Heftiger SchlagabtauschKrach unter Milliardären um Covid-Gesetz
Alfred Gantner und Urs Wietlisbach haben mit der Partners Group das erfolgreichste Finanzunternehmen der Schweiz gegründet. Jetzt sind sie sich in die Haare geraten.
Der Streit um Impfungen und das Covid-Zertifikat entzweit Familien, Freunde und nun auch Milliardäre. Urs Wietlisbach und Alfred Gantner, zwei der drei Mitgründer der Beteiligungsgesellschaft Partners Group, streiten sich öffentlich über das Covid-Gesetz.
Auslösers ist ein Auftritt von Wietlisbachs Frau Simone diese Woche. Die Unternehmerin ist Mitglied im Komitee «Gesund und frei», das Stimmung gegen das Covid-Gesetz macht.
Sie machte Aussagen, die der Wissenschaft widersprechen
Simone Wietlisbach gab dem Finanzportal «Inside Paradeplatz» ein Videointerview, in dem sie erklärte, dass sie und ihr Mann «Gesund und frei» mit 600’000 Franken im Kampf gegen das Covid-Gesetz unterstützen. Insgesamt hat das Komitee für seinen Abstimmungskampf ein Budget von 1,3 Millionen Franken.
Im Video machte Simone Wietlisbach Aussagen, die der vorherrschenden wissenschaftlichen Meinung widersprechen. Zum Beispiel, dass gemäss nicht näher beschriebenen Studien 40 Prozent der Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen doppelt geimpft seien.
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Der Partners Group selbst ist die Sache offenbar unangenehm, denn die Aussagen von Simone Wietlisbach haben mächtig Staub aufgewirbelt.
Der Konzern hielt es daher für nötig, sich am Freitag per Medienmitteilung zu erklären: «Als Unternehmen möchten wir bekräftigen, dass wir den Bundesrat und die Behörden in ihrem Kampf gegen die Pandemie unterstützen», wird Andreas Knecht, Partner und Chief Operating Officer der Partners Group, zitiert. Von Kritik am Covid-Gesetz oder am Zertifikat steht in der Presseerklärung kein Wort.
Auch Wietlisbachs Gründerkollege Alfred Gantner grenzt sich ab: «Ich distanziere mich zu hundert Prozent vom Verein ‹Gesund und frei› und unterstütze den Bundesrat in seinem Kampf gegen die Pandemie. Ich bin daher für das Covid-Gesetz», sagt Gantner.
Ein in der Schweizer Hochfinanz einmaliger Vorgang
Urs Wietlisbach stellt sich dagegen öffentlich hinter seine Frau und ihr politisches Engagement: «Ich bin nicht Mitglied im Verein ‹Gesund und frei›, aber ich stehe voll und ganz hinter meiner Frau und bin stolz, dass sie sich, nebst ihrem hohen beruflichen Engagement, auch für ihre Schweiz einsetzt», erklärt er.
Und er ergänzt: «Für mich sind auch die Geimpften Treiber der Pandemie, weil sie sich in falscher Sicherheit wähnen und dadurch die Abstands- und Hygieneregeln oft missachten, aber selbst ansteckend sind.» Er sehe Teile des Gesetzes kritisch, sagt Wietlisbach. «Mich stört vor allem, dass das Gesetz dem Bundesrat bis 2031 grosse Machtbefugnisse am Parlament vorbei einräumt.»
Wietlisbach betont, dass er als Privatmann spreche und nicht als Vertreter der Partners Group.
Dennoch droht der Streit auf den Konzern abzufärben: Denn Urs Wietlisbach ist nicht nur Mitgründer der Partners Group, sondern sitzt auch im Verwaltungsrat des Beteiligungsunternehmens, das 1500 Menschen beschäftigt, einen Börsenwert von 42 Milliarden Franken hat und Mitglied im Leitindex SMI ist.
Es dürfte in der Schweizer Hochfinanz ein einmaliger Vorgang sein, dass sich ein Konzern von der Privatmeinung seines Co-Gründers und Verwaltungsratsmitglieds öffentlich distanziert.
Alfred Gantner fürchtet für sich einen politischen Schaden
Wietlisbachs Geschäftspartner Alfred Gantner fürchtet, dass der öffentliche Auftritt des Paares Wietlisbach sein eigenes politisches Engagement beschädigen könnte. Denn Gantner ist Mitgründer der Vereinigung Kompass Europa, die sich gegen das mittlerweile gescheiterte Rahmenabkommen mit der EU stellte und für mehr Eigenständigkeit der Schweiz im Verhältnis zur EU wirbt.
Mit dem Kampf gegen das Zertifikat habe Kompass Europa aber nichts zu tun, betont Gantner.
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