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WM-Strassenrennen in Glasgow
Kopecky triumphiert, Reusser bleibt nur der undankbare vierte Platz

Lotte Kopecky war die stärkste Fahrerin in der Spitzengruppe und holte sich verdient WM-Gold.
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Am Schluss fehlten Marlen Reusser die letzten Körner, die allerletzten Energiereserven für eine Medaille im WM-Strassenrennen in Glasgow. Die Bernerin wurde undankbare Vierte, konnte aber eine starke Reaktion zeigen nach der grossen Enttäuschung im Zeitfahren, als sie aufgegeben hatte. 

Den Weltmeistertitel holte sich verdient die Belgierin Lotte Kopecky. Sie setzte sich wenige Kilometer vor dem Ende mit einem starken Antritt von der Spitzengruppe ab und rettete einen minimen Vorsprung ins Ziel. Zweite wurde die Niederländerin Demi Vollering knapp vor Cecilie Uttrup Ludwig aus Dänemark. Die Schweizerin Elise Chabbey konnte sich für einen starken Auftritt nicht belohnen, sie wurde am Ende Siebte. 

Chabbey war es nämlich, die dem Rennen lange ihren Stempel aufdrückte. Die 30-jährige Genferin riss früh aus dem Feld aus und führte fast 60 Kilometer solo. Hinten bei den Verfolgerinnen wurde das Tempo stetig erhöht, das Feld ausgedünnt, ehe eine Spitzengruppe mit den grossen Favoritinnen übrig blieb. Darunter auch Reusser, die sich zurückhielt und ihre Gegnerinnen das Tempo forcieren liess. Allen voran Kopecky leistete viel Arbeit, um die Lücke zu Chabbey zu schliessen, was rund 15 Kilometer vor dem Ziel gelang. 

Vollerings Schlussspurt, Reussers Müdigkeit

Danach war es ein Ausscheidungsrennen, mit vielen giftigen Antritten vor allem von Kopecky, aber auch von Vollering und Ludwig. Reusser konnte bis kurz vor dem Ziel Lücken schliessen und im Kampf um die Medaillen dranbleiben, während Chabbey die Kräfte ausgingen. Mit einer letzten harten Attacke konnte sich Kopecky lösen und zu WM-Gold fahren. Im Sprint dahinter bewies Vollering Klasse und Timing, als sie Ludwig kurz vor der Linie überholte, während Reusser bereits bei der letzten Rampe nicht mehr hatte mithalten können und als Vierte ins Ziel kam. 

Es waren emotionale und schwierige Tage für die Siegerin der Tour de Suisse in diesem Jahr. Am Donnerstag hatte sie als Favoritin das Zeitfahren aufgegeben, was teils auf Verständnis, aber auch auf Kritik stiess. Im Anschluss an ihre Aufgabe erklärte Reusser in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehen ausführlich, dass sie sich nach einer langen und erfolgreichen Saison ausgelaugt fühlte. «Ich hatte keinen Bock», brachte sie es auf den Punkt.

Zeigte ein taktisch kluges Rennen, doch am Ende fehlten ihr die letzten Kraftreserven: Marlen Reusser (r.).

Das kam nicht bei allen gut an, Nationaltrainer Edi Telser sagte: «Der ganze Verband hat sehr viel in die Vorbereitung auf diese WM investiert – ganz besonders in Marlen, weil die Optimierung des Zeitfahr-Set-ups mit viel Aufwand verbunden ist. Wenn dann eine Athletin auf dem Weg zu einem Medaillengewinn aufgibt, fühlt sich das komisch an für jene, die hinter den Kulissen arbeiten.»

Auch nach ihrem vierten Platz im Strassenrennen wirkte Reusser müde im Interview mit SRF, sie konnte sich offenbar nicht wirklich über ihr gutes Rennen freuen, war aber auch nicht unzufrieden über die knapp verpasste Medaille. Ihre Mimik war emotionslos, die Augen versteckte sie hinter der Sonnenbrille. Sie lobte die Leistung ihrer Teamkollegin Chabbey und antwortete auf die Frage, ob sie nicht doch ein wenig enttäuscht sei: «Na ja, ich bin heute weiss nicht wie am Start gestanden.» Sie lächelte, überlegte kurz und sagte, bevor sie weiterging: «Ich weiss es auch nicht …»