Weltcupfinal in SoldeuLara Gut-Behrami holt die Kristallkugel – und spricht über Rücktrittsgedanken
Die Tessinerin gewinnt den letzten Super-G mit einem Traumlauf und krönt sich erneut zur Besten in dieser Disziplin. Sie dachte während des Winters oft, dass es ihr letzter wird.
Der Blick von Lara Gut-Behrami ist grimmig. Wer die Fahrt der Tessinerin nicht gesehen hat, könnte meinen, es sei ziemlich viel schiefgegangen in diesem letzten Super-G der Saison in Soldeu. Es ist alles andere passiert. Die Tessinerin ist auch noch im Ziel im Kampfmodus, daher dieser Blick. Sie ballt die Fäuste, mehrmals, sie schreit, mehrmals, es sind Emotionen, wie sie selten zu sehen sind bei der 31-Jährigen.
Gut-Behrami hat an diesem Donnerstag alles richtig gemacht auf dieser Piste, die so schön weiss leuchtet in der sonst braun-grünen Landschaft Andorras. Wunderbare Kurven hat sie gezogen, bei denen kaum ein Spritzer Schnee zu sehen war, wenn immer möglich blieb sie in der Hocke. 22 Hundertstel Vorsprung hat sie im Ziel auf Federica Brignone. Mit der Italienerin hat sie damit schon einmal die erste Konkurrentin ausgeschaltet im Kampf um den Gesamtsieg im Super-G.
Auch Ragnhild Mowinckel, die Norwegerin, die auch noch zum Quartett gehörte, das infrage kam für den Gewinn der kleinen Kristallkugel, ist da schon im Ziel. Und als auch noch Cornelia Hütter und Elena Curtoni, vor der Finalwoche die Führende im Super-G-Klassement, unten sind, ballt Gut-Behrami auf dem roten Sessel der Leaderin noch einmal die Fäuste.
Frustriert im Kopf
Die Gesamtweltcupsiegerin des Winters 2015/16 schnappt sich mit ihrem Triumph zum Abschluss zum vierten Mal die Kugel für die beste Super-G-Fahrerin. Es ist eine Auszeichnung, die ihr besonders viel bedeutet, steht sie doch für die Konstanz einer Athletin. Ebenso wie der 2. Rang, den sie in der Gesamtwertung hinter Mikaela Shiffrin belegt. Sie beweist, dass mit ihr weiter zu rechnen ist. An diesem sonnigen Tag in Soldeu stimmt einfach alles für sie, kommt alles zusammen.
Beim TV-Gespräch hinterher redet Gut-Behrami über ihre Saison, die nicht immer leicht war für sie. «Ich hatte im Sommer super trainiert – doch im Winter fragte ich mich oft, ob es nicht Zeit wäre, aufzuhören, dass das meine letzte Saison wird. Alles wird schwerer für mich, ich habe mehr Mühe. So ging das bis zur WM», erzählt die Tessinerin. Beim Grossanlass in Méribel ging sie leer aus. «Dort merkte ich: So will ich nicht aufhören, so geht das nicht. Ich war im Kopf frustriert, denn jedes Mal, wenn ich gefahren bin, dachte ich zwar, dass es gut ist – aber eben nicht so, wie ich mir das wünsche. Irgendwann sagte ich mir: egal. Ich entschied, dass ich noch zwei Jahre fahren möchte. Das gab mir die Lockerheit, Türen öffneten sich wieder. Ich musste nicht daran denken, dass es mein letzter Super-G wird, mein letzter Riesenslalom. Ich konnte wieder Gas geben.» Das tat sie an diesem Donnerstag so richtig.
Glückliche Fügungen am Vortag
Der Ski-Gott hatte es ja schon am Vortag ganz gut gemeint mit Gut-Behrami. Weil sie sich in der Abfahrt mit dem 3. Rang ein gutes Gefühl holte für den Showdown, während Elena Curtoni stürzte. Dann aber auch am Abend bei der Auslosung der Startnummern: je tiefer, desto besser bei den frühlingshaften Temperaturen in Andorra. Gut-Behrami erhielt die 10, Curtoni die 15, Cornelia Hütter die 14. Am besten traf es Ragnhild Mowinckel, die vor der Finalwoche auch nur 26 Punkte hinter Curtoni lag. Doch die Nummer 8 bringt der Norwegerin zu wenig Glück. Der 3. Rang hinter Gut-Behrami und Brignone reicht nicht, um sich als erste Norwegerin überhaupt den Sieg in einem Disziplinenweltcup zu sichern. So erlebt Gut-Behrami einen weiteren speziellen Tag ihrer langen Karriere.
Und auch eine andere Schweizerin jubelt im Ziel von Soldeu wie nie in diesem Winter. Michelle Gisin, die nach dem Skimarkenwechsel eine äusserst schwierige Saison erlebt, findet mit Rang 5 eine Art späte Versöhnung. Sie ist damit aber nur die Drittbeste ihres Teams, weil Corinne Suter auch noch auf den 4. Platz fährt.
Die Träne bei Gut-Behrami
Ein spezielles Rennen ist dieser Super-G auch für Nicole Schmidhofer. Für die Österreicherin ist es der 173. und letzte Auftritt im Weltcup. Die 34-jährige Super-G-Weltmeisterin von St. Moritz 2017, die im Speed-Ski mit 217,590 km/h auch schon einen österreichischen Rekord aufstellte und im Winter 2018/19 die beste Abfahrerin überhaupt war, startet an diesem Donnerstag als 26. und Letzte – obwohl sie eine tiefere Nummer zugute gehabt hätte. Der Grund: Sie hat kurze Lederhosen angezogen, einen schwarzen Frack, eine grüne Zipfelmütze. Während ihrer Fahrt hält sie immer wieder bei Betreuern und Trainern an und umarmt sie.
Im Ziel gibt es dann mit Gut-Behrami einen besonders innigen Moment. Lange liegen sie sich in den Armen, die Tessinerin muss sich danach gar eine Träne wegwischen. Es ist in vielerlei Hinsicht ein emotionaler Tag für die Frau, die bereits zum 37. Mal zuoberst steht nach einem Weltcuprennen.
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