach, aber gewichtig ist: Schmerzen sind scheisse, chronische Schmerzen sind scheisse-er – und chronische Schmerzen für eine Mutter kleiner Kinder sind am scheisseste-en.
Zwischen durchwachten Nächten und unerträglichen Tagen
Wir Mamis können uns nicht einfach den Schmerzen ergeben, uns hinlegen und uns selbst bemitleiden. Stattdessen müssen wir oft genug nachts unzählige Male stillen, früh mit den Kindern aufstehen, bevor die Sonne auch nur ansatzweise den Horizont küsst, und dann irgendwie den Tag überstehen, bis die nächste durchwachte Nacht beginnt. Heute musste ich trotz heftigster Schmerzen wegen einer Hornhautverletzung in meinem Auge, die durch einen unbeabsichtigten Kratzer meines Babys verursacht wurde und mein Leben nun schon seit einem halben Jahr beeinträchtigt, zwei Wutanfälle begleiten: einen wegen einer Banane, die nicht nach Apfel schmeckte, und einen, weil das Salzstängeli zerbrochen war. Der Kleine hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehrmals sein gesamtes Outfit vollgekötzelt und wollte nur getragen werden. Dazu kam, dass bereits Fingerfarbe das Sofa zierte und die Kücheninsel unter einer Schicht Mehl begraben war. Und ja, es war gerade mal 9 Uhr morgens.
Wie sollte das funktionieren? Wie hätte ich die Wutanfälle geduldig begleiten und mein Baby herumtragen sollen, wenn ich vor Schmerzen kaum stehen konnte? Ich höre sie schon, die Ratschläge: «Man sollte so viel Hilfe und Unterstützung suchen wie möglich.» Das tue ich bereits – aber was, wenn das nicht reicht? Ich möchte trotzdem Zeit mit meinen Kindern verbringen. Nur, wie soll das gehen, wenn ich wegen der Schmerzen nicht die Mutter sein kann, die ich sein möchte? Es ist eine Zwickmühle, eine Lose-lose-Situation. Und die Schuldgefühle? Die sind wie ein Schatten, der selbst am hellsten Tag nicht weicht.
Keine Antworten, nur Ehrlichkeit und Gemeinschaft
Ich bin nicht hier, um zu behaupten, dass alles besser wird. Denn ehrlich gesagt, fühlt es sich gerade nicht so an. Im Moment ist es oft einfach ziemlich doof. Und es bleibt vielleicht auch für eine Weile so. Es ist eine bittere Realität, aber es ist gerade meine Realität. Ich stecke mitten im Chaos und versuche, irgendwie den Tag zu überstehen. Ich möchte hier nicht vorgeben, irgendwelche Antworten zu haben. Ich habe sie nicht. Ich bin müde, ich bin erschöpft, und ich bin frustriert, dass diese Hornhautverletzung mein Leben so einschränkt. Ich vermisse die Mutter, die ich vor einem halben Jahr war, und ich weiss nicht, wann ich zu ihr zurückkehren kann.
Das möchte ich mitteilen. Es ist okay, sich nicht okay zu fühlen und zuzugeben, dass man sich in einer aussichtslosen Lage befindet. Denn manchmal ist das einfach die Realität. Und wenn es euch auch so geht, seid ihr nicht allein. Wir sind gemeinsam in diesem seltsamen Club von Eltern, die von Schmerzen geplagt sind, die ihr Bestes geben und sich trotzdem als Versager fühlen. Heute gibt es kein «Aber» und kein «Vielleicht». Heute ist einfach ein Tag, an dem es am scheisseste-en ist.
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