Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Diskussionen an der Rad-WM
Schurter rettet Bronze – und der Weltverband verärgert die Fahrer

Nach zehn WM-Titeln und zwei zweiten Plätzen erstmals Dritter: Nino Schurter gewinnt Bronze. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Wenn der Weltmeister und der Olympiasieger ihre Muskeln spielen lassen, dann weiss die Konkurrenz, was es geschlagen hat. Es ist aber Titelverteidiger Nino Schurter, der am Start des WM-Rennens im schottischen Glentress Forest die besseren Karten hat. Tom Pidcock muss nämlich in der vierten Reihe starten – an die 30 Fahrer liegen also zwischen ihm und seinem grössten Widersacher, als das Feld losprescht. Pidcocks Jagd beginnt.

In jeder Steigung macht jener Mann Plätze gut, den Schurter im Vorfeld als «Mann, den es zu schlagen gilt», bezeichnet hat. Der Brite braucht nur gerade 23 Minuten, um sich der Spitzengruppe anzuschliessen. Bleibt dann aber hinter einem Fahrer hängen, der eine Lücke aufgehen lässt. Schurter versucht, von Pidcocks misslicher Lage zu profitieren, und drückt aufs Tempo. Vergeblich. Der Brite lässt nicht locker, kämpft sich zurück in die vierköpfige Spitzengruppe. Wo der Südafrikaner Alan Hatherly und Jordan Sarrou aus Frankreich die Führung dem 37-jährigen Schweizer überlassen und sich standhaft weigern, ihm diese Arbeit abzunehmen.

Bis der Routinier sie dazu zwingt: Er nützt in einer Kurve die sogenannte B-Linie und damit eine etwas längere Route, um sich hinter seinen Konkurrenten einzureihen. Wie ein britischer Terrier beisst sich Pidcock in der Gruppe fest – und dann, nach 49 Minuten, setzt er sich an die Spitze. Die heimischen Fans sind ausser Rand und Band, als erst der Franzose und später der Südafrikaner Pidcock und Schurter ziehen lassen müssen. Es ist angerichtet für einen zermürbenden Zweikampf zwischen den beiden Favoriten.

Pidcock zieht davon

Doch dann spielt Pidcock seine Stärke aus – wieder geschieht es in einem Anstieg. Er tritt an und distanziert den Bündner. Eine Lücke reisst auf, wächst und wächst – und plötzlich taucht der neuseeländische Short-Track-Weltmeister Samuel Gaze am Hinterrad des Schweizers auf. Mit 22 Sekunden Vorsprung geht der Olympiasieger schliesslich in die letzte Runde.

Sein Gesichtsausdruck entspannt sich, als er in einer ansteigenden Spitzkehre einen Blick nach unten wagt. Dort, wo inzwischen der Neuseeländer vor dem Schweizer pedaliert. Die Anstrengung der Anfangsrunden fordert ihren Tribut, als es in den letzten langen Anstieg geht. Schurter hält nicht mehr mit und muss den Neuseeländer ziehen lassen. Immerhin rettet er neun Sekunden auf den ihm nachjagenden Franzosen Victor Koretzky ins Ziel – und darf sich über Bronze freuen.

Erstmals Mountainbike-Weltmeister bei der Elite: Tom Pidcock. 

«Heute lag nicht mehr drin», resümiert der Bündner im Ziel. Er habe sich mitten im Rennen nicht so gut gefühlt. Als Pidcock am Anstieg aufs Tempo gedrückt habe, habe er schnell merken müssen, dass er nicht mithalten könne. Und am Schluss dafür sorgen müssen, «dass ich noch eine Medaille ins Ziel retten kann». Für Schurter ist es die zweite Medaille an dieser Weltmeisterschaft in Schottland. Eine goldene hatte sich die Mountainbike-Staffel bereits am Mittwoch verdient.

Van der Poel gibt nach «Anfängerfehler» auf

Keine entscheidende Rolle spielte Quer- und Strassenweltmeister Mathieu van der Poel. Das Multitalent stürzte in seinem ersten Mountainbike-Rennen seit Olympia 2021 schon nach wenigen Minuten in einer Kurve und musste aufgeben – wie damals in Tokio. SRF-Experte Thomas Frischknecht sprach dabei von einem «Anfängerfehler».

Vor dem Rennen hatten die drei grossen Stars des Strassenradsports, die sich an dieser WM auch auf die Trails wagten, für Aufruhr im Fahrerfeld gesorgt: Pidcock, Van der Poel und Peter Sagan. Dabei ging es um die Startreihenfolge. Denn: Im Mountainbiken wird diese von der Anzahl Weltcuppunkte eines Fahrers bestimmt – je mehr Punkte, desto weiter vorne darf ein Teilnehmer ins Rennen gehen. Weil Sagan und Van der Poel im Laufe der Saison keine Punkte gesammelt hatten, hätten sie demnach nahezu zuhinterst starten müssen. Der Internationale Radsportverband (UCI) änderte jedoch einen Tag vor dem Rennen die Regeln. Und so galt plötzlich, was beispielsweise im Radquer längst gilt: Topfahrer aus anderen Disziplinen profitieren und dürfen weiter vorne starten. Und so gingen die drei von der vierten Startreihe und den Positionen 33 bis 35 ins Rennen.

Dagegen protestierten die Mountainbiker. Ihr Fahrervertreter wandte sich in einem offenen Brief an den Verband und die Öffentlichkeit. Darin heisst es, man begrüsse zwar, dass grosse Namen das Rennen bestritten, «wir können es kaum erwarten, gegen sie zu fahren, aber wir sind wirklich nicht glücklich darüber, wie die UCI mit unserer Disziplin umspringt, wenn sie einen Tag vor dem Rennen die Regeln ändert». Dabei gehe es nicht um den Inhalt der Regel an sich, sondern vielmehr um das Timing, das der Verband für die Anpassung gewählt habe. Und weiter: «Wir sind zutiefst enttäuscht und frustriert über diese Situation.» Unterschrieben hatten sämtliche Biker, die Rang und Namen haben – unter anderem die Schweizer Nino Schurter, Jolanda Neff, Mathias Flückiger, Sina Frei, Linda Indergand und Lars Forster.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.