Fischotter Ida versteckt sich im Gehege. Dabei wollten wir dem Männedörfler Wappentier vor dem Essen einen Besuch abstatten. Pech gehabt – doch der Blust auf dem Weg runter zum See und der Raddampfer «Stadt Rapperswil», der eben anlegt, stimmen uns wieder froh. Im Restaurant Schiff erwartet uns der Orient. Die dekorativen Lampen verströmen warmes Licht, der knarrende Holzboden im Säli sorgt für eine gemütliche Atmosphäre, bei wärmerem Wetter würde die Terrasse locken.

Die kurdische Familie Ayata hat das Lokal mit Bar Anfang Jahr eröffnet und ist spezialisiert auf traditionelle Mezze. Wir entscheiden uns für einen Mezze-Teller mit sechs Gerichten, kalt und warm, mit und ohne Fleisch (80 Franken für zwei Personen). Das erste Schälchen enthält zarte gerollte Weinblätter, gefüllt mit Reis und Gemüse, die wir aus der griechischen Küche kennen. Auf Kurdisch heissen sie Eprax. Auch das Gericht im zweiten Schälchen haben wir schon anderswo gegessen, lauschen aber fasziniert seinem Namen: Baba Ghanoush. Die pürierten Auberginen mit allerlei Gewürzen, Zitronensaft und Olivenöl essen wir mit Fladenbrot.

Von den Teigtaschen, Kûlîçe genannt, probieren wir drei Arten: mit Hackfleisch, mit Fetakäse und mit Spinat, wobei uns die frittierten Käseröllchen am besten schmecken. Sehr fein sind auch die Kutlik, Teigtaschen mit Fleisch und Pinienkernen, die als «Gruss aus der Küche» mitserviert werden. Bei den Crevetten scheiden sich unsere Geister. Meinem Begleiter, einem Knoblauchfan, sind sie zu dezent gewürzt, für mich ist der Knoblauchgeschmack vollends ausreichend. Der Wein, ein Endrizzi Masetto Nero aus dem Trentino (8 Franken/dl), passt hervorragend zu allen Gerichten.

Als Dessert wollen wir unbedingt den hausgemachten Milchkuchen Trilece versuchen (9.50 Franken). Bevor wir ihn bestellen können, stellt ihn der Kellner schon als Aufmerksamkeit des Hauses auf den Tisch. Kurdische Gastfreundschaft! Also probieren wir auch noch den Cheesecake, sind uns aber einig: Der Milchkuchen mit Karamellguss schmeckt uns besser. Nach einem kurdischen Kaffee verlassen wir Männedorf und grüssen wenigstens noch den Fischotter auf der Gemeindefahne.

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