Analyse zum Neustart des SC BernDer SCB muss eine neue Identität erst wieder aufbauen
Dass die Berner auch in der eigenen Wahrnehmung zuunterst angekommen sind, hilft beim Umbruch. Die guten Transfers allein reichen aber nicht.
Es gab einmal, man glaubt es kaum noch, eine Zeit vor Corona. Der SC Bern war da das Mass aller Dinge. In den Saisons vor der Pandemie spielte der SCB elf von zwölf möglichen Playoff-Serien. Dreimal Meister, einmal Halbfinal. So nahe kam kein anderer Club einer Dynastie, die im Eishockey mit vier Titeln hintereinander so streng definiert wird, dass sie im Zeitalter der Ausgeglichenheit in der National League zur Utopie geworden ist.
Der SCB war in jenen Jahren im Playoff das Mass der Dinge. Er spielte häufig böse, selten schön, immer gut gecoacht, auch mit Kampf fast nie kleinzukriegen. Er war für alle der perfekte Hassgegner, den man gerne als arrogant beschimpfte und noch so gerne aus dem Weg geräumt hätte. All das glaubt man heute auch kaum noch.
Bern hat zuletzt die Qualifikation dreimal ausserhalb der Top-8 beendet. Die Qualifikation fürs Playoff vor einem Jahr kam zustande dank des erstmals eingeführten, sportlich äusserst fragwürdigen Pre-Playoff im Best-of-3-Format, der dem Zufall Tür und Tor öffnet. Jener kurze Erfolgs-Run, der vom späteren Meister Zug bereits in Runde 1 beendet wurde, war die letzte Zuckung einer einst erfolgreichen Mannschaft.
Der SCB ist zuunterst angekommen, auch in der eigenen Wahrnehmung. Vor der Saison malte er an einem Trugbild, dass es vielleicht sogar für die Top-6 reichen könnte.
So wie der SCB 2016 Davos im Playoff stoppte und damit die ebenfalls lange erfolgreiche Ära der Bündner beendete, könnte der Viertelfinal vom letzten Jahr ebenfalls eine Machtübergabe gewesen sein. Der Club, den es neu zu schlagen gilt, ist der EV Zug, der seiner Konkurrenz in einigen Belangen entrückt ist.
Aber dem EVZ fehlt dieses Boshafte, das den SCB häufig prägte und das ihn neben anderen Eigenschaften und Figuren zum idealen Feindbild der Gegner machte. Darum ist ein Playoff ohne SCB nicht wirklich dasselbe wie mit ihm. So schlecht die Berner diese Saison auch spielten, so sehr war der Respekt rundherum zu spüren, was alles passieren könnte, sollte der SCB das Pre-Playoff erreichen und dieses irgendwie überstehen.
Es waren unnötige Befürchtungen. Der SCB ist zuunterst angekommen, auch in der eigenen Wahrnehmung. Vor der Saison malte er an einem Trugbild, dass es vielleicht sogar für die Top-6 reichen könnte. Wie schlecht es um die Berner mittlerweile wirklich stand, zeigte sich gegen Ende der Qualifikation, als sich auch noch die Verletzungen wichtiger Spieler häuften. Die spielerische Substanz war da nur noch knapp besser als jene der abgeschlagenen Ajoie und Langnau.
Der Umbruch ist eingeleitet. Über ein Dutzend Spieler gehen, diverse gute Transfers wurden getätigt. Auf dem Papier hat Bern nun ein deutlich besseres Team. Zur Rückkehr an die Spitze braucht es aber mehr.
All die Versäumnisse während der erfolgreichen Jahre, als sich alles auf den aktuellen Erfolg fokussierte und der Aufbau der nächsten Generation in den Hintergrund rückte (Ist das nicht ein Stück weit normal bei Grossclubs?), holten den SCB diese Saison mit voller Wucht ein: Dem Team fehlte jegliche Breite, es standen keine jungen Spieler bereit, die auf NL-Niveau Abend für Abend in guten Rollen hätten eingesetzt werden können.
Immerhin: Der Umbruch ist eingeleitet. Über ein Dutzend Spieler gehen, diverse gute Transfers wurden getätigt. Auf dem Papier hat Bern nun ein deutlich besseres Team. Zur Rückkehr an die Spitze braucht es aber mehr. Davos hatte unter Arno Del Curto eine Identität, der erfolgreiche SCB ebenfalls, auch der EVZ hat sich eine erarbeitet unter Trainer Dan Tangnes. Der SC Bern, in den letzten drei Jahren mit fünf Cheftrainern operierend, stand zuletzt für … Ja, was eigentlich? Nichts? Er muss die neue und alte Identität zunächst wieder aufbauen.
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