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Cloud-Gaming
Der Herr der Mäuse will jetzt zocken – in den Wolken

Seit er die Mäuseherstellerin aus Lausanne führt, geht es bergauf: Bracken Darrell (59).
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Bracken Darrell steigt mit einer neuen Spielkonsole ins Gaminggeschäft ein. Bracken wer? – Seinen Namen kennt kaum jemand, seine Firma dafür umso mehr: Darrell ist Chef von Logitech, und das seit fast zehn Jahren. Die Lausanner Firma ist weltbekannt für ihre Computermäuse und Tastaturen, dazu kommen Webcams, Lautsprecher oder mobile Boxen.

Diese Woche kündigte Bracken Darrell nun noch eine Spielkonsole an. Das überrascht: Was will einer wie er in diesem hart umkämpften Markt, den Titanen wie Microsoft, Sony und Nintendo und einige andere schon seit Jahren unter sich aufteilen? 

Damit will Logitech in die Cloud: Logitech G CLOUD Gaming Handheld, ab Oktober nur in den USA. Kostenpunkt: 350 US-Dollar.

Nun, ganz so fern ist Logitech von der Welt der Videogames nicht. Schliesslich stellt die Firma seit Jahren speziell für den Gamingmarkt entwickelte, hochpräzise Mäuse, Controller und Tastaturen her. Darrell hat darum recht, wenn er sagt: «Für uns ist das kein waghalsiger Schritt, sondern eher eine logische Weiterentwicklung.»

Ein Schritt in Richtung Cloud Gaming

Zum Zweiten zielt Darrell mit seinem neuen Gerät nicht auf das klassische Konsolengeschäft, sondern auf den Wachstumsmarkt Cloud-Gaming. Im Unterschied zum herkömmlichen Gamen braucht es beim Cloud Gaming keine hochgerüstete Hardware à la Xbox. Es reicht ein internetfähiges Gerät wie ein Handheld, ein Tablet oder ein Handy – die nötige Software und die Rechenleistung kommen aus der Cloud. 

«Der Schritt ist durchaus sinnvoll», sagt der Gamingexperte Marc Bodmer. Die grösste Herausforderung beim Cloud-Gaming sei die zeitliche Verzögerung, die sich beim Spiel durch verspätete Übermittlung der Signale ergebe. Aber das werde immer besser, weshalb auch andere Anbieter in diesen Markt drängten. 

Im Unterschied zu anderen Konsolen ist das Logitech-Handheld an keine Plattform gebunden. Das heisst, es können Inhalte von verschiedenen Anbietern wie Microsoft Xbox oder Steam gezockt werden. Das sei ein Plus.

«Menschen ohne Ziele tun mir leid.»

Bracken Darrell, Logitech-Chef

Der Vorstoss in den neuen Bereich ist für Bracken Darrell typisch. Er ist ein ewig Hungriger, der «jeden Tag wieder bei null anfängt», wie er im Gespräch mit CNN Money Switzerland sagt, und ständig neuen Zielen nachjagt («I feel sorry for people without goals»).

Seit 30 Jahren hält er Ziele auch privat fest, für Familien-, Job- oder Finanzdinge, fein säuberlich in einer Excel-Tabelle aufgeführt.

Den Treiber für diese Zielstrebigkeit vermutet Darrell in seiner Herkunft. Er stammt aus bescheidenen Verhältnissen, aufgewachsen mit der Mutter und drei Geschwistern in Kentucky. Das habe ihn nachhaltig geprägt und treibe ihn an. Heute gehört er mit einem Jahreslohn plus Boni von total 10,5 Millionen Franken zu den Topverdienern der in der Schweiz kotierten Unternehmen. 

Er gilt dennoch als nahbarer Chef, der viel Wert auf eine gute Firmenkultur legt: «Die Leute sollen sich so wohlfühlen, damit sie ihr Bestes geben», wie er im Mai in einem Interview sagt. Und er macht auf unterschiedlichen Parketts gute Figur, sei es im Anzug bei CNN oder in Sneakers an einem Tech-Event – Bracken Darell wirkt echt und bekundet manchmal Mühe, stillzusitzen.

Von Amtsmüdigkeit keine Spur

So hält er auch seine Firma zielorientiert und beweglich, probiert immer wieder neue Produktkategorien aus und stösst sie genauso schnell wieder ab, wenn sie sich nicht bewähren. So geschehen etwa mit Handy- und Tablethüllen, Docking-Stationen oder Smart-Home-Produkten. 

Die einzige Konstante bei Logitech, seit der Amerikaner in Lausanne am Drücker ist, sind Computermäuse und Tastaturen. Und dass es im Geschäft aufwärtsgeht: 2013 hatte er Logitech in der Krise übernommen. Seither kletterte der Aktienkurs von weniger als 6 auf aktuell rund 50 Franken. Starke Verkäufe dank Homeschooling und Homeoffice gaben Logitech weiter Schub, im vergangenen Sommer stieg die Aktie in den Leitindex SMI auf.

Allerdings steht Darrell jetzt unter Druck. Die hohen Verkaufszahlen von PC-Zubehör konnten nicht gehalten werden, besonders der Gamingbereich blieb unter den Erwartungen – die neue Konsole dürfte eine Antwort darauf sein.

Von Amtsmüdigkeit ist beim 59-Jährigen nichts zu sehen. Er sei noch nie so begeistert gewesen von seinem Job, sagte er im Mai gegenüber dem Finanzmagazin «The Market»: «Mein Ziel ist es, mit Logitech bald wieder jedes Jahr zweistellig zu wachsen.» Wahrscheinlich steht auch das im Excel-Sheet. 

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