Eine Konstante bei den SCB-RochadenDer SC Bern spricht sich für seinen Trainer aus
Johan Lundskog bleibt SCB-Coach, somit gibt es nur rund um Marc Lüthis Rücktritt Änderungen.
Der SC Bern lud am Mittwochnachmittag zur Medienkonferenz. Und er hatte einiges mitzuteilen. Einerseits zu Entscheidungen im sportlichen Bereich, andererseits zu Umstrukturierungen im Verwaltungsrat.
Kein neuer Trainer
Zum Sportlichen: Johan Lundskog wird als Cheftrainer bestätigt, seine Assistenten Christer Olsson (zuständig fürs Coaching der Verteidiger), Mikael Hakanson (Stürmer) und Jeff Hill (Goalies) werden dem SCB erhalten bleiben. Nach der enttäuschenden Saison ohne (Pre-)Playoff mit Rang 11 nach der Qualifikation waren Lundskog und sein Staff in grosse Kritik geraten. Sie sollen aber eine Chance mit der nächste Saison neuen Mannschaft erhalten.
Der Club führte zuletzt Diskussionen mit jedem Spieler und jedem Coach, auch die Trainer sprachen ihrerseits mit jedem Spieler. Die Gesamtanalyse inklusive Voten der Führungsspieler um Captain Simon Moser habe ergeben, dass man an Lundskog und seinem Staff festhalten werde, sagte Sportdirektor Raeto Raffainer.
Der Sportdirektor räumte auch Fehler ein: Man habe durch versuchte Spielertransfers mitten in der Saison auch nicht zur Bewältigung der Unruhe im Team beigetragen. Diese sei schon zu Beginn der Saison ausgelöst worden durch die Gräben zwischen den vielen Spielern ohne weiterlaufende Verträge sowie jenen mit Kontrakten über 2022 hinaus.
Dazu sei das Spielsystem Lundskogs gekommen, das von Raffainer und Sportchef Andrew Ebbett gestützt wurde. Der Fokus auf Scheibenkontrolle sei diversen Spielern nicht entgegengekommen. «Da hätten wir Kompromisse eingehen können», sagte Raffainer. Warum dies aber nicht erfolgt sei, habe für ihn einen bestimmten Grund: «Die Coaches sollten jenes Hockey spielen lassen, das den SCB wieder erfolgreich machen wird. Die Spieler, die nun kommen, werden zum System passen.»
Grosse Änderungen im Kader
Die Mannschaft wird in der Tat ein komplett neues Gesicht erhalten. Bereits sieben Zuzüge stehen fest: In der Abwehr werden neu der Kanadier Eric Gélinas sowie die Schweizer Romain Loeffel und Jesse Zgraggen spielen, dazu kommen folgende Stürmer: Der Kanadier Chris DiDomenico sowie die Schweizer Marco Lehmann, Joël Vermin und Fabian Ritzmann.
Fix sind vor allem aber auch (mindestens) elf Abgänge: Yannick Hänggi, Timothy Kast, Thomas Thiry, Alain Berger, Christian Thomas, Jeremi Gerber, Dustin Jeffrey, Thomas Rüfenacht, Eric Blum, Gregory Sciaroni und Jan Neuenschwander werden alle nicht zum SCB zurückkehren. Wahrscheinlich ist dies auch für Cody Goloubef und Phil Varone. Die beiden Kanadier verbleiben indes als mögliche Kandidaten für die bis zu drei noch zu besetzenden Ausländerposten für nächste Saison.
Sollte es einen Aufsteiger in die National League geben (Kloten oder Olten), dürfen die NL-Clubs sechs statt wie bislang vier Imports einsetzen, ansonsten erhöht sich die Zahl bloss auf fünf. Für die wahrscheinlichere Variante mit sechs Ausländern sucht der SCB noch zwei Center sowie einen Verteidiger.
Zu den Abgängen gehören auch Spieler mit weiterlaufenden Verträgen: Den SCB bereits verlassen haben Calle Andersson (Lugano) und Vincent Praplan (Genf), für Cory Conacher und Kaspars Daugavins werden ebenfalls Lösungen gesucht. Im Extremfall könnte der SCB also 15 Abgänge haben.
Noch gesucht wird dafür ein neuer Schweizer Stürmer. Dabei könnte es sich um Sven Bärtschi handeln. Der frühere NHL-Spieler stürmt aktuell in Henderson im AHL-Farmteam der Vegas Golden Knights. Sollte er sein Nordamerika-Abenteuer am Ende dieser Saison beenden und sich für eine Rückkehr in die Schweiz entscheiden, wäre der SCB ein Kandidat für den Langenthaler.
Lüthis gesundheitliche Probleme als Warnung
Grössere Wellen werfen aber die Umstrukturierungen in der Teppichetage des SCB. Wie Marc Lüthi mitteilte, wird er nach 24 Jahren das Amt des CEO niederlegen. Sein Nachfolger wird ab dem 1. September Raffainer, danach wird es das Amt des Sportdirektors beim SCB nicht mehr geben. Lüthi verlässt den Club indes nicht komplett. Er wird ab demselben Datum neuer VR-Präsident der Berner und ersetzt damit Beat Brechbühl. Dieser bleibt dem SCB danach für ein Jahr im Verwaltungsrat in beratender Funktion erhalten.
Lüthis Rücktritt kommt nicht ganz unerwartet. Gesundheitliche Probleme hatten ihn Anfang Jahr bereits zu einer Reduktion seiner Tätigkeiten gezwungen. Er hatte eine Hirnblutung erlitten. Als er Ende Februar wieder voll ins Amt zurückkehrte, sagte er: «Der Stressfaktor war zuletzt höher, als ich das wahrhaben wollte. Die letzten zwei Jahre mit Corona, die zusätzlichen Probleme, die wir im SCB dadurch hatten – all das setzte doch sehr stark zu, inklusive der ausbleibenden Resultate auf dem Eis.»
Nachfolger Lüthis wird Raffainer. Dieser hatte Ende Januar 2021 mitten in der Saison vom HC Davos zum SCB gewechselt, bei den Bündnern hatte er das Amt des Sportchefs innegehabt und sorgte mit seinem abrupten Abgang für grossen Wirbel. Der 40-jährige Engadiner und frühere Sportdirektor der Schweizer Nationalmannschaft wird als CEO damit erstmals ein Amt ausserhalb des Sportbereichs bekleiden. Auch darum sei er froh, bleibe Lüthi im SCB, sagte Raffainer. Er freue sich auf seine neue Aufgabe, habe aber grossen Respekt davor.
Raffainer: Die Spieler, die nun kommen, die zum System passen. Die Coaches lassen jenes Hockey spielen, die den SCB wieder erfolgreich machen sollen.
Viele von den Neuzuzügen, wurden auch von Lundskog überzeugt, zum SCB zu kommen.
Bleibt Trainer Johan Lundskog?
Raffainer: Es wäre zu einfach, immer nur den Trainer zu entlassen. Der SCB hatte fünf Headcoaches in den letzten drei Jahren.
Die Coaches haben im Rahmen der Möglichkeiten sehr gut gearbeitet.
Der Graben zwischen den vielen Spielern mit auslaufenden Verträgen und solchen mit Verträgen über 2022 hinaus habe von Anfang an bestanden.
Zudem habe die Breite im Team gefehlt. Darum habe man Spieler wie Kast unmittelbar vor der Saison verpflichtet.
Man habe auch im Sportbereich zur Verunsicherung beigetragen, weil man Trades angestrebt habe.
Was hat zu Rang 11 geführt? Raffainer zum Spielsystem: Man will mit Scheibenkontrolle spielen, man muss ein System damit entwickeln. Es sei Teil des 3-Jahres-Plans, dieses System umzusetzen. Auch wenn man nun in dieser Saison gesehen habe, dass nicht alle SCB-Spieler die Skills dazu hatten. Ja, man hätte Kompromisse eingehen können.
Was in den letzten Tagen geschah: Einzelgespräche mit jedem Spieler, sowohl von den Coaches als auch von der sportlichen Abteilung. Auch die Coaches haben mit jedem einzelnen Spieler gesprochen.
Sportdirektor Raeto Raffainer entschuldigt sich bei den Fans für die enttäuschende Saison und das Verpassen des (Pre-)Playoffs.
VR-Präsident Beat Brechbühl kündigt die Traktanden an: Einerseits die sportliche Bilanz, andererseits die Umstrukturierungen im Club.
Es geht gleich los
Willkommen zum Ticker der Medienkonferenz des SC Bern. Beginn der MK ist für 14 Uhr geplant.
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