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Kuhn-Rikon-Chef im Interview
«Der Aufschlag für Pfannen wird 10 bis 30 Prozent betragen»

Eine glänzende Edelstahlpfanne der Marke Kuhn Rikon mit schwarzen Griffen, gekennzeichnet mit ’Swiss Quality’, vor einem weissen Hintergrund. Foto von Marc Dahinden, 27.10.2015.
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Der Duromatic-Dampfkochtopf ist ein weltweiter Hit der Firma Kuhn Rikon. Rund zwölf Millionen Mal wurde er bisher verkauft – auch in den USA. Seit 1988 besitzt das Familienunternehmen aus dem Tösstal dort eine Niederlassung. Nun hat US-Präsident Donald Trump Ernst gemacht und die Welt mit Zöllen überzogen. Die Schweiz wurde mit 31 Prozent belegt, seit Mittwoch ist der neue Tarif in Kraft. Kuhn-Rikon-Chef Tobias Gerfin wirkt im Telefongespräch trotzdem entspannt.

Herr Gerfin, wie stark ist Kuhn Rikon von den neuen US-Zöllen betroffen?

Sehr direkt. Für unsere Produkte aus der Schweiz gelten seit dem 12. März US-Zölle von 25 Prozent auf Stahl. Für Produkte aus China, die 90 Prozent unseres Angebots in den USA ausmachen, kumulieren sich die Zölle jetzt auf 45 Prozent für Kochgeschirr und 104 Prozent für Messer und Küchenhelfer. Es muss leider aufgrund der aktuellen Situation noch einmal mit einer weiteren Verschärfung gerechnet werden, zum Beispiel durch Zölle auf Länder, die Öl aus Venezuela beziehen.

Wie wichtig ist der amerikanische Markt für Kuhn Rikon?

Es ist unser zweitwichtigster Markt ausserhalb der Schweiz mit einem Umsatzanteil von etwa 20 Prozent. Der wichtigste Markt ist die Schweiz mit 45 Prozent Anteil am Umsatz, gefolgt von der EU mit 25 Prozent.

Seit 1988 hat Ihre Firma eine Niederlassung in den USA. Was nützt Ihnen das jetzt?

Unsere Mitarbeitenden in den USA konzentrieren sich auf den Verkauf und das Marketing. Auch wenn wir vor Ort nichts produzieren, nützen uns die Nähe und die Kenntnisse des US-Marktes, um erfolgreich tätig zu sein.

Welche konkreten Möglichkeiten hat Kuhn Rikon, um sich gegen die Zölle zu wappnen?

Wir sind nicht die Einzigen, die davon betroffen sind. China ist weltweit das grösste Produktionsland unserer Industrie, egal ob es um Pfannen, Messer oder Küchenhelfer geht. In den USA gibt es nur ganz wenige Fabriken, und diese können die Nachfrage des US-Marktes unmöglich abdecken. Alternative Länder sind aktuell genauso von hohen Zöllen betroffen wie China oder die Schweiz.

Ein älterer Mann in einem grauen Anzug sitzt an einem Tisch vor einem dunkelgrünen Hintergrund.

Wie viel teurer wird eine Pfanne in den USA?

Wir müssen die Preise erhöhen. Der Aufschlag für Pfannen wird wahrscheinlich 10 bis 30 Prozent und der Aufschlag für Küchenhelfer bis zu 50 Prozent betragen. Er wird also nicht gleich hoch sein wie die Zölle. China und die EU haben schon oder werden noch Gegenmassnahmen ergreifen, auf die die US-Regierung wiederum reagieren wird. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Zölle weiter steigen. Unser US-Team rechnet gerade zum dritten Mal innerhalb der letzten Wochen alle Preise neu. Sie kommen leider momentan nicht mehr dazu, sich um ihre Hauptaufgabe, den Verkauf, zu kümmern.

Wie stark wird Ihr Umsatz von den Zöllen betroffen sein?

Wir sind für 2025 von einem Umsatzwachstum ausgegangen. Dieses wird auch in vielen Ländern realisiert werden können. Leider muss in den USA mit einem starken Umsatzrückgang gerechnet werden, sodass vielleicht insgesamt ein Null-Wachstum oder ein leichter Rückgang resultiert. Für die Kuhn-Rikon-Gruppe spielen aber auch die Wechselkurse eine wichtige Rolle, da wir neben dem Schweizer Franken auch mit dem US-Dollar, dem Euro und dem britischen Pfund zu tun haben. Zölle und Wechselkurse zwingen uns, möglichst flexibel und agil zu handeln. Neben Preiserhöhungen geht es um Veränderungen der angebotenen Sortimente oder die Suche nach alternativen Herstellern.

Sie wirken recht gelassen.

Bleibt einem etwas anderes übrig? Ich bin trotzdem überrascht, wie konsequent die US-Regierung versucht, ihre Ziele zu erreichen. Schon im Wahlkampf wurden Zölle von 60 Prozent auf Produkte aus China angekündigt. Wer zugehört hat, konnte sich zumindest mental auf diese Entwicklung vorbereiten. Trotzdem glaube ich: Wenn die Börsen weltweit zu stark nach unten ausschlagen, werden Korrekturmassnahmen der US-Regierung folgen.