Drastische Appelle im LandLockdown, Lockdown, Lockdown
Es ist der Tag, an dem in der Schweiz von mehreren namhaften Exponenten ein neues, landesweites Herunterfahren gefordert wird. Die teils dramatischen Appelle vom Dienstag in der Übersicht.
«Wir können uns nicht vorstellen, dass wir um einen Lockdown herumkommen», sagte heute kurz nach Mittag Gregor Zünd. Der Direktor des Universitätsspitals Zürich (USZ) schilderte zusammen mit Amtskollegen eindrücklich (zum Ticker), wie die Lage in den Spitälern ist: Die Intensivstationen sind voll, dutzende Operationen müssen verschoben werden, ganze Abteilungen werden zu Corona-Stationen umgebaut und das Personal ist am Anschlag.
«Wenn ich die Fallzahlen anschaue, sehe ich kein Ende», ergänzte André Zemp, der Direktor der Stadtspitäler Triemli und Waid. Er befürchtet, dass sein Personal kündigt: «Weil sie einfach nicht mehr mögen.»
Task-Force-Chef: Es braucht umfassende schweizweite Massnahmen
Zur Erinnerung: Gestern machte Bundesrat Alain Berset klar, dass er keinen raschen Lockdown will. Sein Vorschlag: Erst am 28. Dezember und am 5. Januar, soll der Bundesrat eine Verschärfung diskutieren.
Heute wird aber immer klarer, dass der Druck auf den Bundesrat, rascher zu reagieren, stark zunimmt.
Denn auch an der Corona-Medienkonferenz der Experten am frühen Nachmittag waren die Appelle zwar diplomatisch vorgetragen, aber dennoch klar: «Der Gedanke an einen Lockdown ist nicht einfach», betonte Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Task Force. Aus wissenschaftlicher Sicht wären Massnahmen wie im Frühling mit dem Lockdown je früher je besser. Es brauche umfassende schweizweite Massnahmen (zum Ticker). Im Klartext: Bitte einen Lockdown und zwar so schnell wie möglich!
Ackermann verwies auf die Festtage: Die höhere Mobilität und das kalte Wetter würden grosse Risiken bergen. Auch aus wirtschaftlicher Sicht sei es inzwischen sinnvoll, sofort Massnahmen zu ergreifen.
St. Gallen fordert: Schweizweit Skigebiete schliessen
Gleichzeitig mit den Experten des Bundes informierte die St. Galler Regierung an einer Medienkonferenz. «Weihnachten werden anders gefeiert werden müssen», warnte Regierungspräsident Bruno Damann in eindringlichen Worten. «Es wird sicher strengere Massnahmen geben müssen.» Wie diese konkret aussehen werden, will die Regierung am kommenden Samstag entscheiden.
St. Gallen ist nun auch der erste Kanton, der eine Schliessung der Skigebiete erwägt. Laut Damann ist es unwahrscheinlich, dass die Wintersportanlagen in der kommenden Woche offen bleiben können. Der Regierungspräsident geht sogar noch weiter: Er fände eine gesamtschweizerische Schliessung der Skigebiete sinnvoll, wie er sagte (zum Corona-Ticker).
Spitaldirektor: «Skifahren ist zur Zeit nicht verantwortungsbewusst»
Diesbezüglich bekommt er Unterstützung von Rolf Zehnder, dem Direktor des Kantonsspitals Winterthur: «Skifahren ist zur Zeit nicht verantwortungsbewusst.» Kontakte zu reduzieren sei das A und O, um die Infektionsrate zu senken. Beim Skifahren sei das aber nicht immer möglich. Obwohl selber passionierter Skifahrer, werde er deshalb jetzt nicht auf die Bretter steigen. Zünd ergänzt: Das Problem sei, dass sich viele in den Skiferien infizieren würden. «Ich befürchte deshalb eine nächste Corona-Welle Mitte Januar», sagte er.
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