Neue ErnährungsinitiativeDieser Radikalismus schadet unserem Klima
Die Schweiz wird bald über die nächste Idee von Trinkwasser-Schützerin Franziska Herren abstimmen. Die Anliegen sind teilweise berechtigt. Doch das Vorgehen ist gefährlich.
![Ein bauer sprutze sein Feld in Payerne am 5. Arpil 2017
(KEYSTONE/Gaetan Bally)](https://cdn.unitycms.io/images/7cUMOkbrqNX8W8C0ScqV_C.jpg?op=ocroped&val=1200,800,1000,1000,0,0&sum=YkA8b0o36jA)
Der Bundesrat empfiehlt die Ernährungsinitiative zur Ablehnung. Wie er am Mittwochnachmittag mitgeteilt hat, arbeitet er auch keinen Gegenvorschlag dazu aus. Das bedeutet, dass er die Initiative als chancenlos betrachtet. Die Urheber solch radikaler Vorschläge sollten sich spätestens jetzt fragen, wem der ganze Aufwand nützt. Vielleicht ihrem Gewissen, vielleicht ihrem Spendenkonto. Der Umwelt und dem gesellschaftlichen Klima bestimmt nicht.
Der wichtigste Kopf hinter dem Projekt ist Franziska Herren, die schon die 2021 deutlich abgelehnte Trinkwasserinitiative verantwortete. Unterstützt wird sie offiziell unter anderem von Organisationen wie Greenpeace, den Klimaseniorinnen oder den Jungen Grünen, nicht aber von der Grünen-Mutterpartei oder dem WWF.
Einige der Forderungen sind an sich begrüssenswert: Die Initiantinnen wollen unter anderem die Gewässer, die Böden, die Biodiversität und das Klima schützen. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz soll steigen, die Produktion und der Konsum von Fleisch sinken. Eine weitere Forderung lautet, dass der Bund seinen Subventions-Wildwuchs nach diesen Zielen ausrichtet, also zum Beispiel keine Fleischwerbung mehr mitfinanziert.
Nicht ohne massiven Verzicht möglich
Doch die Punkte auf der Wunschliste widersprechen sich teilweise gegenseitig. Wie soll der Selbstversorgungsgrad wie verlangt innert zehn Jahren von heute 46 auf mindestens 70 Prozent erhöht werden, ohne die Böden und das Wasser stärker zu belasten, sprich zu düngen? Eine Lösung wäre der Einsatz von genmodifiziertem Saatgut; aber das will die Initiative ebenfalls zurückbinden. Der Bundesrat argumentiert zudem plausibel, dass eine Erreichung dieser Ziele ohne massiven Verzicht durch die Bevölkerung nicht machbar ist.
Der weitere Verlauf ist damit absehbar: Die Initiantinnen werden die Bauern als Umweltverpester darstellen, diese werden sich vehement wehren. Die Mitte der Gesellschaft wird die Initiative zu radikal finden und sie deutlich versenken. Es wird das Gleiche geschehen wie bei vergleichbaren Initiativen in der jüngeren Vergangenheit (Trinkwasser, Pestizid, Biodiversität) und der absehbaren Zukunft (Umweltverantwortung).
Wir sehen gerade, wohin das führen kann
Diese Umweltbewegten ohne Sinn für Pragmatismus rennen also alle paar Monate mit einer Maximalforderung gegen die Wand. Sie halten das für berechtigt, weil ihre Anliegen im Parlament keine Chance haben: Dass die mächtigen Bauern kein Jota von ihren Positionen abweichen, ist tatsächlich ebenfalls borniert.
Die Folgen dieser Politik sind schrecklich gehässige Abstimmungskämpfe wie vor der Trinkwasser- und der Pestizidinitiative. Aber auch, dass beide Lager sich in ihre rhetorischen Schützengräben zurückziehen, die eigene Klientel bewirtschaften und nicht mehr miteinander sprechen. Wir sehen gerade in den USA, wohin das führen kann.
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