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Meinung

Mamablog: Elternschaft in anspruchsvollen Zeiten
Zwischen Kürbissen, Gangster-Rap und Zukunftsängsten

Roller Coaster, Salou, Spain.
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Die Welt steht kopf. Ob sie wohl jemals richtig herum stand? Ich könnte mir vorstellen, dass jede mir vorangegangene Generation dachte, so schlimm sei es noch nie gewesen. Mir ist eng ums Herz, egal, in welche Richtung ich schaue. Vielleicht drehe ich mich zunehmend weniger um mich selbst, was gut ist. Oder meine Sorgen werden mal Anzahl Kinder multipliziert. Jedenfalls fällt es mir schwer, zwischen dem Blick nach aussen ins grosse Ganze und dem Blick nach innen in meine eigene kleine Welt nicht den Kopf zu verlieren.

Banal, aber real

Eine Freundin bekundete auf Instagram ihr Unverständnis darüber, dass Eltern ihre Kinder als Verwundete und Skelette verkleiden, während so viele Kinder tatsächlich verletzt und zu Skeletten werden, was ihren Eltern das Herz bricht. Meines rutschte mir sofort in die Hose. Ich war so was von einverstanden und schämte mich in Grund und Boden, hatte ich doch selbst ein paar Stunden zuvor meinem Kind ein Skelett ins Gesicht gemalt und mir nichts dabei gedacht. Ich mag Halloween nicht. Soll es dort gefeiert werden, wo es herkommt. Alles, was damit zu tun hat, sieht hässlich und zu orange aus und ich habe null Bezug. Süssigkeiten haben wir auch genug.

Wie jedes Jahr hatten wir Diskussionen, weil die Kinder anderer Meinung sind. Eines durfte verkleidet in die Schule. Ihm auch noch seinen einzigen Schminkwunsch zu verwehren, dazu hatte ich keine Energie mehr. Sie war vollständig in die Argumentation gegen das abendliche «Herumstrielen» und Süssigkeitenbetteln geflossen. Das Kind, das überhaupt nicht gerne zur Schule geht, strahlte. Also habe ich das Skelett gemalt. Und hatte abends so ein schlechtes Gewissen, dass ich nicht einschlafen konnte.

Wie viel erzähle ich den Kindern über den Krieg, wenn sie mich mit Fragen löchern, und wann halte ich meine Klappe, um sie zu schützen?

Diese Geschichte beschreibt genau, wie es mir geht. Wenn ich in die Welt schaue, bin ich traurig, fassungslos und besorgt. Ich will mich interessieren und engagieren, ohne auch nur eine Sekunde damit aufzuhören. Gleichzeitig muss ich mich auf unser Leben und unsere Kinder konzentrieren und auf First-World-Probleme, die zwar im Verhältnis banal, aber trotzdem real sind. Wie sehr ich es auch versuche, ich finde keine Mischung, die sich gut anfühlt.

Wie viel erzähle ich den Kindern über den Krieg, wenn sie mich mit Fragen löchern, und wann halte ich meine Klappe, um sie zu schützen? Wie reagiere ich, wenn sie erzählen, dass die Erde verbrennen wird und fragen, ob sie dann noch da sind? Bestehe ich darauf, dass das Müsli aufgegessen wird? Soll ich nach der Tagesschau weinend ins Bett kriechen, oder ist es okay, mir noch eine Folge der Beckham-Serie reinzuziehen, um runterzukommen, weil ich den Schlaf brauche?

Mit Fäusten auf den Boden trommeln

Ich habe mehrere Texte angefangen und wieder verworfen. Über ein Kind, das die Schule hasst und wie wir damit umgehen. Über Wohnungsnot und überteuerte Mietpreise. Über die mühsame Planung von Skiferien und die Frage, ob sie ein Auslaufmodell sind. Wie sehr ich gerade das Pre-Teen-Alter feiere, vor dem ich solchen Bammel hatte. Über Kinderplaylists auf Spotify und wie froh ich bin, dass die Jungs zur Vernunft gekommen und von Petra Sturzenegger, die alle wollten, auf Eminem und Snoop Dog umgestiegen sind.

Schlussendlich fand ich jedes Thema langweilig und kam mir blöd vor, über solchen Pipifurz zu schreiben. Ich werde es wieder tun, nur heute nicht. Heute will ich einfach mit den Fäusten auf den Boden trommeln und sagen, dass ich es umega schwer finde. Ich will meine Kinder festhalten und sagen, dass alles gut kommt. Ich will mit ihnen zusammen heulen, weil vieles überhaupt nicht gut ist.