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Leonardo-Gemälde
Liegt das teuerste Bild der Welt in der Schweiz?

Christie's employees pose in front of a painting entitled Salvator Mundi by Italian polymath Leonardo da Vinci at a photocall at Christie's auction house in central London on October 22, 2017 ahead of its sale at Christie's New York on November 15, 2017. 
Salvator Mundi, one of fewer than 20 known paintings by da Vinci, and the only one in private hands, will be offered for sale in Christie's Post-War And Contemporary Art Evening Sale in New York and is estimated to realise in the region of  100 million USD (85 million euro; 76 million GBP).  / AFP PHOTO / Tolga Akmen / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY MENTION OF THE ARTIST UPON PUBLICATION - TO ILLUSTRATE THE EVENT AS SPECIFIED IN THE CAPTION
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Das Leonardo da Vinci zugeschriebene Gemälde «Salvator Mundi» wurde für 450 Millionen Dollar versteigert und ist damit das teuerste jemals gehandelte Gemälde der Welt. Seit seinem Besitzerwechsel 2017 ist es jedoch verschwunden.

Beim Auktionshaus Christie’s ersteigert haben soll es der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman über einen Mittelsmann. Nun gibt es einen Bericht der BBC, wonach er das Bild in Genf lagert, und zwar im dortigen Zollfreilager. Der Ort erscheint dafür perfekt gewählt.

Wofür sind Schweizer Zollfreilager gedacht?

Die Schweiz ist nicht nur für Geldanlagen ein weltweiter Hort, sondern auch für Sachwerte. Hierauf haben sich die sieben Zollfreilager spezialisiert. Vermögenswerte lagern dort nicht nur zollfrei, sondern auch steuerfrei. Bei Kunstwerken fällt zwar bei der Einfuhr kein Zoll an, es wird jedoch eine Mehrwertsteuer von 8,1 Prozent fällig. Bei dem Wert des «Salvator Mundi» wären dies 36,45 Millionen Franken.

Gedacht waren die Zollfreilager ursprünglich für die Zwischenlagerung von Waren im Transit. Tatsächlich ist die Aufbewahrungsdauer jedoch inzwischen unbegrenzt. Beim Zollfreilager in Genf profitiert der Kanton als grösster Aktionär der Lagerfirma davon.

Wieso soll «Salvator Mundi» in Genf lagern?

Die sogenannten Freeports sind spezialisiert auf die Lagerung von Kunstwerken, besonderen Weinen und anderen wertvollen Objekten. Das Zollfreilager ist nicht nur Aufbewahrungsort, sondern bietet neben Versicherungen rund um Gemälde auch Dienstleistungen und Expertisen an: Kunstrestauratorinnen, Fotografen oder Einrahmerinnen sind vor Ort. Mit Anne-Claire Bisch ist denn auch eine Kunsthistorikerin Geschäftsführerin des Genfer Zollfreilagers.

Aussenaufnahme des Zollamts Ports Francs et Entrepots de Geneve SA in Acacias bei Genf am 17. November 2003 . (KEYSTONE/Laurent Gillieron)

Für die Aufbewahrung gemietet werden können entweder Tresore, Container oder Büros. Auch in einem sogenannten Gemischtwarenladen zusammen mit anderen Eigentümerinnen und Eigentümern können Objekte lagern. Letzteres dürfte für «Salvator Mundi» eher nicht der Fall sein.

Wie profitiert der saudische Kronprinz bin Salman?

Angeblich will Mohammed bin Salman das Gemälde «Salvator Mundi» (Erlöser der Welt) nach Saudiarabien holen. Insofern macht eine zoll- und steuerfreie Zwischenlagerung Sinn. Dort soll es zum Magnet eines neuen Kunstmuseums in der Hauptstadt Riad werden und weltweit Touristinnen und Touristen anlocken. «Ich will ein sehr grosses Museum in Riad bauen», soll der Kronprinz laut dem BBC-Bericht seinem Freund und Princeton-Professor Bernard Haykel gesagt haben.

FILE - In this March 22, 2018, file photo, Saudi Crown Prince Mohammed bin Salman, center, meets with U.S. Defense Secretary Jim Mattis, not pictured, at the Pentagon in Washington. (AP Photo/Cliff Owen, File)

«Ich will ein Ankerobjekt, das wie die ‹Mona Lisa› die Leute anzieht», zitiert sein Freund Haykel die Worte des Kronprinzen Bin Salman. Die «Mona Lisa» ist das meist besuchte Gemälde der Welt und stammt vom italienischen Renaissancemaler Maler Leonardo da Vinci. «Salvator Mundi» wird ihm zugeschrieben, die Entstehungsgeschichte des Gemäldes ist jedoch umstritten.

Wie steht es mit einer Bestätigung aus Genf?

Geneva Freeports nimmt zu den Berichten über die Lagerung des Da-Vinci-Gemäldes bislang keine Stellung. Auch auf eine Anfrage, ob der saudische Kronprinz überhaupt ein Lager bei ihnen unterhält, erhält diese Redaktion keine Antwort.

Zum Geschäft der Lager gehört Diskretion. Aber auch sie müssen inzwischen ein Inventar führen, in dem Name und Adresse der Eigentümerin oder des Eigentümers sowie der Warenwert aufgeführt sind. «Sinn und Zweck der Angaben in der Bestandesaufzeichnung ist die Schaffung von Transparenz», wie das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit auf Anfrage schreibt. Es überprüft die Angaben risikobasiert auf ihre Richtigkeit.

Wie wichtig die Listenangaben sind, zeigte sich nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs: Reiche Russen gehören zu den grössten Kunstkäufern weltweit, und einige ihrer Gemälde lassen sie in Schweizer Zollfreilagern aufbewahren. Um gegen sanktionierte Oligarchen vorzugehen und ihren Besitz in der Schweiz zu blockieren, nahm der Bund Anfang 2021 eine Bestandsaufnahme der Objekte in den Zollfreilagern vor – und wurde dort auch fündig.

Auch der Kunstsammler und Besitzer des Zürcher Luxushotels Dolder, Urs Schwarzenbach, hatte Gemälde in einem Zollfreilager gelagert, sie von dort dann ausser Landes gebracht, um sie am Zoll vorbei in der Schweiz wieder einführen zu können.