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Denk dich gesund

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«Schmerz ist eine Meinung», sagt Alan Gordon. Der Psychotherapeut lehrt an der University of Southern California und hat eine Therapie erfunden, die «Pain Reprocessing Therapy», die Patienten mit chronischen Schmerzen heilen soll. Patienten also, die schon monate- oder jahrelang Schmerzen haben, ohne dass man genau weiss, weshalb. Ihre Schmerzen, so Gordon, sind eine Fehlleistung des Gehirns oder eben eine falsche Meinung. Das Gehirn schreit «Gefahr», obwohl da gar keine Verletzung (mehr) ist. Programmiere man es um, so verschwänden auch die Schmerzen.

Als Gordons Buch «The Way Out», auf Deutsch «Wege aus dem Schmerz», vor zwei Jahren in den USA erschien, stiess die Therapiemethode auf viel Beachtung. Die «Washington Post», CBS und das «New York Magazine» berichteten darüber, berühmte Schauspieler empfahlen das Buch ebenso wie der renommierte Neurowissenschaftler Tor Wager oder der Psychiater Aaron T. Beck, der Begründer der kognitiven Verhaltenstherapie. Weil ich damals häufig Kopfschmerzen hatte, legte es mir eine Kollegin ans Herz, die von Beruf Psychologin ist.

Ich mochte das Buch nicht besonders. Was mich störte und bis heute stört, ist die Absolutheit, mit der Gordon verkündet, jeder Patient mit chronischen Schmerzen könne gesund werden. In einer wissenschaftlichen Studie konnte zwar gezeigt werden, dass von den Rückenschmerzpatienten, die mit Gordons Methode behandelt wurden, 66 Prozent danach schmerzfrei waren. Aber es gibt andere Wissenschaftler, die die Studie anzweifeln.

Obwohl ich skeptisch war, las ich «The Way Out» zu Ende und begann, die darin empfohlenen Übungen zu machen. Schliesslich weiss man aus der Placeboforschung, wie mächtig der Verstand ist. Ich atmete in den Schmerz hinein, gab ihm Luft und Raum. Ich meditierte und erkundete dabei meinen Schmerz so, wie man Fische in einem Aquarium anschaut, mit Neugier und Freude. «Enjoy the show!», schreibt Gordon. Ich versuchte mir einzureden, dass meine Schmerzen keine Gefahr für mich sind. Denn Angst oder andere negative Gefühle verstärken sie.

Meine Kopfschmerzen besserten sich mit der Zeit. Ob das mit den Übungen zu tun hat, weiss ich nicht. Wovon ich aber überzeugt bin, ist, dass wir Schmerzen mit Medikamenten und Operationen, aber unbedingt auch psychologisch behandeln sollten.

Ich habe das Buch einigen Bekannten weiterempfohlen. Aber immer mit der Warnung: Versprich dir nicht zu viel davon.