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Neue Logitech-Chefin Hanneke Faber
Erst angefeindet, nun erfolgreich

Hanneke Faber, CEO von Logitech, posiert fuer ein Portrait am Donnerstag, 23. November 2023 in den Raeumlichkeiten von Logitech im EPFL Innovation Park in Ecublens. (KEYSTONE/Christian Beutler)
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Bei Logitech, dem Waadtländer Hersteller von Computerzubehör, laufen die Geschäfte wieder besser. Die Trendwende konnte die neue Firmenchefin Hanneke Faber am Dienstag mit dem Jahresergebnis vorlegen. Die Niederländerin hat den Job im Dezember 2023 übernommen – als erste Frau an der Spitze eines Schweizer Börsenschwergewichts, das im Leitindex im Swiss-Market-Index (SMI) aufgeführt ist.

Der Start ist geglückt. Der Gewinn hat sich im letzten Jahr vervierfacht. Das freut die Anlegerinnen und Anleger: An der Börse legte der Aktienkurs von Logitech nach Bekanntgabe des Ergebnisses um bis zu 10 Prozent zu.

Diesen Aufwind kann Faber gerade gut gebrauchen. Als sie vor fünf Monaten zu Logitech wechselte, geriet sie in einen Machtkampf zwischen Verwaltungsratspräsidentin Wendy Becker und dem einflussreichen Firmengründer und Aktionär Daniel Borel.

Nach acht schlechten Quartalsergebnissen in Folge drängte Borel öffentlich darauf, Becker an der Spitze des Unternehmens abzusetzen. Als Präsidentin von Logitech ist sie nicht nur für die Strategie der Firma verantwortlich, sondern auch für die Wahl des Chefs oder der Chefin, welche die Strategie umsetzt.

Logitech erlebte während der Corona-Krise einen Boom, weil sich die Unternehmen und Arbeitnehmer in Zeiten von verordnetem Homeoffice mit neuem Computerzubehör eindeckten. Nach dem Ende der Pandemie ist die Nachfrage aber eingebrochen. Und mit der Teuerung warten die Konsumenten tendenziell länger zu, bis sie elektronische Geräte austauschen.

Seitdem Faber übernommen hat, gibt sich Borel zurückhaltender. Offenbar traut der 74-Jährige ihr zu, die Firma wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Damit gibt der Firmengründer indirekt Verwaltungsratspräsidentin Becker eine letzte Chance, die Faber ins Amt gehoben hat.

Mit der neuen Chefin pflege er «einen offenen Dialog, sie hört zu und will aus der Logitech-Geschichte lernen», sagte Borel Anfang Jahr gegenüber dem Wirtschaftsmagazin «Bilanz». Er habe die 55-Jährige mehrmals getroffen, physisch in der Schweiz und virtuell per Videocall, und hat «Zugang zu ihr, wenn nötig». Faber sei schnell, habe das nötige Bewusstsein für Dringlichkeit, schaue der Realität ins Auge und sei angenehm im Umgang.

Daniel Borel, fondateur de Logitech, pose pour le photographe lors du lancement de l'EPFL Extension School ce jeudi 20 octobre 2016 a Lausanne. L'EPFL Extension School est un programme de formation continue en ligne ouvert a tous. (KEYSTONE/Cyril Zingaro)

Auf so viel Wohlwollen war Faber im Oktober 2023 nicht gestossen, als Logitech damals ihre Ernennung zur Firmenchefin bekannt gab. Die Neue habe keine Erfahrung im Technologiebereich, monierten Branchenkenner und die Finanzpresse.

Erinnerungen an die Nominierung von Fabers Vorgänger Bracken Darrell als Logitech-Chef wurden wach: Darrell war ebenfalls branchenfremd, er wechselte vom Haushaltsgrossgeräte-Hersteller Whirlpool zur Technologiefirma. Im Juni 2023 gab Darrell seinen Rücktritt bekannt.

Tatsächlich kommt Faber aus der Konsumgüterbranche: Sie leitete vor ihrem Amtsantritt bei Logitech beim britischen Konzern Unilever die Geschäftssparte Ernährung. Ihr Verantwortungsbereich erstreckte sich über mehr als 150 Länder und umfasste die Bereiche Marken, Forschung und Entwicklung, das Firmenkundengeschäft sowie eine Lieferkette mit rund 60 Fabriken und Vertragsherstellern in aller Welt.

Damit war Faber auch für die Schweizer Kultwerbefigur Knorrli verantwortlich, die zu Unilever gehört.

Als ehemalige Leiterin eines Geschäftsbereichs ist Faber unerfahren darin, ein börsenkotiertes Unternehmen wie Logitech zu führen. Dazu gehören ein geschickter Umgang sowie direkter Austausch mit Investoren, gerade in einer turbulenten Zeit wie jetzt.

Dabei hilft ihr wohl ein Talent, das sie vor der Karriere bei Grosskonzernen pflegte: In ihrer Heimat war sie mehrfache Landesmeisterin im Wasserspringen. Bei den Weltmeisterschaften in Spanien 1986 schaffte sie es auf Rang 5.

Sie ist es also gewohnt, ins kalte Wasser zu springen.